Ressourcenschonung

Nachhaltige Weihnachtsbäume − welche Möglichkeiten gibt es?

Bäume gelten als Klimaschützer schlechthin. Sie können große Mengen CO2 speichern und tragen so dazu bei, dem menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken. Alle Jahre wieder werden wertvolle Tannenbäume jedoch zum Einweg- bzw. Wegwerfprodukt. Sie werden gefällt und landen nach kurzer Zeit im Müll. Wir haben einige Alternativen, durch die Sie den diesjährigen Tannenbaumkauf nachhaltig und fair gestalten können.

Die Bedeutung des Tannenbaums für unser christlich geprägtes Weihnachtsfest reicht weit zurück: Bereits im Jahr 1521 war er in den Häusern vornehmer Bürger*innen zu finden. Zu dieser Zeit wurde er nicht mit Kugeln, sondern mit Äpfeln, Oblaten und Zuckergebäck geschmückt, das die Kinder zu Weihnachten plündern durften. Er war also schon damals fester Bestandteil eines traditionellen Weihnachtsfestes.

Auch heute noch ist ein Weihnachten ohne Tannenbaum für viele Menschen nur schwer vorstellbar. Egal ob Nordmann- oder Edeltanne, Rot- oder Stechfichte – ein geschmückter Tannenbaum, umgeben von liebevoll ausgesuchten Geschenken, sorgt erst recht für Weihnachtsstimmung. Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 30 Millionen Tannenbäume gekauft. Das ist eine große Anzahl an Bäumen, die nur für eine kurze Zeit im Gebrauch sind. Selten wird dabei bedacht, dass das Fällen und Entsorgen so vieler Bäume schädlich für unsere Umwelt ist. Doch nicht nur das: Auch in puncto Arbeitsbedingungen können viele Tannenbäume nichts Gutes vorweisen. Was wenig besinnlich klingt, sollte uns nicht entmutigen. Denn es gibt sie, die nachhaltigen Alternativen.

Woher stammt mein Weihnachtsbaum?

Beginnen wir beim Anbau. Die zwei größten Flächen in Deutschland, auf denen Tannenbäume angebaut werden, sind in Schleswig-Holstein und im Sauerland zu finden. Darüber hinaus gibt es weltweit große Monokultur-Plantagen, um die schönsten Bäume zu züchten. Sie entstehen nicht im gesunden Wald, sondern auf Sonderflächen mit eigenen Strom- und Leitungsstraßen. Aufgrund dieser Plantagen leiden Böden und Natur, denn die Flächen werden mit Mineraldünger, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtungsmitteln bearbeitet. Der Einsatz dieser Mittel schädigt nicht nur die Umwelt, sondern auch unsere Gesundheit.

In Deutschland wird ein geringer Anteil an Tannenbäumen aus dem Ausland importiert. Der beliebteste Baum der Deutschen ist die Nordmanntanne. Diese Art wächst sehr schnell, hat einen schönen dunkelgrünen Farbton sowie einen sehr symmetrischen Kronenaufbau. Die Nadeln haften lang an ihren Zweigen und der Geruch frischer Zweige entführt in wohlige Gedanken.

Doch gerade große Nordmanntannen werden hier selten angebaut, weshalb diese meist aus Dänemark stammen. Länder wie Frankreich, Österreich und die Schweiz beliefern Deutschland, was letztendlich zu langen Transportwegen und vielen CO2-Emissionen führt.

Der faire Tannenbaum

Für die riesigen Tannenbaumplantagen werden große Mengen Saatgut benötigt. Das wiederrum hat seinen Ursprung oft im georgischen Hochland. Hier befinden sich hohe Bäume mit Tannenzapfen, in denen die Samen zu finden sind. Jedoch sind die Arbeitsbedingungen, die dort herrschen, alles andere als menschenfreundlich.

Einwohner*innen klettern die dünnen Stämme 30 bis 40 Meter hoch, um an die Tannenzapfen zu gelangen. Dabei begeben sie sich häufig in Lebensgefahr, denn sie sind ungesichert, tragen keine Schutzkleidung und werden dabei schlecht bezahlt. Unter diesen Arbeitsbedingungen kommt es häufig zu schlimmen Unfällen.

Um diesen schrecklichen Umständen ein Ende zu setzen, wurde im Jahr 2007 eine Stiftung gegründet, die sich für faire Arbeitsbedingungen und somit faire Tannenbäume einsetzt. Dank dieser Stiftung werden die Arbeiter*innen geschult, sind gesichert sowie versichert, bekommen Schutzausrüstung und bessere Löhne. Das Saatgut, das unter fairen Arbeitsbedingungen gewonnen wurde, wird beim Verkauf kenntlich gemacht. Faire Tannenbäume tragen das „Fair Trees“-Logo.

Tannenbaum Mia – mieten statt kaufen

Doch muss der Weihnachtsbaum immer ein Wegwerfprodukt sein, dessen Saison nur wenige Wochen dauert? Die Idee hinter Tannenbaum Mia zeigt, dass es anders geht. „Mia“ ist ein Tannenbaum im Topf, den sich jede*r zum Weihnachtsfest mieten kann. Das funktioniert so: Der Baum kann im Online-Shop bestellt werden. Hierbei gibt es eine große Auswahl. Hohe Preisunterschiede zum normalen Verkauf gibt es nicht. Der Zeitraum des Leihens beträgt im Normalfall zwei Monate. Und am Ende haben die Kund*innen zwei Möglichkeiten: Sie können den Tannenbaum zurückschicken oder ihn im eigenen Garten einpflanzen.

Dabei gibt es einige Aspekte, die zu beachten sind: Damit der Tannenbaum danach gute Chancen auf ein Weiterleben mit starken Wurzeln hat, müssen die Pflegehinweise beachtet werden. Außerdem ist wichtig, dass der Tannenbaum sich bei der Ankunft akklimatisiert, da er eigentlich kühleres Klima gewöhnt ist. Regelmäßiges, aber nicht übermäßiges Gießen ist außerdem sehr wichtig.

Für das Einpflanzen im eigenen Garten spielt das Akklimatisieren eine große Rolle und der Standort sollte gut ausgewählt werden. Der Tannenbaum kann sowohl an sonnigen sowie an schattigen Orten eingepflanzt werden. Gut ist es, wenn ein halbschattiger Ort mit feuchtem Boden – aber nicht gefroren – gewählt wird. Unter diesen Voraussetzungen hat der Tannenbaum auch nach dem Weihnachtsfest gute Überlebenschancen.

Ökologisch angebaute Tannenbäume

Über einen Zeitraum von nur wenigen Wochen steht der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer vieler Menschen. Das Einsetzen von Mineraldünger, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Unkrautvernichtungsmitteln bedeutet, dass wir in all dieser Zeit unsere Gesundheit gefährden. Doch auch dafür gibt es eine Lösung, die nicht nur besser fürs Klima, sondern auch für uns ist: Tannenbäume aus ökologischem Anbau, gekennzeichnet mit dem FSC-, Naturland- oder Bioland-Siegel. Das Entfernen des Unkrauts wird in den ökologischen Tannenbaumkulturen beispielsweise mechanisch gelöst oder durch Schafbeweidung.

Zudem spielt die Regionalität natürlich eine wichtige Rolle. Sprechen Sie am besten mit dem Dealer Ihres Vertrauens und fragen Sie nach der Herkunft und den Anbaubedingungen. Es gibt auch Bäume aus der Region, die ohne Siegel aus pestizidfreien Mischkulturen stammen.

Reuse-Weinhachtsbaum

Und wem das noch nicht reicht: Der wiederverwendbare Holzbaum zum Selbstaufbauen ist mittlerweile auch ein echter Trend. Statt Bäume zu fällen, können einzelne Zweige in eine Holzkonstruktion gesteckt werden. Dabei freuen sich besonders diejenigen, denen herabrieselnde Nadeln bereits nach wenigen Tagen auf die Nerven gehen. Der Keinachtsbaum zeigt, wie ein rundum ökologisch designtes und produziertes Produkt zu einem nachhaltigen Weihnachtsfest beitragen kann.

Fazit

Um den diesjährigen Weihnachtsbaumkauf nachhaltig zu gestalten, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der Baum aus der Region kommt. Somit sind die Transportwege nicht ewig lang und es wird eine Menge CO2 eingespart. Sie sollten außerdem darauf achten, dass Sie nur Tannenbäume mit „Fair Trees“-Logo sowie Öko-Siegel kaufen. Die Möglichkeit des Leihens empfehlen wir für diejenigen, die etwas Neues ausprobieren möchten. So müssen Sie nicht auf den Tannenbaum und die weihnachtliche Stimmung verzichten und können trotzdem das Klima schützen.

 

Quellen:

Einblick in eine Weihnachtsbaumplantage
„Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 30 Millionen Tannenbäume gekauft, viele davon mit fragwürdiger Lieferkette.“
Die Autor*in
Jil Zitnik
Jil Zitnik
Schon als Kind war Jils große Leidenschaft die Literatur. Aus diesem Grund entschied sie sich nach ihrem Abitur Germanistik an der Goethe Universität in Frankfurt zu studieren. Neben ihrem Studium ist sie als Werkstudentin bei der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH im Bereich Marketing tätig und schreibt für RECYCLIST. In ihrer Freizeit sitzt Jil häufig vor ihrem Laptop und verfasst Texte oder sie spaziert mit ihrem Hund durch Frankfurt und versucht währenddessen die Stadt weiterhin sauber zu halten.