Plastikfrei

5 Gründe, warum das Plastik-Zeitalter vorbei ist

Wie wunderbar praktisch ist Plastik – leicht, bruchfest, beständig, günstig. Beim Gang durch einen Supermarkt begegnet es uns überall – im Kühlregal genauso wie in der Kosmetikabteilung. Doch gerade der Verpackungskunststoff steht immer mehr in der Kritik, allzu verschwenderisch wurde hier in früheren Jahren mit dem Material umgegangen. Allerdings: Die Zeiten ändern sich. Die Gründe sind vielfältig.

1. Plastik ist nicht mehr zeitgemäß

Es gibt unzählige Gründe, warum Plastik kein zeitgemäßer Werkstoff ist – obwohl er so „praktisch“ ist. Allein seine Herstellung beansprucht große Mengen Wasser und Energie – beides sind Ressourcen, die vor dem Hintergrund der Klimakrise immer kostbarer werden. Plastik belastet die Umwelt (Stichwort: Weltmeere) und die Gesundheit etwa durch Weichmacher, die in Lebensmittel übergehen oder die über die Kosmetik in den Körper gelangen. All das ist heute nicht nur Forscher*innen, sondern auch Unternehmen und vielen Verbraucher*innen bekannt. Treibhausgase in der Luft, Giftstoffe in Böden und Gewässern, Vermüllung des Planeten und Schädigungen von Mensch und Tier – die Kunststoffbegeisterung aus den 1970er Jahren ist Ernüchterung gewichen.

2. Die gesetzlichen Regelungen sagen Einwegplastik den Kampf an

Seit dem 3. Juli 2021 dürfen viele Wegwerfartikel wie Einwegbesteck, Strohhalme oder Fastfood-Verpackungen in der EU nicht mehr produziert werden. Seit 2022 dürfen Händler keine Plastiktüten mehr ausgeben und für immer mehr Verpackungen ist eine Pfandpflicht im Anmarsch (z. B. für Plastikflaschen mit Milchgetränken ab 2024). Caterer, Lieferdienste und Restaurants werden verpflichtet, auch Mehrwegbehälter zum Mitnehmen anzubieten. All das schafft wichtige Grundlagen, um Plastikprodukte zu verdrängen.

3. Das Bewusstsein der Verbraucher*innen ändert sich

Früher ist es vielen Menschen kaum aufgefallen, wie sehr Plastik unseren Alltag durchdringt – die Gurke ist nun mal eingeschweißt – na und? Üppige Umverpackungen von Rasierklingen oder anderen Alltagsgegenständen wurden achselzuckend nach dem Kauf entfernt. Doch das hat sich geändert. Verbraucher*innen empfinden große Mengen Plastik zunehmend als nicht nur unverantwortlich, sondern auch als lästig.


4. Die Forschung hat sich auf den Weg gemacht

Das Kind ist bekanntermaßen bereits im Brunnen (bzw. das Plastik in den Weltmeeren). Wie lässt sich dieses gigantische Problem lösen? Immer mehr Forscher*innen und Unternehmen arbeiten daran. Nach ersten Misserfolgen ist das Projekt „Ocean Cleanup" des Niederländers Boyan Slat auf einem guten Weg, um Plastikmüll im großen Stil aus den Ozeanen zu fischen. Forscher*innen der Universität Barcelona experimentieren mit Neptungras, einer Meerespflanze, die Kunststoffteilchen abfangen und binden kann. Forscher*innen der Princeton University nutzen ein Gel aus Eiweiß, das Kunststoff bindet. Und chinesische Wissenschaftler*innen arbeiten an Roboterfischen, die Plastik einsammeln können. Dies sind nur einige von vielen Ansätzen weltweit, die Wasser von Plastik befreien sollen – und hoffentlich bald befreien können. Und auch für das Recycling gibt es interessante Ansätze. So entdeckten Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Kyoto ein Bakterium, das sich von PET „ernährt“.

5. Plastik-Alternativen boomen

Algen, Zucker, Stroh, Pilze – es gibt immer wieder neue Ideen, um Plastik zu ersetzen. Und natürlich gibt es viele Alternativen schon lange, z. B. Glasflaschen. Wassersprudler mit Glasflaschen etwa liegen voll im Trend – damit werden gleich vielfach Ressourcen geschont. Alternative Produkte wie Seifen statt in Plastik verpackte Duschgels oder plastikfreie Zahnbürsten sind nicht nur in Bioläden, sondern auch im konventionellen Handel immer präsenter und laden dort zum Ausprobieren ein.

All diese guten Nachrichten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer ein sehr weiter Weg zu gehen ist. International geht die Kunststoffproduktion aktuell keineswegs zurück, insbesondere durch die asiatischen Länder. Mehr Tempo bei der Transformation zu einem plastikarmen Leben wäre natürlich wünschenswert. Dennoch findet ein Umdenken statt – eine Rückkehr zum gedankenlosen Gebrauch von Plastik wird es aller Voraussicht nach nicht geben.

„Vor 50 Jahren stand Plastik für das moderne Leben – doch das ist heute kaum noch vorstellbar. Plastik gilt als eher uncool, und das zu Recht.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.
Solche Verpackungsexzesse werden seltener – vier große Plastikteile schützen hier vier einzelverpackte Wechselklingen und einen Griff.