Nachhaltigkeit

Für Mensch, Umwelt und weniger Datenvolumen: Nachhaltiges Webdesign

Das Webdesign ist die Sprache, die uns Nutzerinnen und Nutzern die Inhalte des World Wide Web auf unseren Computern und Smartphones überhaupt erst zugänglich macht. Auch Webdesign kann und soll nachhaltige Kriterien erfüllen. Denn das spart nicht nur Ressourcen, es sorgt auch für die bestmögliche Präsentation der Inhalte.

Im Nachhaltigkeitsdiskurs unserer Zeit nehmen wir oftmals die offensichtlichen „Klimakiller“ in den Fokus, wie etwa den Flugverkehr. Doch er ist für lediglich 1,7 % der globalen fossilen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die IT- und Telekommunikationsindustrie sorgt hingegen durch den enormen Energiebedarf von Rechenzentren im Jahr 2019 bereits für 2,8 % der globalen fossilen Treibhausgasemissionen.

Für Programmiererinnen und Programmierer werden die mit dem Webdesign verbundenen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt also ein immer wesentlicheres Kriterium ihrer Arbeit. Getrieben wird die Entwicklung nachhaltigen Webdesigns einerseits von externen Anforderungen, andererseits durch offensichtliche Vorteile.

Diese Anforderungen, passende Maßnahmen und eben auch die Vorteile von nachhaltigem Webdesign betrachten wir in den gewohnten drei Kategorien der Nachhaltigkeit:

1. Ökologische Nachhaltigkeit – ressourcenschonend und schnell

Bei jedem Seitenaufruf werden die auf der jeweiligen Website verwendeten Dateien, also Bilder, Texte und Anweisungen zur Interpretation der Inhalte (Code) zum Teil oder vollständig auf unsere Geräte heruntergeladen. Dieser Vorgang kostet Energie. Je größer die Dateien, je aufwendiger der Code, desto größer die verbrauchte Energiemenge. So weit, so gut. Folgendes Beispiel soll verdeutlichen, dass Art und Umfang von Webdesign Auswirkungen auf und in unserer Umwelt haben:

Das Webdesign des Technologieunternehmens Apple ist atemberaubend. Hochauflösende Bilder und eine aufwendige Inszenierung versprechen modernste Technologie und Fortschritt. Dabei werden bei jedem Seitenaufruf ca. 0,91 g CO2-Emissionen verursacht.

Gehen wir von 10.000 Nutzer*innen der Website pro Monat aus, verursacht das Aufrufen der Website bereits 109,39 kg CO2e-Emissionen pro Jahr. Sie entstehen durch den dabei benötigten Strom in Höhe von 247 kWh. Genug Energie, um mit einem Elektroauto eine Strecke von 1.584 km zurückzulegen.

Die zur Berechnung herangezogene Plattform gibt außerdem an, dass die Website mit einem Standard-Energiemix betrieben wird. Der Betrieb mit Ökostrom würde bereits 9 % weniger CO2 emittieren. Apple selbst gibt dagegen an, dass alle Unternehmensprozesse, die Website also streng genommen eingeschlossen, bereits CO2-neutral sind.

Fest steht: Negative Umweltauswirkungen lassen sich mit nachhaltigem Webdesign verringern, wenn Sie Nachfolgendes berücksichtigen:

  • Keine aufwendigen Videos oder Animationen
  • Ein „schlanker“ Code
  • Der Einsatz von optimierten Bildformaten: „WebP“ reduziert die Dateigröße im Vergleich zu klassischen Bildformaten wie .jpg deutlich – bei nahezu gleicher Bildqualität
  • Sinnvolles Caching: Seiten mit lange gleichbleibenden Inhalten müssen nicht immer wieder komplett aufs Neue geladen werden

Diese Maßnahmen verringern nicht nur die zum Seitenaufruf benötigte Energie. Im Jahr 2022 fanden in Europa bereits 49,4 % aller Webseitenaufrufe über das Smartphone statt. Eine geringere Größe der Website (im Sinne der Datenmenge) sorgt für schnellere Ladezeiten auf dem Handy, schont unser Datenvolumen und erhöht ganz unmittelbar die Nutzer*innenfreundlichkeit der Website.

Darüber hinaus ist das verwendete Datenvolumen einer Website bereits seit Jahren ein wichtiges Kriterium für die Algorithmen aller einschlägigen Suchmaschinen. Nachhaltiges Webdesign ist also mittelbar auch für die bessere Sichtbarkeit im Internet verantwortlich.

Ergänzt werden können diese Maßnahmen dann noch durch die Auswahl eines Hosting-Anbieters, der die Server, auf denen die Website läuft, mit erneuerbaren Energien betreibt. Achten Sie bei der Auswahl insbesondere darauf, dass die Anbieter ganz konkret den eigenen Ökostromanbieter benennen und sich im besten Fall auch darüber hinaus für Nachhaltigkeit einsetzen (intern wie extern).

2. Soziale Nachhaltigkeit – Webdesign für alle!

Webseiten sollen so viele Menschen wie möglich erreichen und daher auch für alle erreichbar respektive verständlich sein. Zusammengefasst wird dieser Anspruch unter dem Dachbegriff „Barrierefreies Webdesign“. Barrierefreies Webdesign ermöglicht blinden, sehbehinderten und gehörlosen Menschen ebenso Zugriff auf die Inhalte einer Website wie Menschen, die Leichte Sprache nutzen.

Um die Teilhabe aller Menschen zu ermöglichen, ist die EU-Richtlinie 2019/882 auf den Weg gebracht worden. In Deutschland wird diese mittels des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) umgesetzt. Das Gesetz betrifft Produkte und Dienstleistungen und bedeutet für Unternehmen eine Verpflichtung zu barrierefreiem Webdesign ab dem 28.06.2025.

Viele Aspekte barrierefreien Webdesigns sind uns allen bekannt, für einige müssen wir uns allerdings erst sensibilisieren. Einfach zu beachtende Maßnahmen sind beispielsweise eine gut lesbare Schrift in Form und Größe sowie ein guter Kontrast zwischen der Schrift und der Hintergrundfarbe.

Zu den aufwendigeren Maßnahmen gehören beispielsweise die Bereitstellung mehrerer sensorischer Kanäle, die Kompatibilität mit Assistenzprogrammen und Alternativen zur feinmotorischen Steuerung mit der Computermaus per Tastatureingabe.


Die Vorteile barrierefreien Webdesigns auf einen Blick:

  • Inhalte werden von allen Menschen verstanden, das vergrößert die Zielgruppe
  • Barrierefreie Webseiten sind in der Regel besser strukturiert und damit leichter verständlich
  • Die Algorithmen der einschlägigen Suchmaschinen achten bereits auf Kriterien der Barrierefreiheit, barrierefreie Webseiten können besser im Internet gefunden werden

3. Ökonomische Nachhaltigkeit: zeitlos und gut fürs Budget

Nicht zuletzt bietet nachhaltiges Webdesign auch ökonomische Vorteile. Gerade bei der Neuentwicklung von Webseiten können ökonomische Kriterien zur Nachhaltigkeitsleistung einer Website beitragen. So sorgen ein zeitloses Design, eine einfache Erweiterbarkeit und Schnittstellen für eine lange Lebensdauer der Website und sparen dadurch die Ressourcen einer frühen Neuentwicklung. „Gut fürs Budget“ ist dann somit auch „gut für die Umwelt“.

Übrigens: Auch Nutzer*innen können zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Lesen Sie dazu unseren Beitrag zum nachhaltigen Surfen im Internet.

„Je größer die Dateien, je aufwendiger der Code, desto größer die verbrauchte Energiemenge.“
Die Autor*in
Lukas Glöckner
Lukas Glöckner
Lukas ist Mediengestalter und Kommunikationsmanager B.A. Er kommt aus dem Bereich "CSR" eines Familienunternehmens und arbeitet nun bei "Lust auf besser leben". Er ist im Herzen ein stets kreativer und besonnener Hands-on-Teamplayer - und schreibt für sein Leben gern. Am liebsten über neue Innovationsthemen, die er sich selbst "drauffschaffen" muss.