Wir stehen vor einem Dilemma: Einerseits erleben wir immer intensivere, langanhaltende Hitzeperioden in Sommermonaten, andererseits haben wir das Ziel Energie einzusparen. Gerade im Bereich der Raumkühlung und Klimatisierung liegen enorme Einsparpotenziale in puncto Treibhausgasemissionen.
Die operative Umsetzung hin zu sogenannten „natürlichen Kältemitteln“ ist eine Herausforderung im Geschäftsalltag – ob im Büro, Lebensmitteleinzelhandel oder in der Industrie.
Laut Umweltbundesamt verursachen synthetische Kältemittel und veraltete Anlagen acht Millionen Tonnen CO2-Äquivalente allein im Jahr 2020. Sie sind mitverantwortlich für Ozonabbau und Klimaschäden.
Was können Unternehmen tun?
Millionen Kälteanlagen in Deutschland pusten ihre Abwärme ungenutzt in die Atmosphäre. Hinzu kommt die Wärme von anderen elektrischen Geräten wie Computern, Beleuchtung oder Servern. Dabei könnte die im Kühlungsprozess erzeugte Wärme weitergenutzt werden. Doch was ist zu tun, wenn Sie nicht in neue Anlagen investieren können? Wir haben Ihnen fünf Tipps zusammengestellt.
Arbeitszeiten und Verhaltensweisen an den Klimawandel anpassen
Sprechen Sie proaktiv mit Ihren Mitarbeitenden, um in Sommermonaten früher mit der Arbeit anzufangen und besonders heiße Arbeitszeiten gen Nachmittag zu reduzieren, in denen energieintensive Kühlung von Nöten wäre.
Zudem ist es sinnvoll, die Nutzung von Elektrogeräten zu prüfen. Welche Geräte müssen wirklich permanent angeschaltet sein? Denn genau wie wir Menschen strahlen elektronische Geräte Hitze aus.
Wer seine kreative Ader zum Ausdruck bringen möchte, kann sich zudem selbst eine Klimaanlage bauen. Dafür sind lediglich ein Ventilator, zwei leere PET-Flaschen, Kabelbinder und Eiswürfel nötig. Die genaue Anleitung zum Lifehack finden Sie auf Youtube.
Begrünen Sie innen, oben, außen
Nicht nur eine Bepflanzung im Büro, sondern auch die vertikale Begrünung an Außenwänden senkt Temperaturen um bis zu acht Grad. In Städten wie New York ist der Trend hin zu Dachgärten bereits bei Architekt*innen und Stadtplaner*innen angekommen.
Dabei entsteht durch die Bewässerung ein Verdunstungskühleffekt von bis zu fünf Grad, so dass weniger Strom für die Klimaanlagen in den darunterliegenden Räumen benötigt wird.
Der Autor Conrad Amber bringt es auf den Punkt: „Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt.“ Auch die Nutzung von hellem statt dunklem Asphalt führt zu kühlenden Effekten.
Doch was, wenn Sie weder Ihr Dach begrünen, noch die Straße aufreißen können?
Gute Fenster und Verspiegelung
Auf Fenster aufgeklebte Spiegelfolien erzielen durch die Reflexion des Lichts einen ähnlichen Effekt wie heller Asphalt. Ein weiterer Vorteil: Es ist nicht nur im Sommer kühler, sondern auch im Winter wärmer. Spiegelfolie gepaart mit Doppelglasfenstern hat eine erhebliche Auswirkung auf die Innenraumtemperatur. Weitere Verschattungsmöglichkeiten wie Markisen sollten schon früh am Morgen ausgefahren werden.
Ventilatoren statt Klimaanlagen
Wer im Hotelzimmer schon mit einer Klimaanlage konfrontiert war, kennt es: Tagsüber ist es angenehm kühl, doch ehe man es sich versieht, ist man erkältet.
Denn Klimaanlagen entziehen der Luft ihre Feuchtigkeit. Bei trockener Luft werden unsere Schleimhäute anfälliger für Bakterien und Viren.
Deshalb raten Expert*innen zu Ventilatoren mit langsamer Drehgeschwindigkeit und – besonders wichtig beim Arbeiten – geringer Lautstärke.
Am besten sind die aus südlicheren Ländern bekannteren Deckenventilatoren. Auch sie kühlen die Luft, was durch den Verdunstungskühleffekt zwischen drei bis fünf Grad Unterschied auf der Haut ausmacht.
Auch wenn wir bei extremer Hitze dazu tendieren, nach arktischen Temperaturen zu gieren, ist eine moderate Wärme von maximal sieben Grad unter Außentemperatur am gesündesten – denn auch Kälte verringert die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitenden.
Gesunde Ernährung und Fitness
Es klingt fast zu banal, aber eine gesunde Ernährung und ausreichend Sport helfen am meisten, um hohen Temperaturen resilient zu begegnen.
Wer sich fit hält, kann mit 40 Grad Hitze besser umgehen, der Körper gerät langsamer in Stress. Natürlich hilft eine generelle Entschleunigung, wenige Gehetze und am besten: lauwarme Getränke, die den Körper nicht zusätzlich zum Aufheizen bringen.
Unsere Tipps für nächste Schritte:
- Kälte- und Klimaberater*innen wie Systemhaus-energie.de geben Schulungen zu Innenraumklimatisierung.
- Der kostenfreie Selbstcheck unterstützt bei ersten Schritten auf dem Weg zu einem klimaresilienten Unternehmen.
- Die gemeinsame Initiative „Klimafreundliches Kühlen und Klimatisieren mit natürlichen Kältemitteln“ des Umweltbundesamtes bietet spezifische Online-Schulungen und Leitfäden für Unternehmen und verschiedene Branchen.