Glasscherben im öffentlichen Raum sind ein zunehmendes Problem. Sie können Menschen und Tiere verletzen, verschmutzen die Umwelt und sind oft auch für Fahrradfahrer ein echtes Ärgernis. Zudem gilt: Was auf Straßen und Wegen zerscheppert wird, gelangt nicht ins Recycling – Ressourcen werden achtlos verschwendet. Aber es gibt noch einen Aspekt, den viele nicht bedenken: Aufgrund von Inflation und hohen Lebenshaltungskosten wird bei immer mehr Bürger*innen das Geld knapp. Immer häufiger nutzen Menschen das Sammeln von Pfandflaschen als Einnahmequelle. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Flaschensammler*innen es aktuell gibt, aber deutschlandweit sind es Schätzungen zufolge über eine Million Menschen.
Pfandringe und Co.: ein Extra-Platz für Pfandflaschen
Bereits seit 2011 wirbt die Initiative „Pfand gehört daneben©️“ dafür, die Pfandflaschen, die im öffentlichen Raum geleert werden, neben dem Abfalleimer zu platzieren. Improvisierte Ablagestellen aus Getränkekisten sollten damals zur neuen Entsorgungsweise motivieren. 2012 stellte der Kölner Produktdesigner Paul Ketz einen optisch ansprechenden Pfandring vor und erntete dafür eine Anerkennung beim Bundespreis Ecodesign. Der Siegeszug des Pfandrings schien unaufhaltsam. Um das Sammeln von Pfandflaschen zu erleichtern und die Flaschen in den Recycling-Kreislauf zurückzuführen, boten dann auch nach und nach viele deutsche Städte Pfandringe, Flaschenparkplätze oder ähnliche Vorrichtungen an.
2014 brachte die Stadt Hamburg nachträglich Pfandregale an neuen Abfallkörben an, nachdem bemängelt wurde, dass diese das Sammeln von Pfandflaschen erschweren. Die Stadt reihte sich ein in eine lange Reihe von Kommunen, die Pfandvorrichtungen testeten: Bamberg, München, Magdeburg, Düsseldorf, Karlsruhe, Bremen, Dortmund, Freiburg und Berlin – sie alle und einige mehr experimentierten mit der Idee.
In Frankfurt/Main starteten #cleanffm und die Stabsstelle Sauberes Frankfurt die Initiative „Just for Pfand“ und platzierten etliche Pfandringe im Innenstadtbereich. Seit 2021 gibt es zusätzlich sogenannte Flaschenparkplätze. Diese speziellen Vorrichtungen findet man insbesondere an öffentlichen Plätzen, die gern als Treffpunkte genutzt werden. Gegenüber Pfandringen haben sie den Vorteil einer größeren Kapazität, zahlreiche Flaschen jeder Art und Größe finden hier Platz. Darüber hinaus gilt dasselbe wie für Pfandringe: Wer Flaschen sammelt, kann die hier abgestellten einfach mitnehmen, ohne Abfall durchsuchen zu müssen. Zudem finden die Flaschen so einen standfesten Platz und landen nicht als Scherben auf Grünflächen und Wegen, Pfandflaschen gelangen wieder in den Recyclingkreislauf zurück und werden nicht in den Restmüll geworfen.
Licht und Schatten: Erfahrungen mit Flaschenparkplätzen
Grundsätzlich ist die Akzeptanz der Abstellplätze für Flaschen im öffentlichen Raum gut. Die Idee findet viel Lob, die Vorrichtungen werden (je nach Standort in unterschiedlicher Intensität) genutzt. Allerdings wird Letzteres vielerorts auch unmöglich gemacht. Denn häufig sind die Pfandringe verstopft – Kaffeebecher oder anderer Abfall wird einfach dort abgelegt. Diese Zweckentfremdung führt statt zu geringerem zu erhöhtem Reinigungsaufwand – und die Flaschen werden dann doch wieder anderswo entsorgt. In etlichen Städten wurden die hoffnungsvoll gestarteten Projekte mit den Pfandringen aus genau diesen Gründen wieder beendet.
Und es gibt durchaus auch Kritik an den Vorrichtungen. Leere Flaschen können etwa im Sommer vermehrt Wespen und andere Insekten anlocken. Für Personen mit Gewaltbereitschaft können griffbereite Flaschen zudem bei Auseinandersetzungen schnell zu Waffen werden. Auch die soziale Komponente der Flaschenparkplätze wird von manchen Kritiker*innen hinterfragt – so können die einfacher zugänglichen Flaschen auch von Nicht-Bedürftigen abgesammelt werden, professionelle Pfandjäger könnten Bedürftigen das Leben schwer machen. Und der suchende Blick in den Abfalleimer bliebe trotzdem nicht aus, schließlich kann man nie wissen, ob dort nicht doch Flaschen gelandet sind.
So wird die Idee deutschlandweit kontrovers diskutiert – positive Effekte sind oft wissenschaftlich schwer messbar, negative erscheinen dagegen augenfälliger. Es bleibt zu hoffen, dass Flaschenparkplätze durch ein wachsendes Bewusstsein für Abfall im öffentlichen Raum (zum Beispiel auch durch weniger To-go-Verpackungen und Konzepte wie die Zero Waste City) mittelfristig als das erkannt werden, was sie sind: eine Maßnahme, von der jede*r Einzelne, die Gemeinschaft und die Umwelt gleichermaßen profitieren können.