Laut der US-Meeresbehörde NOAA sowie der Internationalen Korallenriff-Initiative landen jährlich 14.000 Tonnen Sonnencreme im Meer – das entspricht fast 100.000 gefüllten Badewannen und einer Menge ökologischer Probleme. Wer sich bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt, weiß, dass konventionelle Cremes gleich mehrere negative Umweltfolgen mit sich bringen. Doch auch die vermeintlich umweltfreundlichere Öko-Sonnencreme hat ihre Tücken. Worum geht es dabei eigentlich?
Mineralischer versus chemischer Sonnenschutz
Synthetische oder chemische Sonnencremes gehen im wahrsten Sinne unter die Haut. Sie wandeln UV-Strahlung in Wärme um. Die Inhaltsstoffe absorbieren also das UV-Licht. Allerdings sind einige Stoffe als Allergieauslöser bekannt, andere wirken sich auf unseren Hormonhaushalt aus. Doch dazu später mehr.
Mineralischer Sonnenschutz dagegen nutzt die reflektierende Wirkung von Stoffen wie Zinkoxid oder Titandioxid. Sie werden zu einer optischen Barriere zwischen Haut und Sonnenstrahlung – auch das im wahrsten Sinne, da viele der Cremes einen unangenehmen weißen Film hinterlassen.
Um den unangenehmen weißen Schleier zu reduzieren und trotzdem die spiegelnde Wirkung zu erzeugen, gibt es mittlerweile „ökologische“ Cremes, die Nano-Partikel nutzen – auch dazu später mehr.
Die Umweltauswirkungen von Sonnencremes
In die Tube kommt nur, was über die EU-Kosmetikverordnung als unbedenklich eingestuft wurde. Das betrifft um die 30 UV-Filtersubstanzen, darunter sind auch die mineralischen UV-Filter Titandioxid und Zinkoxid verortet. Jedoch folgte auf eine Revision dieser sogenannten „Positiv-Liste“, dass 28 Filterstoffe im Verdacht auf eine nicht erwünschte Wirkung für Menschen stehen.
Bisher sind vor allem Octocrylene, Octinoxate und Oxybenzone als Gefahr für Flüsse, Seen und Meere bekannt. Negative Folgen auf die Fruchtbarkeit von Fischen und das gesamte Ökosystem sind nachweisbar – manche Stoffe verändern sogar das Erbgut der Meeresbewohner. Deshalb ist der chemische Filter Oxybenzone auf Hawaii seit 2021 verboten – zu spät vielleicht: Er wurde mittlerweile in Wasserproben aus der Südsee bis hin zur Ostsee nachgewiesen.
Auch am Thema Mikroplastik kommen wir nicht vorbei. Dieses wird als Bindemittel in verschiedenen Cremes genutzt und kann ebenfalls nicht natürlich abgebaut werden. Die Bilder von verendenden Tieren sind uns bekannt.
Kommen wir zur vermeintlichen Lösung: Nanopartikel in sogenannten nachhaltigen, mineralischen Sonnenschutzmitteln kämpfen gegen das bisherige Käse-Image der Öko-Cremes an. Mit ihnen wird der weiß-gelbliche Film auf der Haut verhindert. Doch die Nanopartikel sind bisher zu wenig erforscht, um als unschädlich eingestuft zu werden. Wissensstand ist, dass diese Kleinstpartikel im Wasser, wenn sie auf Sonnenlicht treffen, schädliches Wasserstoffperoxid erzeugen können.
Vier Tipps für nachhaltigen Sonnenschutz
Klingt kompliziert. Was also kann als weitestgehend nachhaltiger Sonnenschutz begriffen werden?
- Mineralische Sonnenschutzmittel
Mineralische Sonnencremes ohne Nano-Partikel sind empfehlenswert. In der Inhaltsstoffliste müssen Nanopartikel übrigens mit „nano“ verpflichtend gekennzeichnet werden.
- Chemie-Check
Die App des BUND „Toxfox“ gibt eine hilfreiche Aussage über die chemischen und als bedenklich bekannten Inhaltsstoffe in der Tube.
- „Reef-friendly“
Die Kennzeichnung von sogenannten Riff- oder Korallen-freundlichen Sonnencremes ist einerseits hilfreich. Sie bezieht sich auf die in Hawaii verbotenen Stoffe in Sonnenschutzmitteln. Allerdings ist dies kein geschütztes Label und gibt keine Auskunft über weitere für Mensch und Umwelt schädliche Substanzen.
- Bedecktes Baden
Die Ganzkörper-Sonnenanbeter*innen unter uns werden es nicht gerne lesen: Bekleidetes Sonnenbaden klingt nach Kindergarten und „Zebra-Bräune“, ist aber aus gesundheitlicher und Umweltperspektive am besten. Vorsicht: Auch synthetische Badebekleidung mit UV-Schutz kann Mikroplastikabrieb erzeugen.
Mehr zum Thema Zero Waste und Nachhaltigkeit: Müllvermeidung und Menstruation: Was Sie wissen sollten