Beim nachhaltigen Campingurlaub geht es nicht nur um das Naturerlebnis, sondern auch um die Anreise und den Umgang mit Ressourcen. der Natur am Reiseziel

Nachhaltigkeit

Nachhaltiger Campingurlaub

Camping klingt nach Abenteuer und Natur pur! Oft sind die Folgen für die Natur jedoch weniger erholsam. Vermüllung, Eingriffe in Naturschutzgebiete oder Klimabelastungen durch Fahrzeuge und Generatoren: Können wir wirklich nachhaltig campen und die Umwelt schützen? Wir gehen auf Spurensuche ...

Im Grunde können viele „nachhaltige“ Verhaltensweisen und Tricks, die wir bereits in unseren eigenen vier Wänden beherzigen, mühelos auf den Campingurlaub übertragen werden. Dazu zählen zum Beispiel Mülltrennung, Einkauf von regionalen und unverpackten Lebensmitteln sowie die Vermeidung von Einwegverpackungen.

Wie das in den Campingalltag integriert werden kann, erklären wir im Artikel „Zero Waste Camping“. Planung ist hierbei das A und O.

Nachhaltiger Campingurlaub ist mehr als „Zero Waste“

Doch schon bevor die Reise losgeht, können durch eine sorgfältige Urlaubsplanung schädliche Emissionen vermieden werden. Gerade für unerfahrene Camper ist es sinnvoll, eine Packliste zu erstellen, um einer unnötigen Überladung des Fahrzeugs mit Reisegepäck vorzubeugen. Die Reduktion des Gewichts wirkt sich positiv auf den Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs aus – und damit auch auf Umweltschutz und Geldbeutel. Deshalb sollte auch vor Fahrtantritt mit dem Reisefahrzeug darauf geachtet werden, den Frischwassertank nur minimal zu befüllen und den Abwassertank zu leeren. Weitere nützliche Tipps und Empfehlungen, was auf Ihrer Packliste nicht fehlen darf und was lieber daheim bleiben kann, finden Sie auf der Ratgeberseite Campingnerd.

Um die Umweltbelastung des Urlaubs zu minimieren, sind regionale(re) Reiseziele ebenso sinnvoll wie die Recherche von öffentlichen Transportmitteln oder Leihrädern am Urlaubsort selbst.

Welches Transportmittel ist am nachhaltigsten?

Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist im Vergleich zum Pkw, Wohnmobil, Caravan oder Campervan die umweltfreundlichste Alternative. Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg werden nur 31 g CO2äq je Personenkilometer ausgestoßen – im Vergleich dazu emittiert der Pkw ca. 200 g CO2äq (Anm. d. R.: Die Angaben variieren je Auto).

Bei weiter entfernten Reisezielen kann die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln kompliziert sein. Überregionale Verbindungen gehen häufig mit langen Fahrt- und Umsteigezeiten einher, auch kurzfristige Fahrtausfälle sind keine Seltenheit.

Um die Anreise mit dem Camper so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, kann man Fahrgemeinschaften mit anderen Reisenden schließen. Im Vergleich zu Reisemobilen und Caravans sind Campervans die umweltfreundlichste Alternative. Sowohl im Bereich der Übernachtungs- bzw. Wohnemissionen als auch die Fahrtemissionen sind geringer als bei herkömmlichen Reisemobilen. Inzwischen gibt es ein großes Angebot an selbst ausgebauten Campervans, die von ihren Besitzer*innen privat vermietet werden. Dies ist eine preisgünstige und nachhaltige Alternative zu den gängigen gewerblichen Mietwagenunternehmen. Denn Teilen spart Ressourcen – ob Auto, Van oder Bohrmaschine.

Naturschonend unterwegs vor Ort

Am Ziel angekommen bietet es sich an, den Urlaubsort zu Fuß, per (Leih-)Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Auf Wanderungen durch die Natur sollten nur ausgezeichnete Wanderwege genutzt werden. Eine Tour quer durch die Natur klingt verlockend, doch sie hinterlässt Spuren in der Landschaft und bedeutet eine große Belastung für Flora und Fauna im Urlaubsort – auch wenn diese für uns nicht direkt sichtbar sind. Wer auf seinem Spaziergang die Augen offen hält, wird feststellen, dass von beliebten Ausflugszielen bis hin zu den entlegensten Orten Hinterlassenschaften und Müll von anderen Urlauber*innen zurückgelassen wurden. Wer sich auch im Urlaub die Zeit für eine kleine Aufräumaktion nimmt, tut der Natur und den Bewohner*innen der Region einen großen Gefallen.

EU-Ecolabel, was ist das?

Auf der Suche nach einem nachhaltigen Campingplatz empfiehlt es sich, auf eine Zertifizierung durch das EU-Ecolabel zu achten. Campingplätze, die das EU-Ecolabel tragen, erfüllen 22 Kriterien. Darunter fallen zum Beispiel die ausschließliche Nutzung von Ökostrom und diverse Einsparungspotenziale, wie der Umstieg auf LED-Beleuchtung und wassersparende Duschköpfe. Jeder zertifizierte Campingplatz muss entsprechend seines Angebots eine Mindestpunktzahl erreichen. Neben Auflagen zur Infrastruktur umfasst dies auch die Aufgabe, dass Betreiber*innen ihre Gäste zu umweltverträglichem Verhalten anleiten müssen.

Obwohl deutsche Campingplätze im Schnitt etwas energieeffizienter sind als europäische, werden diese Vorteile durch den schlechteren Strommix überkompensiert. Denn ein wesentlicher Teil des Stroms in Deutschland wird aus fossilen Energieträgern generiert.

Die Übernachtung auf Campingplätzen geht mit zusätzlichen Emissionen einher, da die vor Ort genutzte Infrastruktur mit Energieaufwendungen verbunden ist. In Deutschland liegen die zusätzlichen Treibhausgasemissionen je Übernachtung laut IFEU bei 3,9 kg CO2äq.

Fazit

Mit bewusster Vorbereitung und Hilfestellungen wie dem Eco-Label ist ein umwelt- und klimaschonenderer Urlaub durchaus möglich. Wie bei anderen Veränderungsprozessen auch hilft es, sich Schritt für Schritt an neue Urlaubsgewohnheiten heranzutasten.

„Campingplätze, die das EU-Ecolabel tragen, erfüllen 22 Kriterien. Darunter fallen zum Beispiel die ausschließliche Nutzung von Ökostrom und diverse Einsparungspotenziale, wie der Umstieg auf LED-Beleuchtung und wassersparende Duschköpfe.“
Die Autor*in
Lea-Fabienne Britten
Lea-Fabienne Britten
Hallo, mein Name ist Lea und ich studiere an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Soziologie und VWL.Ich arbeite bei der FES als Werkstudentin im Marketing. Das Thema Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich mich freue nun auch als Autorin für den Recyclist zu schreiben.