Plastikfrei

Hundekotbeutel – wie nachhaltig sind die „Kackerlsackerl“?

Eigentlich sollte es sich herumgesprochen haben: In der Stadt und in Wohngebieten darf „Hundeoutput“ nicht liegen bleiben. Also schnell ein farbenfrohes Tütchen gezückt und weg mit dem Igittigitt. Aber welche Hundekotbeutel sind wirklich nachhaltig? Und wo entsorgt man sie am besten? Wir haben für Sie einige Fakten rund um die Häufchenproblematik zusammengetragen.

Vielleicht noch einmal das Grundsätzliche vorweg: Wer die Hinterlassenschaften seines oder ihres Hundes nicht wegräumt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Dies gilt zumindest in Städten und überall dort, wo Menschen leicht in Häufchen hineintreten könnten. In der Stadt Frankfurt am Main wird sie mit bis zu 180 Euro geahndet. Und das zu Recht. Hundekot ist nicht nur ein ästhetisches Problem. Über Schuhsohlen unbemerkt in Wohnungen getragen gefährdet er die Gesundheit von Kindern, anderen Haustieren und vulnerablen Menschen. Viele weitgehend unsichtbare Erreger und Parasiten können zu ernsten Erkrankungen führen. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass Bürgersteige und Wege auch deshalb keine geeigneten Sanitäranlagen für Hunde sind. Von Spielplätzen und Liegewiesen ganz zu schweigen.

Plastik – ideal im Gebrauch, kritisch in der Ökobilanz

Die meisten Hundehalter*innen verhalten sich tatsächlich verantwortungsvoll und lassen nichts liegen, was eben noch im Hundebauch war. Leider provoziert eine Minderheit durch ihr augenfälliges Fehlverhalten den Groll auf alle Hundemenschen, eine noch nicht gelöste Herausforderung. An beliebten Gassiwegen gibt es oft Kotbeutelspender, die Tütchen bereithalten. Sie sind als „Aushilfe in der Not“ gedacht (nicht etwa dafür, fünfzig davon auf Vorrat mit nach Hause zu nehmen). Zur Sicherheit sollte man immer einen Beutel in der Tasche haben. Keine große Sache – so eine Tüte ist weder sperrig noch schwer und findet sogar in einem Täschchen am Halsband oder an der Leine Platz. Doch das Ganze hat einen Haken: Ein Kotbeutel muss viele Ansprüche erfüllen. Auch Nicht-Hundehalter*innen können sich mit einiger Phantasie vorstellen, dass es günstig wäre, wäre die Tüte reißfest, geruchssicher und vor allem: 100 % dicht. Ein typischer Fall für Kunststoff. Damit wären Hundekotbeutel alles andere als nachhaltig – aus den hinlänglich bekannten Gründen (Stichworte: endliche Ressourcen, Mikroplastik, CO2-Emissionen). Doch inzwischen gibt es einige Alternativen auf dem Markt, die als besonders umweltfreundlich beworben werden. Was ist also dran am „Ökobeutel“?

Alternativen zu Polyethylen & Co. – welche Hundekotbeutel sind empfehlenswert?

Die Einordnung der verschiedenen Produkte ist nicht leicht. Hersteller werben mit wohlklingenden Attributen wie „vollständig abbaubar“, „recycelt“, „biobasiert“ oder „kompostierbar“. Das alles klingt nachhaltig, ob es jedoch ökologisch sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt. Sehen wir es uns einmal im Detail an.

Tüten aus recyceltem Kunststoff Wer sich im Handel auf die Suche begibt, findet Hundekotbeutel aus 100 % recyceltem Altkunststoff (Regenerat oder Rezyklat). Produktionsbedingt sind diese Tüten sehr stabil. Das kann man für einen Vorteil halten, andererseits muss viel Material eingesetzt werden. Gut ist hier in jedem Fall, dass kein „frischer“ Kunststoff mit entsprechendem Ressourceneinsatz verbraucht wird. Dennoch bleibt die unangenehme Tatsache, dass es sich um Wegwerfprodukte aus Kunststoff handelt.

Tüten aus nachwachsenden Rohstoffen Mais oder Zuckerrohr sind organische Rohstoffe, die häufig zu sogenanntem Bioplastik verarbeitet werden. Doch reines Bioplastik hat nicht dieselben Produkteigenschaften wie herkömmlicher Kunststoff. In der Folge werden Kunststoffe beigemischt – und oft nicht oder nur versteckt deklariert. Auf dem Etikett steht dann etwa „zu 70 % biologisch abbaubar“ oder gar nur „biobasiert“. Doch bereits das Bioplastik allein ist nicht unkritisch zu sehen. Häufig in Monokulturen und Plantagen gezogen, hinterlassen diese Rohstoffe ein zweifelhaftes ökologisches Bild. Und ob global gesehen knappe landwirtschaftliche Nutzflächen, die zur Nahrungserzeugung dringend benötigt werden, nun ausgerechnet für Kotbeutel eingesetzt werden sollten, darf getrost bezweifelt werden. Allerdings gibt es auch Hersteller, die mit Abfallprodukten aus der Landwirtschaft arbeiten. Diese Tüten sind vor allem dann empfehlenswert, wenn sie das OK compost HOME-Siegel tragen, was die vollständige biologische Abbaubarkeit garantiert. Wird zusätzlich auf den Einsatz von Weichmachern verzichtet, ist das Produkt ökologisch vergleichsweise weit vorn.

Tüten aus Papier Beinahe möchte man sagen, das Problem mit Papiertüten liegt auf der Hand: Um sie für diese Zwecke sicher zu gestalten, ist eine gewisse Materialdicke und Form von Nöten. Das macht die Tüten unhandlich und unpraktisch, der hohe Materialeinsatz schlägt sich zudem im Energieverbrauch nieder. Für manche Anwendungsfälle sind Papiertüten zudem kaum geeignet. Sie sind in der Regel zwar aus Altpapier gefertigt, aber nicht zuletzt angesichts der aktuellen Papierknappheit ist diese Lösung alles andere als ideal.

Wo lassen sich Hundekotbeutel entsorgen?

Diese Frage ist tatsächlich sehr einfach zu beantworten. Es gibt keinen Hundekotbeutel, auch keinen umweltfreundlichen, den man einfach in der Natur entsorgen kann. Denn wir können nicht nachprüfen, wie lange es dauert, bis eine Tüte verrottet, welche (Ideal-)Bedingungen dafür vorhanden sein müssen, und oft auch nicht, ob etwaige Mikrorückstände in der Natur verbleiben. Hier ist aus guten Gründen Misstrauen gegenüber den Werbeversprechungen vieler Hersteller angesagt. Man kann es aber auch einfach kurz machen: Ein Hundekotbeutel ist kein organischer Abfall und hat deshalb im Grünen nichts verloren. Hundekotbeutel sind klein, das Problem, das sie an Ufern, in Gewässern und Grünflächen verursachen, ist es nicht. Während alle über Plastiktüten im Einzelhandel reden, bleiben die Mengen an Hundekotbeuteln, die jeden Tag in die Umwelt eingetragen werden, für die Öffentlichkeit unter dem Radar, obwohl sie weit häufiger im Grünen landen. Sie verursachen Schäden – ihre Entfernung Kosten. Für Menschen der Grünpflege und Reinigungsteams gibt es obendrein effizientere und schönere Tätigkeiten als halbverrottete Tüten mit zu Tage tretendem Inhalt aus dornigen Hecken zu friemeln.

Alles im Eimer? Wunderbar!

Komposthaufen und Biotonnen sind ebenfalls absolut tabu, auch wenn „kompostierbar“ auf dem Etikett der Tüten steht. Zum einen aus Gründen der Hygiene, zum anderen wegen der ganz speziellen Problematik von Bioplastik. Bioabfallbehandlungsanlagen sind nicht darauf ausgelegt, dass solche Tüten hier optimal verrotten können. Es bleibt dabei – gefüllte Hundekotbeutel sind Restmüll. Also: Der öffentliche Abfalleimer ist der richtige Platz für die Kackerlsackerl. Auch dann, wenn er ein paar Schritte entfernt liegen sollte. Denken Sie einfach dran: Mit einem gefüllten Hundetütchen unterwegs zu sein, ist nicht etwa peinlich (oder – liebe männliche Hundehalter – ein Hinweis darauf, dass der Hund in der Rangordnung höher steht als man selbst). Es ist vielmehr schlicht ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein und sozialem Gewissen gegenüber Mensch und Umwelt.

Fazit

Der beste Hundekotbeutel ist der, der nicht zum Einsatz kommen muss. Erlaubt man dem Hund öfter Spaziergänge in Wald und Flur, lässt sich so mancher Kotbeutel einsparen. Im urbanen Umfeld sollte er jedoch unbedingt genutzt und im Abfalleimer entsorgt werden, ganz gleich, aus welchem Material er besteht. Den idealen Hundekotbeutel gibt es leider noch nicht. In jedem Fall ist es wichtig, herkömmliche PE-Kunststoffe zu vermeiden. Aus ökologischer Sicht erscheint ein zertifiziert biologisch abbaubarer Beutel mit Abfallprodukten aus der Landwirtschaft besonders sinnvoll. Auch Beutel aus recycelten Kunststoffen können eine Alternative sein. So werden einerseits die gewünschten Produkteigenschaften erreicht, andererseits wird die Umwelt so gering wie möglich belastet.

 

„Es gibt keinen Hundekotbeutel, auch keinen nachhaltigen, den man einfach in der Natur entsorgen kann.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.
Fragwürdige Dekoration: Der nächste Abfalleimer ist hier keine 50 Meter entfernt.