Geschichte – ein Stoff zum Blaumachen
Die Entdeckung des Kobalts wird dem schwedischen Chemiker Georg Brandt zugeschrieben. Zumindest gab er dem Element 1735 seinen Namen. Der allerdings basiert auf einer länger zurückliegenden Geschichte. Eigentlich hielt man das silbrig glänzende Gestein nämlich für ein ursprünglich silberhaltiges Material, das durch Kobolde verhext worden ist. Berggeister, so glaubte man, hätten Wertvolles durch Wertloses ersetzt und so einen Koboldstein geschaffen. (Lat. "Cobaltum" = Kobold). Es gilt jedoch als erwiesen, dass Kobalt bereits von Ägyptern, Griechen und Römern genutzt wurde – mit der blauen Farbe des Metalls ließen sich Vasen und Gläser "kobaltblau" einfärben. Unter welchem Namen Kobalt damals bekannt war, hat man bis heute nicht herausgefunden.
Vorkommen und Gewinnung – ein armes Land ist kobaltreich
Kobalt kommt in nennenswerten Mengen nur in Meteoriten oder im Erdkern elementar vor. Häufiger sind diverse Kobalterz-Verbindungen mit Nickel, Kupfer oder Uran. So wird es in der Regel als Beiprodukt abgebaut. Durch ein mehrstufiges physikalisch-chemisches Verfahren kann aus den verschiedenen Ausgangserzen Kobalt reduziert werden. Das Metall wird vor allem im Kongo, in Russland, Australien, den Philippinen und Kanada gefördert. Die Schmelzen und Raffinerien befinden sich überwiegend in China, Lieferketten sind meist wenig transparent.
Eigenschaften – das perfekte Material
Kobalt ist wie Eisen und Nickel magnetisch und härter als Stahl. Es ist korrosionsbeständig und gut geeignet, Wärme und Strom zu leiten.
Bedeutung – keine Verkehrswende ohne Kobalt
Kobalt findet häufig als Legierungselement Verwendung, zum Beispiel in der Medizin- oder der Werkzeugtechnik. Noch immer spielt es bei der Herstellung von hitzefesten Farben und Pigmenten eine Rolle, beinahe so, wie es uns bereits die alten Ägypter gezeigt haben. Durch seine magnetischen Eigenschaften wurde Kobalt für Ton und Videokassetten eingesetzt, entsprechend der technischen Entwicklung geht seine Bedeutung hier zurück. Ganz anders allerdings sieht es bei der Verwendung in Lithium-Ionen-Akkus gefaehrlich aus: Die Innovationsgeschwindigkeit bei elektronischen Geräten hat die Nachfrage nach Kobalt sehr befeuert – denn ohne Kobalt keine Akkus. Noch. Langfristig wird in der Forschung versucht, die vergleichsweise teuren Metalle wie Kobalt und Nickel zu ersetzen. Bislang allerdings werden sie gebraucht. Man muss nur an den wachsenden Bereich Elektromobilität denken, um sich vor Augen zu führen, welche Nachfrage auf das Metall weiter zukommen wird. Das Öko-Institut sagt für das Jahr 2050 allein für den Ausbau der Elektromobilität ein Bedarf von rund 800.000 t voraus. Zum Vergleich: 2017 lag der Bedarf bei 110.000 Tonnen. Bereits heute werden in der EU 50 % des geförderten Kobalts für Akkus eingesetzt. Aufgrund seiner Bedeutung für die Industrie und entscheidende Zukunftstechnologien zählt Kobalt zu den sogenannten "Strategischen Metallen".
Problematik – Mensch und Umwelt leiden
Der Abbau von Kobalt steht ähnlich wie der von Coltan unter einem schlechten Stern. Die Abbaubedingungen im Kongo gelten als mehr als zweifelhaft – sowohl, was die geschundenen Arbeiter vor Ort betrifft, als auch in Bezug auf die Umweltfolgen. Und die Gewinne landen oft in den Taschen derer, die den Bürgerkrieg befeuern. Zusätzlich wurden Gesundheitsschäden durch den Abbau bekannt. Zwar ist Kobalt ein essentielles Spurenelement, das am Aufbau des Vitamins B 12 beteiligt ist. In größeren Mengen ist es jedoch toxisch, das Einatmen des Kobaltstaubs verursacht Lungenschäden, in der Nähe der Minen sind die Felder oft verseucht, Menschen leiden an Magen- und Darm, aber auch Krebserkrankungen. Noch immer sind die Probleme rund um den Kobalt-Abbau relevant, aber es gibt (kleine) Schritte in Richtung Lösung. Zwar soll das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das seit 2023 in Kraft ist, solche Zustände generell verunmöglichen, aber hier gibt es noch jede Menge Lücken. Kritiker merken an, dass Unternehmen demnach Menschenrechtsverletzungen bei indirekten Zulieferern nur dann untersuchen müssen, wenn sie bereits "substanziierte Kenntnis" über mögliche Verletzungen haben, es also in der Regel bereits zu spät ist. Beispiele großer Hersteller gehen in die richtige Richtung: Im Jahr 2023 gab Apple bekannt bis 2025 zu 100 Prozent recyceltes Kobalt in allen von Apple entwickelten Batterien verwenden zu wollen. Volkswagen hat an seinem Standort in Salzgitter eine Anlage für das Recycling von Hochvoltbatterien eröffnet, um neben anderen Rohstoffen auch Kobalt wiederzugewinnen. Mercedes baut in der Nähe von Karlsruhe eine eigene Batterierecyclingfabrik – um nur einige Beispiele zu nennen.
Recycling – ja, aber ...
Kobalt lässt sich durch thermische und chemische Verfahren gut recyceln und ohne große Verluste wiederverwenden. Ein neu entwickeltes Verfahren der Universität Linnaeus (Schweden) könnte dabei künftig den Energiebedarf und die Umweltbelastung reduzieren. Gerade im Hinblick auf die oben beschriebenen Probleme ist es verantwortlich und sinnvoll, das Metall wieder in den Kreislauf zurückzugeben, wenn das entsprechende Gerät nicht mehr gebraucht wird. Das sprichwörtliche "Kleinvieh" aus Smartphones und anderen kleinen Elektrogeräten spielt dabei durchaus eine Rolle. 210 Millionen alte Handys lagern in Deutschland aktuell in den Schubladen. Zusammen sind das eine Menge Rohstoffe, die recycelt und wiederverwendet werden könnten. Vielleicht denken Sie beim nächsten Ausmisten mal daran? Der Wertstoffhof Ihrer Kommune nimmt Ihre ausgedienten Geräte gern entgegen.
Mehr (sehr gut aufbereitete) Infos über die Problematik beim Kobaltabbau gibt es in einer Veröffentlichung de INKOTA Netzwerks und des Ökumenischen Netz Zentralafrika (PDF in deutscher Sprache).