Das ist der Lauf der Welt, könnte man achselzuckend sagen. Doch nicht immer handelt es sich dabei um eine „natürliche“ Alterung, etwa durch Verschleiß. Marketingaspekte und der Wunsch, die neueste Innovation zu besitzen, lassen vor allem Smartphones in den Augen ihrer Besitzer*innen oft schnell ganz schön alt aussehen. Fachleute sprechen dabei von „psychischer Obsoleszenz“. Es klingt ein bisschen, als hätten Menschen, die immer das Neueste haben müssen, eine kleine Meise. Das zu behaupten wäre sicher unfair. Wir alle lieben Dinge, die uns das Leben leichter und bequemer machen – oder es zumindest versprechen. Angesichts immer knapper werdender Rohstoffe und der Umweltbelastung durch die Produktion kann man das sich immer weiter drehende Karussell der Wünsche allerdings durchaus hinterfragen. Der weltweite Berg an Elektroschrott wächst den Vereinten Nationen zufolge dramatisch an – in jedem Jahr kommen über 50 Millionen Tonnen hinzu – für das Jahr 2021 spricht man sogar von 57 Millionen Tonnen. Jeder deutsche Haushalt trägt im Durchschnitt mit 40,7 Kilogramm jährlich zu diesem Berg bei. Eine finstere Bilanz, die durch einen weiteren Aspekt der Obsoleszenz noch befeuert wird.
„Geplante Obsoleszenz“ – Verschleiß mit Ansage
Gemeint ist die „geplante Obsoleszenz“. Hier wird die künstliche Produktalterung auf die Spitze getrieben, indem man bei der Produktion „Sollbruchstellen“ einbaut bzw. die Reparatur eines Geräts erschwert oder gar unmöglich macht. So wird zum Beispiel Edelstahl durch Kunststoff ersetzt, der schneller verschleißt. Geräte werden verklebt statt verschraubt, so dass sie sich nicht öffnen lassen. Das vergleichsweise neue Recht auf Reparatur und die Ökodesign-Richtlinie sollen dem entgegenwirken. Politik und Menschen müssen in jedem Fall langfristig an einem Strang ziehen, damit die „Lebensdauer-Wende“ gelingt. Tatsächlich ist bereits eine Bewegung entstanden, die Obsoleszenz den Kampf ansagt. In Reparatur-Cafés finden sich Tüftler*innen und Bastler*innen zusammen, die wissen, wie man Radios, Computer und Handys öffnet, auch wenn keine Schrauben mehr sichtbar sind. Der Zulauf ist groß. Die Entsorger großer Städte wie München oder Frankfurt am Main bieten Reparaturführer an, die hilfreiche Hände für defekte Dinge vermitteln. Projekte wie reYOUrs in Frankfurt sorgen für mehr Wiederverwendung von Elektrogeräten. Der Kauf oder Verkauf gebrauchter Dinge ist nicht mehr mit dem Makel behaftet, dringend Geld zu brauchen oder sich etwas Neues nicht leisten zu können. Vielmehr ist vor allem bei jüngeren Generationen das Bewusstsein für Ressourcen gestiegen. Gebrauchte, intakte Dinge haben endlich wieder den Wert, den sie verdienen.