Eigentlich sollten sich die Hersteller selbst einigen und eine gemeinsame Lösung entwickeln – so war es bereits 2009 geplant. Doch die Einigung blieb aus, die EU-Kommission griff schließlich ein. Am Ende wird es also 15 Jahre gedauert haben, um etwas durchzusetzen, was sich Verbraucher*innen wünschen: das Ende der Kabelschublade. Doch nicht alle sind mit der aktuellen Entscheidung glücklich. Insbesondere Hersteller Apple, der mit seinem Lightning-Anschluss einen eigenen Weg ging, knirscht sinnbildlich mit den Zähnen. Er sieht in der Verpflichtung zum einheitlichen USB-C-Standard eine Einschränkung in Bezug auf Innovationen.
Warum sind einheitliche Ladegeräte sinnvoll?
Allein die Deutschen sorgten nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2018 für mehr als 10 Kilo Elektroschrott. Ladegeräte gehören dazu – und sie müssen immer wieder ersetzt und angepasst werden. Hinzu kommt, dass sie als kleines Zubehör oft nicht beim Wertstoffhof landen, sondern in Schubladen verschwinden. Die meisten Menschen besitzen Kabel, deren dazugehörige Geräte längst das Zeitliche gesegnet haben. Da man sich aber nicht genau erinnert, bleiben die Ladegeräte erst einmal im Haushalt – wer weiß, ob man sie noch einmal braucht. Dabei enthalten sie unter anderem wertvolles Kupfer, das sich hervorragend recyceln lässt. Eine Ressourcen- und Geldersparnis liegt auf der Hand. Die EU-Kommission spricht von stattlichen 250 Millionen Euro, die Verbraucher*innen durch die einheitlichen Ladegeräte einsparen könnten.
Was besagt die neue EU-Lösung?
- Der neue EU-Standard gilt ab Mitte 2024. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Wie oft bei EU-Regelungen wird eine Übergangsfrist von 2 Jahren eingeräumt.
- Für Geräte wie Kameras, Smartphones, Kopfhörer, Lautsprecher und Tablets gilt dann der USB-C-Standard – alle Ladekabel werden den gleichen Anschluss haben.
- Ebenfalls betroffen sind tragbare Konsolen, E-Reader, Tastaturen, Computer-Mäuse sowie Gadgets wie Smartwatches, Navis und andere Tools. Eine Sonderstellung nehmen Laptops ein, für die eine längere Übergangsregelung von 40 Monaten gilt.
- Verbraucher*innen sollen dann wählen können, ob sie beim Kauf eines Neugeräts ein neues Ladegerät brauchen oder nicht.
- Einen Wermutstropfen gibt es für Nutzer von Apple Geräten – ihre Ladekabel mit Lightning-Anschluss werden beim Kauf einer neuen Geräte-Generation nutzlos oder lassen sich nur noch mit Adapter verwenden.
Was sagen Kritiker der einheitlichen Ladegeräte?
Neben Hersteller Apple steht auch der Digitalverband Bitkom der neuen Regelung kritisch gegenüber. Auch er befürchtet, dass Innovationen ausgebremst werden könnten – Stichwort Technologieoffenheit. Zudem sei die Lösung ohnehin nicht zeitgemäß, da kabelloses Laden sich immer mehr durchsetze, Ladegeräte bereits heute schon optional angeboten werden. Die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, Anna Cavazzini, kündigte an, dass es bis 2026 auch einen einheitlichen Standard für kabelloses Laden geben soll. Sicher wird man dann ganz ähnlich wie jetzt sagen können: "Eine erfreuliche Regelung – leider kommt sie sehr spät."