Abfallvermeidung

Was ist nachhaltiger – ein Feuerzeug oder Streichhölzer?

Vor etwa 32.000 Jahren lernten unsere Vorfahren, mit Hilfe von Steinen ein Feuer zu entzünden. Heute entstehen Flammen viel einfacher und schneller – Streichholz und Feuerzeug sei Dank. Aber welche der beiden Methoden ist eigentlich nachhaltiger? Ist ein Hölzchen zum Abbrennen und Wegwerfen automatisch umweltfreundlicher? Oder gewinnt das mehrfach verwendbare Feuerzeug? Finden wir es heraus!

Das Streichholz – aufwendiger hergestellt als gedacht

Streichhölzer machen einen traditionell „ökologischen“ Eindruck. Sie bestehen meist aus Holz und sind in einer Pappschachtel untergebracht. Kleine Gegenstände aus einem nachwachsenden Rohstoff, die sich nach Gebrauch samt ihrer Verpackung problemlos entsorgen lassen – wo sollte da das Problem sein? Die Tücke liegt wie immer im Detail.

Denn nicht nur der entzündliche Kopf der Streichhölzer, auch die Hölzchen selbst und die Verpackung sind chemisch präpariert, damit sie ihre Funktion erfüllen können. Der Kopf besteht heute meist aus Kaliumchlorat, Schwefel, Glaspulver und Leim, die Hölzchen werden in Paraffin (also einem Erdölprodukt) und Phosphatsalze getränkt. Damit sich das Streichholz entzünden kann, ist aus Sicherheitsgründen eine Reibefläche vonnöten, die aus Glaspulver, rotem Phosphor und Leim besteht. Bei Letzterem wichtig zu wissen: In der Regel werden zur Herstellung des Leims Produkte tierischen Ursprungs verwendet, Zündhölzer sind also meist nicht vegan. Die gute Nachricht: Im Gegensatz zu dem früher eingesetzten weißen Phosphor, der bei den Arbeitern in der Herstellung Gesundheitsschäden hervorrief, ist roter Phosphor unbedenklich.

Unsere Empfehlung: Beim Kauf nachhaltige Zündhölzer wählen

Was das Holz betrifft, sollte man darauf achten, dass es aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, die Deklarierung muss man allerdings oft suchen. Noch nachhaltigere Streichhölzer bestehen aus recyceltem Papier – kleine Briefchen mit Pappstreifen sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig in der Anwendung, aber umweltfreundlicher als die Holzvariante.

Die Entsorgung von Streichhölzern: Sicherheit geht vor

Aufgrund des Chemiegemischs sollten abgebrannte und abgekühlte Streichhölzer im Restmüll entsorgt werden. Noch intakte Hölzchen am besten vor dem Entsorgen nass machen, so wird eine unbeabsichtigte Entzündung verhindert.

Das Feuerzeug – nachhaltig ist anders

Laut der Bundesstiftung Umwelt werden in Deutschland jedes Jahr etwa 160 Millionen Einwegfeuerzeuge verkauft. Sie sind deutlich beliebter als nachfüllbare Varianten. In der Regel bestehen sie – grob gesagt – aus Plastik, Metall, einem Zündstein und einem Gasgemisch als Brennstoff. Etwa die Hälfte dieser Feuerzeuge haben zusätzlich Kunststoffbeschichtungen, z. B. für Werbeaufdrucke. Dieser Materialmix macht das Recycling bislang nahezu unmöglich, obwohl es europaweit Bemühungen gibt, mithilfe eines Sammelsystems etwas daran zu ändern. Davon abgesehen setzt das Verbrennen von Butangas CO2 frei, und was noch problematischer ist: Häufig verbleibt eine Restmenge im Feuerzeug, wenn es weggeworfen wird. So besteht die Gefahr einer gefährlichen Verpuffung im Müllfahrzeug oder das Gas gelangt einfach so in die Atmosphäre. Butangas ist toxisch und sollte nicht eingeatmet werden.

Sind nachfüllbare Feuerzeuge nachhaltiger?

Nachfüllbare Feuerzeuge sind meist aus Metallen wie Blech, Edelstahl oder Aluminium gefertigt. Sie haben eine deutlich längere Lebensdauer als Einwegfeuerzeuge, was für sie spricht. Allerdings werden sie meist mit umweltschädlichem Benzin befüllt und auch die Benzinbehälter werden früher oder später weggeworfen. Dabei besteht ebenfalls die Gefahr der unsachgemäßen Entsorgung. Im direkten Vergleich mit Streichhölzern schneiden nachfüllbare Feuerzeuge damit schlechter ab.

Wie umweltfreundlich sind Lichtbogenfeuerzeuge?

Sie gelten als modern und umweltfreundlich, sind aber in Bezug auf die Nachhaltigkeit zumindest fragwürdig: elektronische Lichtbogenfeuerzeuge. Sie brauchen kein brennbares Material wie Gas oder Benzin, denn sie erzeugen mit Hilfe von Hochspannungs-Elektrizität eine Art künstlichen Blitz. Das klingt gut – aber dafür enthalten sie einen Akku, der wertvolle Ressourcen in Anspruch nimmt. Er wird in der Regel über USB aufgeladen. Ein Feuerzeug, das den riesigen Elektroschrottberg größer macht – hier stehen Produktnutzen und Recyclingaufwand doch in einem eher ungünstigen Verhältnis.

Die Entsorgung von Feuerzeugen: Nicht alles ist Restmüll

Bei der Entsorgung von Feuerzeugen gibt es einiges zu beachten. Das Wichtigste: Sie sollten immer vollständig entleert werden! Feuerzeuge mit Inhalt sind Sondermüll, der wie Schadstoffe behandelt werden muss. In Frankfurt am Main kann man solchen Abfall zum Beispiel beim Schadstoffmobil abgeben, das in die Stadtteile kommt. Nur vollständig entleerte Feuerzeuge dürfen in den Restmüll, das gilt für Einwegfeuerzeuge genauso wie für nachfüllbare Benzinfeuerzeuge. Ein Sonderfall sind Lichtbogenfeuerzeuge: Sie gelten nach dem Ende ihrer Lebensdauer als Elektroschrott, der nicht im Restmüll entsorgt werden darf. Denn ähnlich wie bei E-Zigaretten und anderem versteckten Elektroschrott besteht hier Brandgefahr durch Akkus.

Was ist nun nachhaltiger – Streichhölzer oder Feuerzeug? Das Fazit:

Die Reihenfolge ist also eindeutig: Am umweltfreundlichsten sind Streichholzbriefchen aus Recyclingpapier (auch wenn die Benutzung hier ein bisschen Übung erfordert). An zweiter Stelle rangieren Streichhölzer (möglichst aus nachhaltiger Forstwirtschaft), dann folgt das hochwertige, nachfüllbare Feuerzeug und das Elektrofeuerzeug. Abgeschlagen auf dem letzten Platz: Das (bedruckte) Einwegfeuerzeug aus Plastik und anderen gemischten Materialien. Nicht nur, dass es in seiner Herstellung nicht nachhaltig ist – durch seinen günstigen Preis wird es oft achtlos vergessen, geht draußen verloren oder landet noch halbvoll im Müll. Damit wird es nicht nur zu einem Umweltproblem, sondern durch die Brandgefahr auch zu einem Sicherheitsrisiko.

Einwegfeuerzeuge gehen oft verloren und verschmutzen dann die Umwelt
„Laut der Bundesstiftung Umwelt werden in Deutschland jedes Jahr etwa 160 Millionen Einwegfeuerzeuge verkauft.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.