Zero-Waste-Menstruationsartikel sind gut für Umwelt und Geldbeutel

Zero Waste

Müllvermeidung und Menstruation: Was Sie wissen sollten

Der Zero-Waste-Lebensstil findet mittlerweile Anklang. Doch wie sieht es im Intimbereich aus? In der EU verbrauchen Frauen jährlich über 49 Milliarden Hygieneartikel. Sie alle landen im Müll. Darüber wird kaum gesprochen. Dabei gibt es nicht nur günstigere, sondern auch gesündere Alternativen, die keinen Abfall produzieren.

Mehr als 600.000 fiktiv gefüllte Badewannen an Müll verursachen allein die Wegwerfprodukte der Monatshygiene von Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diese Unmengen an Tampons, Binden und Slipeinlagen landen nach dem Gebrauch im Restmüll und werden verbrannt – oder müssen kostspielig aus Kläranlagen gefischt werden.

In Dresden beispielsweise entstehen durch die nicht fachgerechte Entsorgung von Hygieneartikeln in der Toilette jährlich Mehrkosten in Höhe von ca. 150.000 Euro.

Menstruieren und Klima schützen – wie soll das funktionieren?

Weichmacher in kunststoffbasierten Einwegartikeln sowie Mikroplastik landen durch nicht fachgerechte Entsorgung häufig in der Toilette und somit in unserem Wasser oder pflastern im Ausland Strände zu. Was kaum eine*r weiß: Jeder zehnte Müllartikel, der an Stränden gefunden wird, ist eine benutzte Binde oder Slipeinlage.

Zudem werden in der Herstellung Bleichmittel verwendet, die wie bei weißem Druckerpapier eine saubere Optik vermitteln. Da die meisten Artikel zusätzlich in einer schützenden Plastikfolie verkauft werden, kommen negative Umwelt- und Klimafolgen durch erdölbasierte Kunststoffe hinzu.

Einweg-Artikel für die Monatshygiene der Frau haben Auswirkungen auf den Klimawandel: Weltweit werden jährlich rund 19 Milliarden Menstruationsartikel weggeworfen (einige Quellen geben diese Zahl allein für die USA an). Eine Frau verbraucht in ihrem menstruierenden Leben im Schnitt über 16.000 Einweg-Artikel wie Binden und Tampons. Dabei entstehen jährlich allein für die Tamponnutzung fünf Kilogramm CO2-Emissionen (The Eco Guide. 2016. A menstrual cup? Is that what is sounds like? Gross.) je Frau und Umweltschäden, die aufgrund unserer meist funktionierenden Entsorgungs- und Kläranlagenstruktur und eines häufig tabuisierten Themas kaum an die Öffentlichkeit dringen. Dabei sind die Alternativen oft nicht nur günstiger, sondern auch gesundheitlich empfehlenswert.

Die Alternativen: Mehrwegartikel, Bio-Tampons und mehr

  1. Mehrwegbinden

Ähnlich wie viele umweltbewusste Eltern es bereits von Stoffwindeln kennen, gibt es auch Mehrwegbinden, bspw. aus saugstarker Bambusfaser oder Bio-Baumwolle. Sie werden per Knopf in der Unterhose festgemacht oder eingelegt. Sie halten Jahrzehnte und können bei 60 Grad gewaschen werden. Vor allem aber geben sie keine giftigen Weichmacher ab, die oft in kunststoffbasierten Binden und Slipeinlagen zu finden sind.

  1. Menstruationstasse

Auch wenn der Name erstmal befremdlich klingen mag, die Menstruationstasse oder „Cup“ ist ein echter Alleskönner. Sie besteht aus medizinischem Silikon oder Kautschuk und ist in verschiedenen Größen erhältlich. Sie hält ca. zehn Stunden und wird nach dem Ausleeren mit Seife gründlich abgewaschen und nach der Periode gründlich ausgekocht, damit keine Bakterien die Intimflora stören. Ein großer Vorteil: Anders als bei Trockenheit verursachenden Tampons wird die Scheidenflora nicht gestört. Wem der Cup unangenehm ist, da das Blut nicht versickert, sondern in die Toilette ausgeschüttet werden muss, kann auch auf natürliche Menstruationsschwämme zurückgreifen.

  1. Periodenunterwäsche

Wer auf Instagram Eco-Influencerinnen verfolgt, wird den Hype um Periodenunterwäsche bereits mitbekommen haben. Die – mittlerweile auch ästhetische – Unterwäsche hat die Binde in Form einer verstärkten, saugfähigen Einlage eingenäht. So kann nichts verrutschen.

  1. Bio-Einwegartikel

Wem Mehrwegmenstruationsartikel nicht geheuer sind, kann durch die Umstellung auf Bio-Tampons und Binden seinen ökologischen Fußabdruck verbessern: Denn „Bio“-Baumwolle bedeutet zumindest weniger Pestizide und damit auch weniger gesundheitliche Schäden für Frau und Erde.

Ist Zero-Waste-Menstruation nicht teuer?

Wie häufig bei Mehrwegprodukten ist es auch bei Menstruationsartikeln so, dass der Anfangs-Invest zwar teurer als die Einwegalternative ist. Die Kosten amortisieren sich jedoch schnell.

Ein Beispiel: Eine Menstruationstasse hält bis zu zehn Jahre und kostet um die 15 Euro je nach Herstellerin. Ein (Bio-)Tampon kostet zwischen zwölf und 20 Cent. Wenn wir die Kosten von drei Tampons am Tag an sieben Tagen im Monat auf zehn Jahre hochrechnen, kostet uns der Einwegspaß über 300 Euro – also das 20-Fache.

Warum es nicht nur um Frauen geht

Anstatt mit Einweg-Periodenprodukten jährlich bis zu 6 Kilogramm Müll zu verursachen, können Frauen mit einer Zero-Waste-Monatshygiene nicht nur Müll und Geld sparen, sondern im Vergleich auch ca. fünf Kilogramm CO2 pro Jahr.

Ein weiterer Faktor neben dem Umweltschutz ist ebenso wichtig zu bedenken: Die Kosten und gesundheitlichen Folgen der Menstruation liegen meist allein bei den Frauen. Initiativen, die sich für eine Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent für Tampons und Binden einsetzen sind also ebenso begrüßenswert wie gesetzliche Innovationen, die beispielsweise in Südkorea (und weiteren Ländern wie Indonesien, Sambia usw.) dafür sorgen, dass menstruierenden Menschen vom Arbeitgeber freie Tage während der Menstruation garantiert werden.

Kein Wunder also, dass Schülerinnen von „Periods for Future“ Kindern und Jugendlichen einen bewussteren und umweltschützenden Umgang mit Hygieneartikeln vermitteln möchten – und dabei das normalste und gleichzeitig häufig noch tabuisierte Thema der Welt auf eine politische Agenda setzen.

Quellen und hilfreiche Links

- Eine Übersicht und sogar Buchtipps zu umweltfreundlichen Alternativen finden Sie bei Smarticular und Nabu

- Utopia und Erdbeerwoche erklären Herstellungsprozess und Umweltauswirkungen von Menstruationsartikeln

„Eine Frau verbraucht in ihrem menstruierenden Leben im Schnitt über 16.000 Einweg-Artikel wie Binden und Tampons. Dabei entstehen jährlich allein für die Tamponnutzung fünf Kilogramm CO2-Emissionen je Frau.“
The Eco Guide. 2016. A menstrual cup? Is that what is sounds like? Gross.
Die Autor*in
Marlene Haas
Marlene Haas
Als Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens "Lust auf besser leben" und Nachhaltigkeitkeitsaktivistin schlägt Marlenes Herz für alle Themen rund um Zero Waste, Klimaschutz und Circular Economy. Die Frankfurterin tüftelt am liebsten an neuen Ideen, die andere für nicht machbar halten, oder schreibt für RECYCLIST. Ansonsten cruist sie mit ihrem Sohn im Gepäck auf dem Cargobike durch die Region oder bemüht sich um einen grünen Daumen an ihren Hopfenpflanzen.