Viel Elektronik wird nur kurz genutzt und dann aussortiert.

Wertstoffhöfe

Wertstofflotsen retten in Frankfurt Elektrogeräte vor der Entsorgung

Für Umweltschutz und Ressourcenschonung ist der Abfall der beste, der erst gar nicht entsteht. Dennoch landet vieles in der Entsorgung, was noch einwandfrei funktioniert und nicht zu Müll werden müsste. Seit neustem gibt es in Frankfurt am Main für solche Fälle "Wertstofflotsen", die dafür sorgen, dass mehr elektronische Geräte in die Wiederverwendung kommen.

In Deutschland fallen ca. 417,2 Millionen Tonnen Abfall im Jahr an. Ein Großteil sind Bau- und Abbruchabfälle, 1,6% stammen von Elektroaltgeräten und 6,1% besteht aus Sperrmüll. Es werden also über 4 Millionen Tonnen zu "Elektroschrott". Viele Gegenstände werden weit vor dem Ende ihres Lebenszyklus entsorgt, obwohl sie teilweise leicht zu reparieren oder sogar noch funktionsfähig sind.

Selbst wenn alles fachgerecht recycelt werden würde, um Wertstoffe dem Kreislauf zurückzuführen, stünde dies in keinem Vergleich zu der positiven Auswirkung der Wiederverwendung. Zudem liegt die Recyclingquote bei elektronischen Geräten bei nur rund 20%. Ein Großteil hiervon wird im Hausmüll entsorgt und verbrannt, wodurch wertvolle Bestandteile wie seltene Erden und Metalle nicht weitergenutzt werden können.

Wertstoffe ins zweite Leben lotsen

In Frankfurt am Main gibt es ein innovatives Angebot, damit Wertstoffe gar nicht erst auf dem Müll landen und zu Abfall werden. Um die Wiederverwendungsquote zu steigern, hat die gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling (kurz GWR) sogenannte "Wertstofflotsen" eingestellt. Wie der Name schon verrät, sollen diese potenziell Wertvolles von Schrott trennen. Im Kofferraumservice der FES sind diese Lots*innen bereits im Einsatz.

Hier werden seit 2020 funktionsfähige und gut erhaltene Elektro-Altgeräte gesichtet und von den restlichen Stoffströmen getrennt. Hält ein*e Lots*in nach erster optischer Bewertung ein Gerät für geeignet, können Bürger*innen diese vor Ort für die Wiederverwendung spenden. Die abgegebenen Geräte werden dann von Fachpersonal der GWR kontrolliert und, wenn nötig, repariert. Anschließend werden die Produkte mit einem Prüfsiegel versehen. Damit sind sie offiziell bereit für den Wiederverkauf in dem Secondhand-Warenhaus Neufundland oder dem Online-Shop reYOUrs.

Selbst wenn sich defekte Geräte nicht mehr in Stand setzen lassen, können oftmals Ersatzteile daraus gewonnen werden oder es werden durch das fachgerechte Recycling knapp werdende Rohstoffe sichergestellt.

Soziale Aspekte des Umweltschutzes

Das Projekt zielt nicht nur auf Umweltschutz und Ressourcenschonung ab. Die eingestellten Lots*innen sind Arbeitssuchende, die über eine Integrationsmaßnahme wieder in den Arbeitsmarkt zurückfinden wollen. Die Zusammenarbeit zwischen einer sozialen Wiederverwendungseinrichtungen und den kommunalen Wertstoffhöfen der FES hat vielerlei Vorteile: Die Umwelt wird geschont, Arbeitsplätze werden geschaffen, Geräte bekommen eine zweite Chance und Käufer*innen der Secondhand-Ware freuen sich über günstige Elektronik-Artikel.

Schon beim Ausmisten Zuhause kann man sich folgende Fragen stellen: "Ist das wirklich kaputt?" oder "Lässt es sich noch reparieren?" "Sind hier Seltene Erden verarbeitet, die für andere noch von Wert sind?"

Nicht alles, was auf dem Stapel "alt" oder "kaputt" landet, muss am Ende zu Schrott werden. Durch die direkte Spende an ein Secondhand-Kaufhaus kann die Ware geprüft und in Stand gesetzt werden – sogar mit einem Jahr Gewährleistung und dem bequemen Abholdienst für Wohnungsauflösungen. Die Ware kann so wieder für kleines Geld neue Eigentümer*innen finden.

Für Elektro-Altgeräte gilt: Falls der Weg direkt zum Entsorger führt, sorgen hier zumindest in Frankfurt am Main tatkräftige Wertstofflots*innen für die Wiederverwendung. Aufgrund der schlechten Ökobilanz von Elektrogeräten ein echter Mehrwert für die Umwelt.

Ausbaumöglichkeiten der Idee bestehen zu Genüge. Denn Vieles, das über den Sperrmüll und den Kofferraumservice entsorgt wird, ist noch einwandfrei und könnte weiter genutzt werden.

Es wird viel Elektroschrott auf den Wertstoffhöfen abgegeben, darunter auch funktionsfähiges
„417,2 Millionen Tonnen Abfall fallen im Jahr an. Vieles davon wird weit vor Ende des Lebenszyklus entsorgt, obwohl es noch funktionsfähig ist.“
Wertstofflotsen unterstützen den Kofferraumservice in Frankfurt bei der Elektronik-Abgabe
Die Autor*in
Flora Hochrein
Flora Hochrein
Als Frankfurterin lag Flora schon immer am Herzen ihre Stadt lebenswerter zu machen. Durch ehrenamtliches Engagement und den Aufbau von städtischen Abfallvermeidungs-Projekten für die FES, setzt sie dies in die Tat um.