Ein Messbecher mit Nahrungsergänzungsmitteln in Pulverform steht auf einer Hantel im Fitnessstudio

Lebensmittel

Proteinshake versus Klimaschutz?!

Der Energiebedarf durch Sport und das persönliche Ernährungsverhalten können den persönlichen CO2-Fußabdruck beeinflussen. Der wachsende Markt für proteinbasierte Nahrungsergänzungsmittel wirft Fragen nach ihrem tatsächlichen Nutzen und ihrer Umweltauswirkung auf. Erfahren Sie mehr über die Balance zwischen Fitness, Ernährung und Klimaschutz.

Sie sitzen abends im Park in der Nähe einer größeren belebten Straße und sehen sie: Menschen in Trainingsklamotten und mit Sporttaschen über der Schulter auf dem Heimweg vom Fitnessstudio. Sie haben dort Energie verbrannt, Energie, die sie anderweitig wieder zu sich nehmen werden. Oft geschieht dieser „Ausgleich“ in Form von eigens für die Zielgruppe entwickelten Shakes, Riegeln und sonstigen Nahrungsergänzungsmitteln.

Relevant ist diese Beobachtung, da im Jahr 2023 in Deutschland 11,3 Millionen Menschen Mitglied in einem Fitnessstudio waren, also knapp 13,5 % der Gesamtbevölkerung (Statista). Der Energieverbrauch im Sinne der Nahrungsaufnahme, hauptsächlich ausgelöst durch unser Schönheitsideal eines muskulösen Körpers, nimmt dabei jedes Jahr weiter zu.

Unser Energieverbrauch und der Hunger nach Proteinen

Der Energieverbrauch unseres Körpers setzt sich zusammen aus dem Grundumsatz (der Energie, die der Körper benötigt, um grundlegende Funktionen wie Atmung, Herzschlag und Zellfunktionen aufrechtzuerhalten) und dem Leistungsumsatz (der zusätzlichen Energie, die für körperliche Aktivitäten benötigt wird).

Nehmen wir nun der Einfachheit halber an, dass jede*r von uns einen Gesamtumsatz von etwa 2.500 Kilokalorien (kcal) pro Tag hat. Schon durch ein halbstündiges Training erhöhen wir unseren Gesamtenergiebedarf um durchschnittlich 404 kcal. Das sind knapp 16 % unseres täglichen Energiebedarfs (Studie der Harvard Medical School). Doch der durch Sport bedingte zusätzliche Eiweißbedarf ist viel geringer, als oft angenommen wird. Muskeln bestehen größtenteils aus Wasser und nur etwa 20 % aus Eiweiß. Dazu gleich mehr.

Gleichwohl zeigt der Nahrungsergänzungsmittelmarkt, insbesondere für Proteinshakes und -riegel, in Deutschland einen klaren Wachstumstrend. Der Umsatz im Jahr 2024 wurde auf 762,64 Millionen US-Dollar geschätzt und soll weiter ansteigen (Mordor Intelligence)​. Dieser anhaltende Boom spiegelt sich auch in der Diversifikation und der steigenden Zahl von Herstellern wider, die sich auf dem deutschen Markt etablieren.

Der Markt der Nahrungsergänzungsmittel stimmt sich also ein auf steigende Mitgliederzahlen in Fitnessstudios und die Erkenntnis: Muskeln brauchen Eiweiß, um zu wachsen!

Wie viel Eiweiß brauchen wir wirklich?

Wie wir vorhin bereits festgestellt haben, essen Sportler*innen in der Regel mehr, um den zusätzlichen Energiebedarf durch Sport zu decken. Dadurch erhöht sich auch automatisch die Aufnahme aller Nährstoffe, einschließlich Protein, wenn eine ausgewogene Ernährung beibehalten wird. Selbst im höheren Leistungsbereich können Kraft- und Ausdauersportler*innen ihren Eiweißbedarf durch normale Lebensmittel decken. Eiweißangereicherte Produkte sind also oft überflüssig.

Ausdauersportler*innen benötigen maximal 1,6 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Gut trainierte Kraftsportler*innen, die keine zusätzlichen Muskeln aufbauen wollen, haben sogar einen deutlich geringeren Bedarf (Verbraucherzentrale, Spektrum).

Was hat das alles mit dem Klima zu tun?

In Deutschland wird der Anteil der Ernährung am gesamten CO2-Fußabdruck auf etwa 20 % geschätzt. Eine höhere Nahrungsaufnahme wirkt sich also in absoluten Zahlen auf den eigenen CO2-Fußabdruck aus. Dabei spielen insbesondere Fleisch- und Milchprodukte eine große Rolle, da sie deutlich höhere Emissionen verursachen als pflanzliche Lebensmittel.

Dies wird auch deutlich, wenn wir den CO2-Fußabdruck der Proteinquellen vergleichen, die in den einschlägigen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet werden:

  • Molkenprotein (Whey Protein): Molkenprotein ist ein Nebenprodukt der Käseherstellung und hat einen CO2-Fußabdruck von etwa 3-4 kg CO2e pro Kilogramm Protein. Die Produktion von Milchprodukten hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt, hauptsächlich aufgrund der Emissionen von Methan aus der Rinderhaltung und der Energie, die zur Verarbeitung benötigt wird​.
  • Sojaprotein: Sojaprotein hat einen deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck im Vergleich zu tierischen Proteinen. Der CO2-Fußabdruck von Sojaprotein beträgt etwa 2 kg CO2e pro Kilogramm Protein. Soja ist eine pflanzliche Quelle, die weniger Treibhausgase erzeugt, jedoch können Entwaldung und Landnutzungsänderungen in Anbauregionen wie dem Amazonasgebiet diesen Vorteil verringern.
  • Erbsenprotein: Erbsenprotein ist eine weitere pflanzliche Eiweißquelle mit einem relativ niedrigen CO2-Fußabdruck von etwa 1 kg CO2e pro Kilogramm Protein. Erbsen sind stickstofffixierende Pflanzen, die den Boden verbessern, regional angebaut werden und weniger Düngemittel benötigen, was zu geringeren Treibhausgasemissionen führt.
  • Hühnereiweiß: Das Eiweiß von Hühnereiern hat einen mittleren CO2-Fußabdruck von etwa 4-5 kg CO2e pro Kilogramm Protein. Die Haltung von Hühnern verursacht weniger Emissionen als die von Rindern, jedoch mehr als pflanzliche Eiweißquellen.

Fazit: Proteinshake vs. gesunde Ernährung ohne Ergänzungsmittel

Auf dieser Grundlage lässt sich also ein Spannungsfeld zwischen Sport, Ernährung und Klimaneutralität erkennen:

Mit dem Gang ins Fitnessstudio steigt der Energiebedarf und der persönliche CO2-Fußabdruck. Die gute Nachricht ist jedoch, dass eiweißangereicherte Lebensmittel, also Nahrungsergänzungsmittel, kaum Vorteile bieten und der Konsum daher schlichtweg nicht zwangsweise nötig ist.

Eine ausgewogene Ernährung deckt den Proteinbedarf von Sportler*innen in der Regel ausreichend und schont zudem die Umwelt.

Mehr lesen ...

Anmerkung der Redaktion: Es gibt Menschen, für die im Beitrag dargestellte Ernährungszusammenhänge aufgrund von Beeinträchtigungen oder Krankheiten und der daraus resultierenden Notwendigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln nicht relevant oder anwendbar sind.

„Der Energiewende wird die Ernährungswende folgen. [...]“
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, BÖLW, Januar 2013
Die Autor*in
Lukas Glöckner
Lukas Glöckner
Lukas ist Mediengestalter und Kommunikationsmanager B.A. Er kommt aus dem Bereich "CSR" eines Familienunternehmens und arbeitet nun bei "Lust auf besser leben". Er ist im Herzen ein stets kreativer und besonnener Hands-on-Teamplayer - und schreibt für sein Leben gern. Am liebsten über neue Innovationsthemen, die er sich selbst "drauffschaffen" muss.