Wer sie einmal gesehen hat, den verfolgen sie: Bilder von gestrandeten Walen, deren Mägen voll mit menschlichen Abfällen sind, oder Vögel, die beim versehentlichen Verzehr von Plastikgegenständen qualvoll verenden. Unser Müll gelangt durch Flüsse in die Ozeane, dort sind Plastikstrudel mittlerweile vier Mal so groß wie Deutschland.
Wir haben ein Müll-Problem. Auch in Städten steigt die Zahl an arglos weggeworfenem Abfall. Hier ein Zigarettenstummel, da ein Pizzakarton, der nicht mehr in den Abfalleimer passt …
Wir versinken im Müll, könnte man meinen. Doch nicht nur unsere Flüsse und Böden, auch das uns umgebende Weltall könnte ein „Clean-up“ vertragen.
Müll im Weltall
Um zu verstehen, wie groß das Abfallproblem im All wirklich ist, brauchen wir Daten. Rund 3.000 nicht funktionsfähige Satelliten fliegen durchs All. Über 13.000 unbrauchbare Objekte von Raketen kommen hinzu.
Einige Wissenschaftler*innen gehen sogar von 29.000 Teilen im Weltall aus, die größer als zehn Zentimeter und damit sehr gefährlich sind. Viele Millionen kleinere Objekte rasen mit Geschwindigkeiten von 40.000 Kilometern pro Stunde durch den Raum. Werden Satelliten oder Raumstationen getroffen, gleicht ein Aufprall einer Explosion.
Abfallentsorgung 2.0
Diese Müllhalden werden durch eine Privatisierung des Weltalls, so könnte man sagen, verstärkt. Wer jüngst am Nachthimmel die sternschnuppengleiche Satellitenkette von Musks SpaceX bewundert hat, dem schwant, was auf uns zukommt.
Neuen, extraterrestrischen Abfall müssen wir entsorgen lernen, wenn wir künftig gefahrenarme Raumfahrt ermöglichen möchten. Ideen dazu gibt es bereits: Trümmer aufspießende Harpunen oder Fangnetze. Die European Space Agency erprobt robotische Tentakel, die defekte Satelliten in Richtung Erde zurückschicken. Keine Panik: Durchdringen sie die Atmosphäre, verglüht der (meiste) Müll durch die Reibungshitze. Unternehmen forschen dazu bereits an Geschäftsmodellen.
Es gibt mittlerweile Müllhalden im Südpazifik, deren Auswirkungen noch nicht gänzlich erforscht sind. Denn ausgediente Satelliten, die nicht auf ihrem Weg verglühen, geben im Meer Stoffe an ihre Umgebung ab.
Zero-Waste-Raumfahrt
Neben dem Ausbau verschiedener Geschäftsmodelle rund um Weltraum-Müllentsorgung gibt es auch im Weltall erste Versuche in Richtung Mehrweg und Zero Waste. Was sich auf der Erde als Trend erweist, kann also auch für das Universum sinnvoll sein?
In der Atmosphäre nimmt die Anzahl von Müllteilen in der Umgebung der Erde ständig zu. Damit wird die Raumfahrt zunehmend gefährdet. Um größere Kollisionen ausgelöst durch Kettenreaktionen von aufeinanderprallenden Teilchen zu verhindern, kommen mitunter Mehrweg-Raketen zum Einsatz. Sie bringen ihr Gut ins Weltall, kehren danach wieder zurück zur Erde und parken.
Die sogenannten „Refill“-Raketen bieten neben Abfallvermeidung und Ressourcenschonung positive Effekte für den Umweltschutz. Nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre landen sie nicht als Schrott auf dem Meeresgrund.
Bei allen Ansätzen bleibt die Frage nach gesetzlichen Vorgaben, wie wir sie aus weltlicheren Bereichen wie der Gastronomie mit einer Verschärfung des Verpackungsgesetzes jüngst erfahren.
Während die Gastronomie ab 2023 Mehrweg anbieten muss, bleibt das Wettrennen im Weltall bisher weitestgehend gesetzesfreie Zone und macht damit den Weg frei für Einweg-Müll der besonderen Art.
Weitere Informationen und Tipps:
- Viele Menschen engagieren sich begeistert beim World Cleanup Day Mitte September
- Sonne, Mond und Müll – Aufräumen im All (enorm Magazin)
- Was ist Weltraummüll (ESA)