© pixabay.com

Ressourcenschonung

Veganuary – 2022 nachhaltiger ernähren!?

Der Aktionsmonat „Veganuary“ fand dieses Jahr zum 3. Mal in Deutschland statt. Immerhin über 1,6 Mio. Deutsche ernähren sich bereits vegan. Wir fragen nach: (Wie) ernähren wir uns nachhaltig?

Passend zu den Neujahrsvorsätzen vieler Menschen bewirbt die Organisation „Veganuary“ seit 2019 jeden Januar in Deutschland ihre gleichnamige Aktion. Der ausgerufene Aktionsmonat soll Menschen über Veganismus informieren und dazu animieren, diese Ernährungs- und Lebensform auszuprobieren.

Die sogenannte „Moralisierung der Märkte“ gilt als einer der Mega-Trends. In der heutigen Wirtschaft reicht es vielen Konsument*innen nicht mehr, mit einem vielsagenden Slogan angesprochen zu werden; vielmehr sind Transparenz und Authentizität gefordert. Dem liegt die Tatsache zugrunde, dass viele Menschen ein stärkeres Bewusstsein für die Umweltproblematik entwickelt haben und die Nachfrage für nachhaltig produzierte, vegetarische, Bio- oder auch vegane Produkte fortwährend steigt.

Vegane Ernährung – von der Nische in den Mainstream?

Im Jahr 2021 ernährten sich laut ProVeg e.V. 10 % der Deutschen vegetarisch und 2 % vegan, dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Ebenfalls sind Umsätze und Produktvielfalt für Alternativprodukte innerhalb der letzten Jahre explodiert. Einer der Gründe, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, kann Tierliebe sein. Allerdings gewinnt in diesem Zusammenhang auch immer mehr der umfassende Nachhaltigkeitsgedanke an Bedeutung. Denn viele Auswirkungen der Massentierhaltung auf unsere Umwelt sprechen für ein Überdenken unseres Fleischkonsums.

Bereits 2006 erklärte die „Food and Agriculture Organization of the United Nations“ (FAO), inwiefern die Tierwirtschaft und der Klimawandel zusammenhängen. Laut FAO gehört die Viehzucht zu den Hauptverursachern des Klimawandels. Als Grund hierfür wird der hohe Ausstoß von CO2 durch die Tiere genannt. Die CO2-Emission von frischem Gemüse liegt etwa bei 1/10 des Wertes, der durch die Erzeugung und Verarbeitung von Fleisch entsteht. Zudem wird in der Massentierzucht enorm viel Wasser aufgewendet. Für ein Kilogramm Rindfleisch werden 15.500 Liter Wasser benötigt. Des Weiteren werden Wälder für Weideflächen und zum Anbau von Mastfutter abgeholzt, was eine Eingrenzung der Artenvielfalt der dort beheimateten Tiere bedeutet. Durch die Abholzung großer Flächen des Regenwaldes für die Tierhaltung, bspw. in Südamerika, schwindet allerdings nicht nur die Artenvielfalt der Tiere, sondern es werden auch die Böden durch Monokulturen-Anbau zerstört. Zudem wird die Chance verpasst, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Naturräume, die große Mengen von CO2 aufnehmen können, zu schützen.

Alternative Ernährungs- und Lebensform: Veganismus

Doch was ist Veganismus eigentlich genau? „Vegetarisch“ ist den meisten Menschen ein Begriff und bedarf wenig Erklärung. Menschen, die sich vegetarisch ernähren, verzichten auf Fleisch und Fisch. Auch die vegane Ernährungsform ist inzwischen in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. Die vegane Ernährung bedeutet, dass keinerlei tierische Produkte konsumiert werden. Das schließt demnach Milch, Eier, Käse, Honig, Butter und damit hergestellte Lebensmittel mit ein. Veganismus als Bewegung reicht allerdings weit über die Ernährungsform hinaus. Es wird auch im Alltag auf Produkte tierischen Ursprungs verzichtet wie etwa Leder, Wolle, Seide oder Pelz.

Auch Fast-Food-Ketten haben diese Trends inzwischen erkannt und versuchen, Nachhaltigkeit innerhalb ihrer Wertschöpfungskette einzugliedern. Sie ergänzen das Angebot oft zunächst um einige vegetarische Produkte wie Salate und Wraps sowie im Jahr 2018 erstmalig um einen rein pflanzlichen Burger. Heute gibt es selbst bei den großen Fast-Food-Ketten eine vielfältige Auswahl an rein pflanzlichen Produkten.

Gründe für den veganen Lebensstil

Neben den bereits angesprochenen Gründen wie Tierliebe bzw. -wohl und Umweltschutz kann auch das gesundheitliche Wohlbefinden ein Bewegungsgrund sein, sich vegan zu ernähren.

Jedoch darf sich hier nicht getäuscht werden: Nur weil ein Lebensmittel die Aufschrift „vegan“ trägt, heißt es nicht automatisch, dass es gesund oder umweltfreundlich ist. Wenn beispielsweise ein veganes Produkt aus dem Ausland mit einem hohen Transportaufwand nach Deutschland geliefert werden muss oder bei der Verpackung viel Plastik verwendet wird, entsteht ein Umweltschaden. Hierbei werden meist große Mengen von CO2 ausgestoßen und mitunter Wasser verschwendet. Es ist also durchaus auf Greenwashing zu achten.

Auch die umweltpolitischen Zustände können Beweggründe darstellen. Denn um der Fleisch-Nachfrage der Industrieländer nachzukommen, also den Anbau und Export von Futtermitteln wie Soja oder Mais umsetzen zu können, werden die Felder nicht mehr für die Nahrungsmittel-Versorgung der eigenen Bevölkerung genutzt. So können Hungersnöte entstehen und wirtschaftliche Abhängigkeiten, die den globalen Norden bereichern – und im Süden fruchtlose Böden, Krankheiten durch Pestizideinsätze und Nahrungsmittelknappheit verursachen.

Die Menschen verbrauchen also allmählich die noch vorhandenen Ressourcen, wodurch die kommenden Generationen langfristig gesehen den Planeten Erde nicht mehr so vorfinden werden, wie er heute ist. Bei einem gleichbleibenden Ressourcenverbrauch und Konsumverhalten ist abzusehen, dass 2050 die Ressourcenknappheit einen neuen, dramatischen Stand erreicht.

Was ist der Veganuary?

„Veganuary“ ist ein Kofferwort aus „Vegan“ und „January“ für den Kampagnenmonat Januar. Die Organisation gründete sich 2014 in Großbritannien und konnte im Jahr 2021 in Deutschland mehr als 582.000 Registrierungen verzeichnen. Bei einer Registierung erhalten Teilnehmende über den Verlauf des Januars kostenlose Unterstützung, motivierende Ernährungstipps und Rezepte. Die Organisation wirkt allerdings parallel auch auf die Wirtschaft ein, in dem Unternehmen und Discounter sich anschließen und den Aktionsmonat im Sortiment integrieren. Auch in den Medien gewinnt die Aktion zunehmende Reichweite mit Pressepräsenz und der Gewinnung einiger prominenter Personen, die sich für den Zweck einsetzen. Somit wird für die Bewegung mehr Bewusstsein geschaffen.

Konsument*innen als Entscheidende

Dadurch, dass Menschen einen instinktiven Lebensantrieb haben, ist es ihr Wunsch, dass die Erde fortbesteht. Nun haben wir als Konsument*innen selbst in der Regel bis auf Wahlen wenig Möglichkeiten, auf direktem Wege Einfluss auf Entscheidungsinstanzen für nachhaltige Rahmenbedingungen zu nehmen. Sehr wohl können wir aber durch Entscheidungen unsere Lebensweise betreffend – Ernährung, Mode – gewisse Trends unterstützen, setzen und somit indirekt einen Wandel anregen. Denn wie erläutert ist die Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln im Vergleich zu massenhafter Produktion von tierischen Lebensmitteln um einiges nachhaltiger.

Der Januar und somit der Veganuary sind bereits zu Ende. Natürlich ist es aber zu jeder Zeit möglich, sich mit dem Thema nachhaltiger Ernährungsformen auseinanderzusetzen. Großartige Rezepte und vielfältige Informationen gibt es auf der Webseite von Veganuary.

„In der Massentierzucht wird enorm viel Wasser aufgewendet. Für ein Kilogramm Rindfleisch werden 15.500 Liter Wasser benötigt. „Veganuary“ zeigt Alternativen.“
Die Autor*in
Flora Matani
Flora Matani
‚Nomen est omen' oder ‚Der Name ist Programm'. Flora beschäftigt sich seit einigen Jahren mit verschiedenen Themen rund um Nachhaltigkeit. Umgeben von Zimmerpflanzen oder auf ihrem Balkongarten, beschäftigt sie sich mit Tierschutz, fairer Mode oder veganer Ernährung. Für die FES betreut sie nachhaltige Projekte und berät Kunden im Rahmen der Abfallvermeidung. Zudem schreibt Sie redaktionelle Beiträge für den reCYClist.