Zero Waste

Zero Waste Camping – Urlaub ohne Abfall

Wer bei Camping abwinkend an unbequeme Zeltlager und Plumpsklo denkt, verpasst etwas. Statt eines Zelts sind mittlerweile schicke Reisemobile und komfortable Wohnwagen angesagt. Innerhalb der letzten fünf Jahre stieg der Trend hin zum Camping um mehr als das Doppelte. Doch dabei entsteht auch eine Menge an Müll. Wie es anders geht, haben wir für Sie recherchiert.

Laut ADAC sind mittlerweile rund 1,6 Millionen zugelassene Campingfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Vor allem kompakte Kastenwagen werden von der Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren bevorzugt. Gerade während der Pandemie ist es einfacher, den Urlaub mobil und flexibel zu gestalten, als durch ungeplante Quarantäne oder Krankheit wertvolle Urlaubstage zu verlieren – außerdem gibt es auch in Deutschland genug zu sehen. Kein Wunder, dass die Produktion neuer Fahrzeuge stockt und der Gebrauchtwagenhandel explodiert.

Im Wohnmobil ist alles dabei: Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer. Gegenstände, auf die man im Urlaub nicht verzichten möchte, können problemlos mitgenommen werden. Wohnmobilstellplätze gibt es von günstig bis luxuriös, also vom Typ „Gemeinschaftstoilette“ bis hin zur eigenen Sauna oder gar inklusive Fitnessstudio.

Grundsätzlich ist Camping innerhalb Deutschlands aufgrund der geringeren CO2-Emissionen nachhaltiger als eine Flugreise, sodass der Trend hin zu inländischem und naturnahem Urlaub umweltpolitisch begrüßt werden kann. Allerdings gibt es ein paar Faktoren, die umweltschädlich sein können. Dazu zählen:

Das „Geschäft“

Eine nicht zu unterschätzende logistische Herausforderung beim Camping ist die Ver- und Entsorgung Ihres täglichen Geschäfts. Versorgung meint hierbei die Beladung mit Wasser, um die Küchenzeile und das Bad mit Wasser zu versorgen. Die Entsorgung meint die Entladung der Toilette sowie des Grauwassers. In Wohnmobilen und -wägen werden häufig Chemietoiletten verbaut, wie man sie z. B. aus Dixi-Klos oder Bordtoiletten kennt. Diese funktionieren, indem eine Kassette (daher auch der Name Kassettentoilette) unterhalb der Toilette eingeschoben und von außerhalb des Fahrzeugs rausgenommen werden kann, um den Inhalt dann an Entsorgungsstationen auf Campingplätzen, Kläranlagen oder an Raststätten zu entleeren.

Gefüllt wird sie, wie der Name verrät, mit Chemie – entweder einer Tablette, Flüssigkeit oder einem Pulver, das Gerüche überdecken, Fäkalien zersetzen und Keime abtöten soll. Doch was genau wirkt so antibakteriell und wie umweltschädlich ist es?

Meistens werden die chemischen Bestandteile Formaldehyd, Glutaraldehyd, Zitronensäure sowie quartäre Ammoniumverbindungen eingesetzt, die teils nicht nur giftig und umweltschädlich sein können, sondern sogar krebserregend und tödlich.

Eine Lösung kann der Einsatz von biologisch abbaubaren Mitteln sein. Weitere Möglichkeiten stellen wir im Fortgang des Artikels vor. Außer Frage steht natürlich, dass der Inhalt einer Chemietoilette unter keinen Umständen in die Natur gekippt werden darf.

Alles da, außer Ruhe ...

Ein nicht zu verachtender und für die Natur kritischer Umstand ist der sogenannte „Overtourism“ (Über-Tourismus) durch Camper*innen. Die Natur leidet unter dem hochfrequentierten Besuch von naturbelassenen Regionen. Oft werden sorgsam vorgegebene Wege in Naturschutzgebieten missachtet oder wildgepinkelt, Zigarettenkippen und sonstiger Abfall in der Natur hinterlassen. Dabei verschlimmern soziale Netzwerke diese Auswüchse. Travel-Influencer*innen und reichweitenstarke Campende empfehlen besondere Spots, die dann überrannt werden. Daher sollten alle Camper*innen darauf achten, die Natur zu schützen und möglichst unberührt zu hinterlassen – und eigene Spots zu entdecken, statt den digitalen Empfehlungen zu folgen.

Wohin mit dem Müll?

Beim Campen ist auf kleinem Raum kaum Platz für einen haushaltsüblichen Abfalleimer, zumal die Geruchsentwicklung spätestens am dritten Tag ein Problem würde. Zusätzlich läuft man gerade unterwegs Gefahr, in die Müllfalle zu treten. Hier eine Getränkeflasche, da ein abgepackter Salat mit Plastikbesteck, schnell einen Coffee to go – alles praktisch und auf die Hand, aber zumeist mit einem hohen Verpackungsaufkommen. Wohin also nun mit dem Abfall?

Problematisch wird es, wenn man ein schönes Plätzchen zum Campen gefunden hat und am Stellplatz keine Abfalleimer zu finden sind. Helfen könnte hier die Zero-Waste-Bewegung, die parallel zum Camping-Trend stetig an Bedeutung gewinnt. Sie versucht, möglichst wenig bis keinen Abfall zu verursachen.

12 Zero-Waste-Tipps

Wir haben einige Tipps, wie man beim Campen am besten mit Abfall umgeht und die Umwelt schonen kann, zusammengetragen:

  1. Eigenes Geschirr, Besteck, Tragebeutel, Geschirrtücher und Trinkflasche mitbringen. Das sind unverzichtbare Gegenstände, wenn Sie umweltfreundlich campen möchten.
  2. Für lange Fahrten und Kaffee-Nachschub Mehrwegsysteme nutzen (z. B. das nachhaltige Bio-Mehrwegsystem #MainBecher).
  3. Eigene Brotdose für Proviant einpacken.
  4. Den Camper vor der Reise mit Grundlebensmitteln wie Nudeln, Reis oder Kartoffeln bestücken. Alles andere kann frisch und möglichst unverpackt, z. B. auf dem örtlichen Wochenmarkt, eingekauft werden.
  5. Schon vor dem Reiseantritt Camper-freundliche Rezepte überlegen, um Lebensmittelverschwendung und Abfälle zu vermeiden.
  6. Umweltfreundliche Seife am Stück sowie Öko-Spülmittel und ungiftige Mückensprays benutzen.
  7. Beachten, dass die verwendete Kosmetik und Sonnencreme kein Mikroplastik enthalten.
  8. Nach Möglichkeit alle Abfälle richtig trennen, oder den Abfall mitnehmen und zuhause trennen.
  9. Wiederverwendbare Artikel wie Baumwoll-Küchenhandtücher statt Küchenrolle aus Papier nutzen.
  10. Camping-Equipment hochwertig oder secondhand kaufen.
  11. Größere Wasserkanister statt viele einzelne Pfandflaschen kaufen. Unser Tipp: Ist man in den Alpen unterwegs, kann man seine eigene Flasche oft mit kühlem Quellwasser befüllen.
  12. Über den Einbau einer Trocken-/Trenn-Toilette nachdenken – diese ist wassersparender und enthält keine chemischen Zusätze.

Die Königsdisziplin beim Zero-Waste-Camping ist mit Sicherheit das Abfallsammeln. Damit tragen Sie dazu bei, die Region sauberer zu hinterlassen, als Sie sie vorgefunden haben. Ebenfalls sind Eco-Campingplätze eine Option, hier wird auf richtige Abfalltrennung, respektvollen Umgang mit Natur und Tieren sowie effiziente Energienutzung geachtet. Das Netzwerk ECOCAMPING gibt es z. B. bereits seit 20 Jahren. Es zertifiziert Campingplätze nach strengen Richtlinien bezüglich der Umweltverträglichkeit.

Ausgestattet mit diesen Tipps steht einem Campingurlaub nichts mehr im Wege. Wunderschöne, unberührte Flecken in der Natur bleiben genau das – funkelnd und schön sauber.

 

Hilfreiche Informationen:

„Das Netzwerk ECOCAMPING gibt es bereits seit 20 Jahren. Es zertifiziert Campingplätze nach strengen Richtlinien bezüglich der Umweltverträglichkeit.“
Die Autor*in
Flora Matani
Flora Matani
‚Nomen est omen' oder ‚Der Name ist Programm'. Flora beschäftigt sich seit einigen Jahren mit verschiedenen Themen rund um Nachhaltigkeit. Umgeben von Zimmerpflanzen oder auf ihrem Balkongarten, beschäftigt sie sich mit Tierschutz, fairer Mode oder veganer Ernährung. Für die FES betreut sie nachhaltige Projekte und berät Kunden im Rahmen der Abfallvermeidung. Zudem schreibt Sie redaktionelle Beiträge für den reCYClist.