Der Torfmog Pietzmoor im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide in Norddeutschland.

Umweltschutz

Wald versus Moor – die unterschätzten Klimaretter

Feuchtgebiete, insbesondere Moore, spielen eine entscheidende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf und sind von enormer Bedeutung für den Klimaschutz. Die Feuchtgebiete haben eine herausragende Funktion als Kohlenstoffspeicher – mehr noch als Wälder. Allerdings sind sie stark bedroht. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um Moore zu erhalten und wiederherzustellen.

Die entscheidende Rolle von Wäldern als Kohlenstoffspeicher ist allgemein anerkannt. Doch ein oft übersehener Lebensraum ist ebenfalls von großer Bedeutung: das Moor. Obwohl Moore nur 1 % der Erdoberfläche ausmachen, speichern sie rund 600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – das Doppelte der Kohlenstoffmenge aller Wälder. Eine aktuelle Studie bestätigt: Moore speichern 20 % des globalen organischen Kohlenstoffs. Doch trotz ihrer Bedeutung gehen jährlich 1 % dieser Flächen durch menschlichen Einfluss verloren.

Um die Ziele des Pariser Abkommens und der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen zu erreichen, müssen diese verlorenen Feuchtgebiete wiederhergestellt und renaturiert werden. Zu diesen Feuchtgebieten zählen neben Mooren auch Seegraswiesen sowie Mangrovenwälder. Sie sind von entscheidender Bedeutung für einen gesunden Planeten, da sie eine weit höhere CO₂-Speicherkapazität als Ozeane haben und fünfmal effizienter als Wälder sind.

Die Situation ist komplex und auf den ersten Blick etwas paradox: Denn die Klimaretter sind aktuell auch Treibhausgasemittenten. Etwa 5 % der jährlichen CO₂-Emissionen haben ihren Ursprung in zerstörten Feuchtgebieten, die einstigen Kohlenstoffspeicher werden so zu CO₂-Quellen. In Deutschland wurden bereits 95 % der Moore für verschiedene Zwecke entwässert und gelten als tot.

Die Ramsar-Konvention zum Schutz lebenswichtiger Ökosysteme

Im Jahr 1997 rief die UNESCO den Welttag der Feuchtgebiete ins Leben, der jährlich am 2. Februar stattfindet. Bereits 1975 unterzeichneten 21 Staaten das sogenannte Ramsar-Abkommen zum Schutz dieser lebenswichtigen Ökosysteme. Feuchtgebiete, die 5-8 % der Erdoberfläche ausmachen, binden 35 % des terrestrischen Kohlenstoffs und sind für den Wasserhaushalt, die Biodiversität und den Klimaschutz entscheidend.

Trotz Schutzmaßnahmen gefährdet die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen oder Siedlungsgebiete das natürliche Gleichgewicht. Die Ramsar-Konvention, das älteste globale Umweltabkommen, verpflichtet daher ihre mittlerweile 172 Mitgliedsstaaten zur nachhaltigen Nutzung von Feuchtgebieten.

Feuchtgebiete werden in der Konvention in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter marine Feuchtgebiete, Feuchtgebiete an Flussmündungen und Seen sowie von Gezeiten unbeeinflusste Feuchtgebiete. Sie alle bieten wichtige Lebensräume für verschiedene Arten.

Moore werden dabei in Nieder- und Hochmoore eingeteilt. Die Kategorisierung erfolgt je nach Art der Wasserversorgung. Niedermoore, auch bekannt als Flachmoore, erhalten ihr Wasser hauptsächlich aus dem Grundwasser und sind daher nährstoffreich. Hochmoore hingegen werden ausschließlich durch Regenwasser versorgt und zeichnen sich durch ihre Nährstoffarmut aus.

Die Renaturierung solcher Gebiete ist äußerst schwierig, erfordert aber dringendes Handeln, um die verbleibenden Moore zu schützen und die degradierten Gebiete wieder zu beleben.

Wie können die Feuchtgebiete renaturiert und geschützt werden?

Die Wiederherstellung von Feuchtgebieten erfordert nicht nur Bewässerung, sondern auch Maßnahmen wie etwa das Verhindern von Wasserabfluss. Beispiele wie das Hochmoor Theikenmeer im nordöstlichen Emsland und das Hochmoor am Steinhuder Meer zeigen, dass Fortschritte möglich sind – trotz der langen Zeitspanne, die für die Torfbildung benötigt wird (es dauert ein Jahr, bis ein Hochmoor um 1 mm wächst).

Folgende konkrete Maßnahmen sind nötig, um Feuchtgebiete langfristig zu schützen:

  1. Erhaltung des intakten Wasserhaushalts: Entwässerung (z. B. für die Nutzbarmachung von landwirtschaftlichen Flächen) hat viele Feuchtgebiete beeinträchtigt, was zum Verlust charakteristischer Arten und zu CO2-Emissionen führt. Die Erhaltung eines intakten Wasserhaushalts und die Wiedervernässung sind daher entscheidend.
  2. Verhinderung von Nährstoffeinträgen: Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft verändern Feuchtgebiete und führen zu einem Rückgang seltener Arten (deshalb hilft Biolandwirtschaft mit weniger Pestiziden auch dem Erhalt der Moore).
  3. Beibehaltung traditioneller Nutzung: Die traditionelle Nutzung von Feuchtgebieten ist wichtig, um die Artenvielfalt zu erhalten. Beispielsweise unterstützt die fortgesetzte Nutzung von Streuwiesen die Erhaltung standorttypischer Ökosysteme.
  4. Schutz von Sonderstrukturen: Kleine Strukturen wie Torfstiche und Geländemulden bieten wichtige Lebensräume und sollten geschützt werden. Eine naturnahe Pflege von Entwässerungsgräben ist ebenfalls wichtig. An diesen Orten finden auch bedrohte Tierarten wie Biber Unterschlupf – gleichzeitig helfen sie der Natur als fleißige Helfende, ausgetrocknete Moore zu renaturieren.
  5. Vermeidung von Störungen und Trittschäden: Der zunehmende Erholungsdruck von uns Menschen (Natururlaube) und dadurch verursachte Trittschäden können Feuchtgebiete stark beeinträchtigen. Besucher*innen-Lenkungsmaßnahmen und eine geeignete Wegeführung sind erforderlich, um die empfindliche Vegetation zu schützen.

Moorschutz vom Balkon aus

Neben der Schaffung von politischen Rahmenbedingungen und konkreten Renaturierungsmaßnahmen kann jede*r von uns auch zuhause das Moor schützen. Wie?

Verzicht auf torfhaltige Blumenerde: Torfabbau bedroht viele Feuchtgebiete, daher ist der Verzicht auf torfhaltige Blumenerde wichtig, um diese Lebensräume zu schützen. Es ist entscheidend, sofort mit der Wiederherstellung zu beginnen, um die wertvollen Funktionen dieser Ökosysteme zu erhalten und so ihre Bedeutung für den Klimaschutz zu stärken.

CO2-Kompensation mit „MoorFutures“

Die MoorFutures wurden 2011 ins Leben gerufen, um die Renaturierung von Mooren regional zu finanzieren. Sie orientieren sich eng an internationalen Umweltstandards wie dem „Verified Carbon Standard“ und dem Kyoto-Protokoll, die Transparenz und Vertrauenswürdigkeit gewährleisten. Dabei werden regionale Ansätze berücksichtigt und die Projekte von regionalen Expertengremien begleitet.

MoorFutures sind speziell für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt konzipiert und bieten Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen die Möglichkeit, ihre Treibhausgasemissionen zu kompensieren. Diese Zertifikate dienen nicht für Pflichtmärkte wie das Kyoto-Protokoll oder den EU-Emissionshandel. Jedes MoorFutures-Zertifikat entspricht der Minderung von einer Tonne CO2-Äquivalent und kann optional auch weitere Ökosystemdienstleistungen quantifizieren.

Die MoorFutures-Projekte unterliegen klaren und transparenten Kriterien, die regional koordiniert und durch Projektarbeitsgruppen und wissenschaftliche Beiräte unterstützt werden.

Fazit

Moore sind neben einzigartigen Lebensräumen für Flora und Fauna ein wichtiger Faktor für die Einhaltung unserer Klimaziele. Doch sollten wir nicht vergessen, dass erst gar nicht ausgestoßenes CO2 dem Klima und der Natur am besten tut. Neben der Renaturierung von Feuchtbiotopen und der Kompensation, beispielsweise durch „MoorFutures“, sollten wir nach dem etablierten Ansatz „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“ handeln.

„Moor muss nass! “
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten
Die Autor*in
Lukas Glöckner
Lukas Glöckner
Lukas ist Mediengestalter und Kommunikationsmanager B.A. Er kommt aus dem Bereich "CSR" eines Familienunternehmens und arbeitet nun bei "Lust auf besser leben". Er ist im Herzen ein stets kreativer und besonnener Hands-on-Teamplayer - und schreibt für sein Leben gern. Am liebsten über neue Innovationsthemen, die er sich selbst "drauffschaffen" muss.