Vorbild Natur am Beispiel Korallenriff – ein perfekt vernetztes System von 4.500 Arten

Zero Waste

Kreislauf des Lebens – ein Doku-Tipp

„Denk alles neu!“ Dieser Aufruf ist der Leitsatz in „Kreislauf des Lebens“. Dabei verbreitet der Film keine neuen Thesen – doch für unsere Art zu wirtschaften sind sie revolutionär. Vier Visionäre zeigen, was möglich sein könnte, würde die Menschheit tatsächlich umdenken und ihren Blick auf die Welt neu ausrichten. Das macht nicht nur ganz viel Hoffnung – es ist auch unterhaltsam und spannend.

Der 26. Juli 2022 war der 103. Geburtstag eines bemerkenswerten Mannes. Leider sollte es schicksalhaft zugleich auch sein Todestag sein. Zum Glück wurde seine Geschichte rechtzeitig festgehalten: Der Brite James Lovelock, Multi-Wissenschaftler, Forscher und Erfinder spielt in „Kreislauf des Lebens“ als 102-jähriger Umweltschützer eine bedeutende Rolle. Im Jahr 1972 (wir halten fest: vor 50 Jahren!) entwickelte er die sogenannte Gaia-Hypothese. Sie besagt, dass die Erde ein lebendiges System vernetzter Kreisläufe ist, das sich selbst in Balance hält. Der Mensch der Wegwerfgesellschaft stellt sich außerhalb dieses Systems und ist deshalb zum Scheitern verurteilt. Nur wenn er sich als Teil des Ganzen begreift, die Natur imitiert und echte Kreisläufe schafft, beendet er sein (selbst-)zerstörerisches Tun.

In der Doku finden sich weitere Visionäre unterschiedlicher Generationen, die Lovelocks Sicht der Dinge teilen: die Biologin und Wissenschaftsjournalistin Janine Benyus, der Ingenieur, Architekt und Designer Arthur Huang und John Fullerton – ehemaliger Geschäftsführer des großen amerikanischen Finanzdienstleisters J.P. Morgan.

„Wir müssen unseren Platz im Universum neu definieren“

Die Geschichten der vier Vordenker*innen werden in der Doku auf unterhaltsame Weise erzählt. Was sie eint, ist ein Schlüsselerlebnis, das ihr Denken und damit auch ihr Leben veränderte. Als Öko-Pionier hatte sich etwa Ex-Banker Fullerton zuvor nun gar nicht gesehen. Doch genau um dieses Umdenken geht es: „Wir müssen unseren Platz im Universum neu definieren“ – auch das ist ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch den Film zieht. Er ist mehr Schlachtruf als Mahnung – was die Doku so sehenswert macht, sind die unzähligen Ideen, die vielen positiven Beispiele, wie eine Bio-Mimikry, wie die Nachahmung der Natur in der Praxis aussehen kann. Das ist nicht immer alles ausgereift und manchmal bleiben auch bei den Zuschauenden sicher Fragen offen. Aber wie toll wäre das: Textilrecycling – auch von Mischgeweben – im großen Stil. Modular aufgebaute Krankenstationen aus Recyclingmaterial. Geräte, die nicht mehr neu angeschafft, sondern einfach upgedatet werden. Und überhaupt – die kluge Wiederverwertung von allem, was hergestellt wird – Zero Waste im Sinne einer perfekten Kreislaufwirtschaft. „Wir werden Kunden statt Konsumenten“, sagt Janine Benyus – Dinge werden zu Dauerleihgaben, Hersteller zu Dienstleistern.

Dies alles wirbelt die herkömmliche Denkweise ordentlich durch. Und hinterher fühlt man sich erfrischt und optimistisch. Das schafft wahrlich nicht jeder Film, der die Klimakrise zum Thema macht. „Der Kreislauf des Lebens“ ist noch bis zum 28.06.2025 in der arte Mediathek zu sehen.

„In der Natur gibt es keine „Verbraucher“. Alles fließt zurück.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.