Klimawandel

Fassadengrün und Klima-Farbe: Diese Innovationen helfen beim klimafreundlichen Wohnen

Graue Fassaden sind out, wenn wir Klimaschutz ernst nehmen. Studien ergeben, dass Begrünung die Oberflächentemperaturen um bis zu 8 °C senken kann, isoliert, dämmt und zur Artenvielfalt beiträgt. Neben Bepflanzung gibt es auch Wandfarbe, die CO2 bindet, sowie neue Ideen für Mieter*innen, die auf ihrem Balkon aktiv zu Klima- und Umweltschutz beitragen möchten.

Die Erderwärmung konfrontiert uns mit Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden oder Starkregen. Neben gesundheitlichen Aspekten haben diese Veränderungen Auswirkungen auf unsere Infrastruktur, unseren Konsum und auch auf unsere Wohnumgebung.

In hundert Jahren werden Wohngebäude, in denen es im Sommer bereits jetzt sehr warm ist, kaum mehr bewohnbar sein. Lösungen wie energieaufwändige Kühlsysteme sind weder klimafreundlich, noch bei steigenden Energiepreisen kosteneffizient. Deshalb tüfteln zahlreiche Unternehmen und Forschungseinrichtungen an innovativen Lösungen.

Fassadenbegrünung: ein zwitscherndes Multitalent

Vielerorts gibt es mittlerweile Förderprogramme, die Eigentümer*innen dabei unterstützen, ihre Dächer oder Hauswände zu begrünen. Fassadengrün hat sowohl eine kühlende als auch eine isolierende Funktion.

Erste Studien ergeben, dass mit einer sinnvollen Begrünung Oberflächentemperaturen um bis zu 8 °C gesenkt werden können. Da wir uns wohl oder übel mit wochenlang anhaltenden Hitzeperioden von über 40 °C konfrontiert sehen werden (auch bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels), ist diese Wirkung gesundheitlich wie auch stadtklimatisch von großer Bedeutung.

Doch auch im Winter mit immer extremeren Temperatur- und Wetterschwankungen hat eine begrünte Fassade eine isolierende sowie die Fassade schützende Funktion. Zudem dämmt eine bepflanzte Fassade und schützt vor Lärm. Das spart Nerven und Energiekosten, ist zudem feuerhemmend und trägt im besten Fall zu einer Verlängerung der Lebensdauer von Außenwänden bei.

Dabei ist zu beachten, welche Pflanzen klimawandeltauglich sind, also welche Arten den sich wandelnden Umweltbedingungen standhalten, aber auch, wie sie bewässert werden. Brauchwassersysteme über Regenwasserumleitungen sind empfehlenswert.

Zudem nehmen Pflanzen Schadstoffe aus der Luft auf, binden sie und entlasten unsere Umwelt teilweise mit bis zu 40 Prozent von Stickstoffdioxyd, binden Ozon und Feinstaub.

Neben dem Klimawandel ist die Bedrohung der Artenvielfalt die größte Herausforderung des jetzigen Jahrhunderts. Umso wichtiger sind die positiven Effekte begrünter Fassaden auf unsere Tierwelt: Wer im Sommer einmal an einer bepflanzten Fassade vorbeigelaufen ist, hat sich wahrscheinlich nicht nur über die kühleren Temperaturen gefreut – sondern auch lebhaftem Vogelzwitschern oder gar Bienensummen gelauscht.

An einer begrünten Fassade finden Vögel Nahrung und Schutz. So entstehen bei sinnvoller Gestaltung eigene kleine Biotope, in denen neben Vögeln auch Insekten leben, bestäuben und Futter für andere Tiere darstellen.

Was kann ich als Mieter*in tun?

Mara Zacharias ist Gründerin des Start-ups balcovera. Das junge Unternehmen bietet eine Alternative zur Fassadenbegrünung an, da die meisten von uns zur Miete wohnen und nicht wie Hauseigentümer*innen große Investitionsentscheidungen treffen können.

balcovera vermietet praktische Begrünungssysteme für den Balkon. Dabei achtet das Unternehmen auf ganzjährig florierende Pflanzen und torffreie Erde. Denn was viele nicht wissen: Herkömmliche Pflanzenerde, sogar bio-zertifizierte, besteht oft bis zu 50 Prozent aus Torf. Ein Rohstoff, der aus Mooren gewonnen wird. Moore wiederum sind wichtige Klimaschützer, die enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid speichern. Eine Bewässerung ist ins balcovera-System integriert. Das Start-up tüftelt noch am passenden Geschäftsmodell, das es mit ersten Kund*innen weiterentwickelt.

Farbe, die das Klima schützt und CO2 umwandelt

Nicht weniger innovativ geht es im Bereich der Fassadenfarben zu. Das Traditionsunternehmen STO hat beispielsweise eine Farbe entwickelt, die Ozon in Sauerstoff umwandelt.

Das innovative Produkt lässt mithilfe von Titandioxid, Siliconharzemulsion, Weißpigmenten und Wasser (um nur einige Inhaltsstoffe zu nennen) Stickoxide und Ozon durch Mitwirken von Sonnenlicht zu leicht löslichem Nitrat oxidieren. Regnet es, wird das Nitrat einfach abgewaschen.

Damit ist die Firma STO nicht alleine: Die RMIT University in Melbourne hat ebenso mit der Hilfe von Titandioxid einen Farbstoff entwickelt, der Sonnenlicht absorbiert und effektiv kühlt. Hinzu kommt, dass die Wandfarbe Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff katalysiert, also als Energielieferant dienen könnte.

Zur Erklärung: Titanoxid ist ein weißes Pigment und reflektiert das Sonnenlicht. Doch auch dunkle Wandfarben können unter bestimmten Bedingungen die Temperatur bis zu 20 °C senken. Das Deutsche Lack-Institut erklärt, dass sogenannte Mischphasenmetalloxid-Pigmente Nah-Infrarotstrahlung des Sonnenlichts stärker reflektieren – und dass selbst auf schwarz gestrichenen Hausfassaden.

 

Quellen:

„Begrünte Fassaden nehmen Schadstoffe aus der Luft auf, binden sie und entlasten unsere Umwelt teilweise mit bis zu 40 Prozent von Stickstoffdioxyd, binden Ozon und Feinstaub.“
Die Autor*in
Marlene Haas
Marlene Haas
Als Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens "Lust auf besser leben" und Nachhaltigkeitkeitsaktivistin schlägt Marlenes Herz für alle Themen rund um Zero Waste, Klimaschutz und Circular Economy. Die Frankfurterin tüftelt am liebsten an neuen Ideen, die andere für nicht machbar halten, oder schreibt für RECYCLIST. Ansonsten cruist sie mit ihrem Sohn im Gepäck auf dem Cargobike durch die Region oder bemüht sich um einen grünen Daumen an ihren Hopfenpflanzen.