Elektroschrott

Nichts für die Tonne: versteckter Elektroschrott

In Salami oder Sauce Hollandaise sind versteckte Fette. Das haben wir alle schon mal irgendwo gelesen. Aber versteckter Elektroschrott? Was soll das denn sein? Tatsächlich ist den meisten Menschen nicht bewusst, was im eigenen Haushalt früher oder später zu Elektroschrott wird. Denn oft handelt es sich dabei gar nicht um ein „Gerät“.

Wenn alte Elektrogeräte ausgedient haben, gibt es viele Wege, sie loszuwerden. Was nicht mehr repariert werden kann, lässt sich dem Elektrogeräte-Recycling zuführen – je nach Größe meist als Sperrmüll, auf dem Wertstoffhof oder im Handel (mehr Details finden Sie in unserem Artikel zum ElektroG3 oder zum Elektroschrott entsorgen in Frankfurt). Die Voraussetzung ist allerdings, dass man überhaupt weiß, dass es sich bei einem Gegenstand um Elektroschrott handeln könnte. In vielen Dingen des alltäglichen Lebens verstecken sich inzwischen elektronische Bauteile, die am Ende im Restmüll landen, wo sie nichts verloren haben. In diesen Bereichen findet sich besonders häufig versteckter Elektroschrott:

  1. Geschenk- und Scherzartikel
    Die tönende Glückwunschkarte braucht einen Soundchip und Batterien, der Flaschenöffner zählt die bereits geöffneten Biere auf einem Display mit und die Tasse rührt auf Knopfdruck den Kaffee selbst um – die Welt der elektronisch unterstützten Geschenkartikel ist groß. Sie werden häufig aus Verlegenheit und als „Gag“ gekauft. Doch der Überraschungseffekt hält nur kurz, viele dieser China-Artikel überleben kaum den Geburtstag des damit Beschenkten. Dass es sich bei dem nicht mehr grunzenden Schlüsselanhänger-Schweinchen um Elektroschrott handeln könnte, daran wird häufig nicht gedacht.
  2. Spielzeug und andere Produkte für Kinder
    Kinderspielzeuge sind die Klassiker des versteckten Elektroschrotts. Puppen „mit Funktion“ (z. B. sprechen oder weinen) gibt es schon seit Jahrzehnten, Spielzeug mit Sound (z. B. Tierstimmen) ist seit Generationen beliebt. Heute gibt es nahezu jedes elektronische Gerät auch als Miniaturausgabe für Kinder. Die kleine Kaffeemaschine produziert dann zwar keinen Kaffee, aber sie blinkt und macht Brühgeräusche. Tamagotchi-ähnliche Anhänger, Walkie-Talkies und vieles mehr – überall werden Batterien benötigt. Elektronik hält selbst in die Kinderbekleidung Einzug, Schuhe mit blinkenden Sohlen sind sehr beliebt. Auch sie dürfen – wie alle anderen genannten Dinge – nicht in die Restmülltonne wandern, in jedem Fall müssen Batterien und Akkus unbedingt entfernt werden.
  3. Modeaccessoires oder „Smart Clothes“
    Auch in der Kleidung für Erwachsene kann sich Elektronik verstecken. Dieser Bereich ist vielleicht derzeit noch nicht groß, aber der Markt „smarter“ Bekleidung wächst. Es gibt heizbare Jacken, bei denen die Heizelemente in der Jacke eingenäht sind, Laufschuhe mit Sensoren, die direkt mit einer App verbunden werden können, Mützen mit integrierten Kopfhörern, Fahrradjacken mit integrierter Leucht- und Blinkoption und in Sporttextilien integrierte Sensoren, die Vitaldaten messen können.
  4. Dinge, die das Leben erleichtern sollen
    Hier ist vor allem der Markt der Senioren-Produkte besonders vielfältig. Regenschirm- und Stockgriffe leuchten, Armbanduhren sprechen und Teller halten Mahlzeiten warm. Solche Produkte gehören zu den wenigen wirklich hilfreichen Dingen, die nicht unter dem Deckmantel der Innovation Überflüssiges bieten. Für andere Gegenstände des Haushalts kann man das nicht unbedingt behaupten. Wer körperlich nicht eingeschränkt ist, wird nicht unbedingt einen Mülleimer brauchen, der sich elektronisch auf Knopfdruck öffnet und „Dankeschön“ sagt. Auch wenig umweltfreundliches Zubehör für Haustiere gehört übrigens in diese Rubrik.
  5. Werbemittel
    Wenn Unternehmen Geschenkartikel an ihre Kunden weiterreichen, die einen kleinen „Aha-Effekt“ haben sollen, handelt es sich oft um versteckten Elektroschrott. Die Liste der kleinen Nutzlosigkeiten aus Punkt 1 wird hier oft durch Artikel fürs Büro oder den Business-Bereich allgemein erweitert: leuchtende Kugelschreiber, sprechende Wasserwaagen, USB-Schlüsselanhänger, kleine Ventilatoren und „lustige“ Soundbuzzer. Auch diese Geschenkartikel haben oft eine kurze Lebensdauer.

Umweltbewusstsein beginnt beim Kauf

Einer weiteren Kategorie von verstecktem Elektroschrott haben wir bereits einen eigenen Artikel gewidmet: umweltschädlichen E-Zigaretten und Vapes, insbesondere die Einweg-Varianten. Deshalb haben wir sie hier nicht mehr aufgelistet. Aber was ist nun zu tun angesichts dieser Flut von Elektrogeräten, die eigentlich gar keine sind?

  • Kaufen Sie keine Geschenke als Gag. Kurzlebige Dinge, insbesondere solche mit elektronisch betriebenen Funktionen belasten die Umwelt unnötig.
  • Wägen Sie Kosten und Nutzen ab. Damit ist nicht nur der Preis in Euro gemeint, sondern auch der, den die Umwelt zahlt. Die meisten Menschen können eine Konservendose auch ohne elektrische Unterstützung öffnen.
  • Prüfen Sie bei Spielzeug, ob es wirklich pädagogisch sinnvoll ist. Viele elektronisch betriebenen Spielzeuge gehen nicht nur schnell kaputt, sie werden auch schnell langweilig.
  • Meiden Sie Internet-Einkäufe aus unklaren Quellen. Artikel aus chinesischen Web-Kaufhäusern erfüllen oft nicht die rechtlichen Anforderungen an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz (CE-Zeichen). Entsprechende Prüfsiegel sind meist gefälscht. Solche Produkte bleiben am besten da, wo sie sind.
  • Nutzen Sie Werbemittel als Imagefaktor. Mit nachhaltigen Werbemitteln statt elektronischen Gimmicks zeigen Sie, dass Ihr Unternehmen Wert auf Umweltschutz und Langlebigkeit legt.
  • Achten Sie darauf, dass sich die Elektronik vom Rest trennen lässt. Herausnehmbare Akkus und Bauteile machen ein verantwortungsbewusstes Recycling möglich.
  • Werfen Sie Batterien und Akkus nie in die Restmülltonne. Hier besteht Brandgefahr! Fragen Sie im Zweifelsfall an Ihrem Wertstoffhof nach der korrekten Entsorgung von speziellen Dingen und weisen Sie Mitarbeiter*innen immer darauf hin, dass sich in dem Gegenstand ein Motor o. Ä. befindet.
„Der Überraschungseffekt hält meist nur kurz, viele China-Artikel überleben kaum den Geburtstag des damit Beschenkten.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.