Abbau von Seltenen Erden in der Ukraine

Rohstoffe

Was sind eigentlich "seltene Erden"?

Sie werden oft in Verbindung mit Elektroschrott genannt und haben inzwischen einen erstaunlichen Bekanntheitsgrad – die „17 Metalle der Seltenen Erden“. Ihre exakten Namen kennt allerdings kaum jemand, der sich nicht gerade beruflich damit beschäftigt. Doch was hat es auf sich mit den eigentümlichen Rohstoffen?

Sie klingen ein bisschen wie die Römerlager bei Asterix: Erbium, Gadolinium, Terbium oder Samarium, um nur einige Beispiele zu nennen. Dass es außer „Seltenen Erden“ auch noch „Seltene Metalle" gibt, trägt dazu bei, dass man als Laie schon mal den Überblick verlieren kann. Obwohl sie so häufig genannt werden, gibt es ein großes Missverständnis, das in ihrem Namen begründet liegt. Denn Seltene Erden sind überhaupt nicht selten. Zumindest nicht, was ihr grundsätzliches Vorkommen auf der Erde betrifft. Selbst das relativ seltene Thulium ist immer noch häufiger auf der Erde zu finden als Gold. Der Name ist historisch begründet: Seltene Erden wurden im 18. Jahrhundert zuerst in besonders seltenen Mineralien entdeckt und man nahm an, dass sie nur dort vorkommen. So ganz falsch ist der Begriff „selten“ allerdings auch heute nicht. Denn die begehrten Metalle kann man in der Regel nicht einfach so in einer großen Mine abbauen. Die Mineralien, in denen sie in kleinen Mengen vorkommen, lagern häufig weit verstreut. Deshalb gewinnt man sie oft als Nebenprodukt, wenn es eigentlich um andere Metalle geht.

Wo kommen Seltene Erden vor?

Derzeit führt in Sachen Seltene Erden kaum ein Weg an China vorbei. Laut Statista lag Chinas Anteil an der weltweiten Minenproduktion von Seltenen Erden im Jahr 2020 bei 58,33 %. Entsprechend groß sind die Vorkommen, vor allem in der Inneren Mongolei. Auch in Australien gibt es viele Seltene Erden. Andere Fundorte wie z. B. USA, Grönland, Kanada, Indien, Brasilien und sogar Deutschland (Sachsen) spielen zumeist keine große Rolle, oft steht die Erschließung im größeren Maßstab noch aus.

Noch Luft nach oben: Seltene Erden und Umweltschutz

Um Seltene Erden zu gewinnen, verwendet man Säuren, die geeignet sind, die Metalle auszuwaschen. So entsteht giftiger, ätzender und radioaktiver Schlamm, der in Teichen gelagert wird. Da die Umweltauflagen in China zu wünschen übrig lassen, muss eine großflächige Vergiftung der Umwelt befürchtet werden. Hierbei geht es nicht nur um eine Verseuchung des Grundwassers, sondern auch um radioaktive Kontamination der Umwelt insgesamt. Immerhin hat die Regierung im Jahr 2016 Maßnahmen ins Leben gerufen, um neue Standards für Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Energieverbrauch und Emissionswerte durchzusetzen. Inwiefern damit dem weitverbreiteten illegalen Abbau ein Riegel vorgeschoben werden kann, ist fraglich.

Wozu braucht man überhaupt Seltene Erden?

Seltene Erden werden oft Technologiemetalle oder Hightech-Metalle genannt, denn ihr Haupteinsatzgebiet ist die Elektrotechnik. Jedes der 17 Metalle hat andere Eigenschaften, die in sogenannten Schlüsseltechnologien (also den unverzichtbaren) dringend benötigt werden. In der Regel sind Seltenerdmetalle hochreaktiv, das ist bei vielen Anwendungen von Nutzen. Insbesondere Magnete arbeiten damit. LC-Bildschirme und LEDs, Röntgentechnik, UV-Schutzgläser, Rußpartikelfilter, Festplatten, Laser, Atomreaktoren und Windkrafträder, Kernspintomografen oder Elektromotoren – überall hier werden Seltene Erden gebraucht. Ohne Seltene Erden gibt es keine IT. Allein schon mit den genannten Beispielen wird deutlich, dass diese Rohstoffe für uns so wichtig sind. Und weshalb häufig um sie gerungen wird. Seltene Erden gelten als sogenannte Strategische Metalle – Rohstoffe mit großer politischer Bedeutung, auf die der Finanzmarkt der Welt ein Auge hat.

Recycling von Seltenen Erden – ein schwieriges Kapitel

Das Recycling von Seltenen Erden ist grundsätzlich möglich – wird aber im größeren Maßstab nicht praktiziert, da es noch nicht rentabel ist. Das hat mit vergleichsweise niedrigen Rohstoffpreisen zu tun, aber auch damit, dass Seltene Erden oft nur in Spuren verbaut sind. Schreddern und maschinell aussortieren wie etwa bei Kupfer lässt sich nicht so eben machen; das Recycling der oft gemeinsam miteinander verbauten Metalle ist aufwändig. Hoffnung machen jedoch immer wieder innovative Methoden wie ein Trennverfahren mithilfe eines Proteins oder Recyclingprozesse interessierter Unternehmen, etwa der des Automobilherstellers Nissan. Eins steht in jedem Fall fest: Dem künftigen Bedarf von Seltenen Erden und der Umweltzerstörung bei der Gewinnung kann mittelfristig nur durch Recycling begegnet werden.

„„Seltene Erden gelten als sogenannte Strategische Metalle – Rohstoffe mit großer politischer Bedeutung, auf die der Finanzmarkt der Welt ein Auge hat.““
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.