Abfallvermeidung

Europa kann abfallfrei – das können Sie in Ihrer Stadt tun

Die „Europäische Woche der Abfallvermeidung“ aktiviert jedes Jahr aufs Neue engagierte Bürger*innen und Organisationen, sich für weniger Müll einzusetzen. Mit Erfolg: Über 1.400 Aktionen finden mittlerweile während der Kampagne statt. 2022 war das Motto „Nachhaltige Textilien: Wiederverwendung statt Verschwendung“. Mit Blick auf 2023 stellen wir beliebte Formate zum Selbstorganisieren vor.

Die Idee ist simpel und dadurch niedrigschwellig. Auf der Internetseite der europäischen Kampagne kann jede*r eintragen, wie und wann er oder sie sich engagieren möchte – ob mit gemeinsamen Veranstaltungen, Clean-ups oder anderen Formaten.

In Frankfurt am Main haben sich die Aktiven zur Europäische Woche der Abfallvermeidung letztes Jahr zur Initiative „Frankfurt kann abfallfrei“ formiert. Unter diesem Motto können ganzjährig Angebote und Veranstaltungen, Tipps und Wissenswertes geteilt werden. Eine Plattform also, bei der jede*r mitmachen kann. Wir haben Ihnen drei Beispiele zusammengestellt, die Sie aus Frankfurt auch in Ihre Stadt mitnehmen können.

  1. Gründen Sie ein Repair-Café – oder unterstützen Sie mit Ihren Repair-Skills

Die Nachfrage nach Reparatur-Angeboten für Elektrogeräte ist groß, das Wissen über das „Wie“ eher klein. Schade, denn: Durch eine längere Lebensdauer von Geräten könnten durchschnittlich 3,93 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden, findet eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) heraus.

Vor einigen Jahren gründete die Initiative „Transition Town Frankfurt“ deshalb das erste Frankfurter Repair-Café. Jeden dritten Samstag im Monat können Besucher:innen ihre Elektrogeräte in einem gemieteten Raum des Begegnungszentrums vorbeibringen und diese gemeinsam mit technikaffinen Ehrenamtlichen reparieren – und zwar kostenlos.

Die fleißigen Helfer:innen reparieren an einem Samstag bis zu 20 Geräte in mindestens zwei Stunden. In einer Großstadt wie Frankfurt macht es Sinn, mehrere Standorte zu finden. Denn die wenigsten Menschen fahren für die Reparatur ihres kaputten Föns durch die ganze Stadt. So gibt es in Frankfurt mittlerweile verschiedene Repair-Cafés. Die Helfer:innen sind meistens die gleichen, nur die Standorte wechseln: So ziehen sie von einem Repair-Café zum anderen, je nach Wochentag.

Bei Elektronik hört es im Repair-Café in Frankfurt-Heddernheim nicht auf: Es gibt eine Nähmaschine, mit deren Hilfe vor Ort Kleidung geflickt werden kann. Auch ein Scherenschleifer für Scheren und Messer ist mittlerweile vor Ort.

Im Schnitt können 2/3 der mitgebrachten Geräte repariert werden, die eine Hälfte davon sofort, die andere, nachdem Ersatzteile besorgt wurden.

Gibt es bereits ein Repair-Café in Ihrer Stadt oder eine Gruppe an Menschen, die sich auf das Reparieren versteht? Ein erster Schritt könnte sein, in einer Repair-Party auszuloten, ob Bedarf besteht, ein festes oder rotierendes Repair-Café zu gründen.

  1. Lassen Sie sich von Frieda inspirieren

Frieda ist ein Mädchen, das einen Unverpackt-Laden besucht, um die Zutaten für einen Schokoladenkuchen zu besorgen. Anlässlich der Europäischen Woche der Abfallvermeidung fand in der Zentralen Kinder- und Jugendbücherei in Frankfurt-Bornheim eine Lesung des Kinderbuches „Frieda im Unverpacktladen“ statt.

Die Autorin Katharina König gestaltete zusammen mit dem Frankfurter Unverpackt-Laden „Die Auffüllerei“ eine interaktive Lesung für Kinder. Der Clou: Anstatt „nur“ zuzuhören, wurden die Kinder eingebunden, indem sie Lebensmittel, die in Glasbehältern aufbewahrt werden, benennen sollten. Klingt banal, doch das für uns Erwachsene Selbstverständliche ist es für unsere Jüngsten nicht zwangsläufig. Und mal ehrlich: Selbst viele Erwachsene würden vor einem Glas Bulgur neben einem Glas mit Couscous ob der Benennung zögern. Der Informationsgehalt auf verpackten Produkten macht etwas mit uns: Schöne Gestaltung soll zum Kauf verleiten, das Kleingedruckte informiert über Inhaltsstoffe und Haltbarkeit. Ohne Einwegverpackung sind wir im positiven Sinne dazu aufgefordert, uns wieder mehr mit dem eigentlichen Inhalt zu befassen.


Ein Kinderbuch bietet dafür eine ausgesprochen schöne Gelegenheit. Vielleicht gibt es auch bei Ihnen Interessierte, die an einer Lesung teilnehmen würden …

  1. Kleidertausch-Party mit guter Musik

Das Format „Kleidertauschparty“ schafft Gemeinschaft und macht Spaß, mehr als ein Shoppingtag auf der vollen Haupteinkaufsstraße bei meist eher klaustrophobischen Zuständen in Umkleidekabinen.

Auf eine Tauschparty bringt jede*r noch gute, ausrangierte Kleidung mit, legt sie auf vorbereiteten Tischen aus, und alle Teilnehmenden stöbern nach Lust und Laune. Wer zuerst ein Stück ergattert, nimmt es mit. Andere gehen vielleicht ohne „neue“ alte Kleidung nach Hause. Doch der Sinn liegt vielmehr im Austausch und nicht im Abgreifen.

Bei guter Musik, Kaffee und selbst gebackenem Kuchen kommt auch das Kennenlernen neuer Menschen garantiert nicht zu kurz.

Vereine wie Nabu oder Greenpeace sind bereits in vielen Städten aktiv, also recherchieren Sie einfach, ob es nicht sogar schon ähnliche Formate in Ihrer Stadt gibt.

Viele Ideen für Abfallvermeidung, die Spaß macht

In Frankfurt fanden letztes Jahr auch Clean-ups (geht auch mit der Freundin beim Joggen!), eine Lernwerkstatt und Wachs-Sammelaktion statt. Wo und wofür zum Teufel Sie Wachs sammeln sollten, fragen Sie am besten die Klimawerkstatt. Es lohnt sich.

Wer in Frankfurt wohnt, kann seine bereits initiierten Ideen unterjährig nicht nur bei „Frankfurt kann abfallfrei“ bewerben, sondern auch innovative, neue Ideen im „Zero Waste Lab“ einreichen. Das Beteiligungsportal dient als Ideenschmiede zu den Themen Abfallvermeidung, Zero Waste und Stadtsauberkeit – oder auch als Inspiration für Ihre Stadt. Jede*r kann mitmachen, Ideen einbringen, bei der Umsetzung eines Projektes mitarbeiten oder sich auch nur als Freiwillige*r melden, z. B. um auf Veranstaltungen zu unterstützen.

Auch außerhalb der Mainmetropole gibt es viele Aktive – und je mehr Menschen sich einbringen und in ihrem direkten Umfeld Ideen umsetzen, desto besser. Die Europäische Woche der Abfallvermeidung bietet dafür eine gute Plattform. 2023 findet sie vom 18. bis zum 26. November 2023 statt. Genug Zeit also, eine eigene Aktion zu planen.<br/><br/>

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„Durch langlebigere Geräte könnten durchschnittlich 3,93 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.“
Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv)
Die Autor*in
Marlene Haas
Marlene Haas
Als Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens "Lust auf besser leben" und Nachhaltigkeitkeitsaktivistin schlägt Marlenes Herz für alle Themen rund um Zero Waste, Klimaschutz und Circular Economy. Die Frankfurterin tüftelt am liebsten an neuen Ideen, die andere für nicht machbar halten, oder schreibt für RECYCLIST. Ansonsten cruist sie mit ihrem Sohn im Gepäck auf dem Cargobike durch die Region oder bemüht sich um einen grünen Daumen an ihren Hopfenpflanzen.