Aus alten Schuhen entstehen bunte Hingucker

Upcycling

Diese Upcycling-Produkte sollten Sie kennen

Wir ersetzen schnell gebrauchte Gegenstände, getragene Klamotten sowie Elektrogeräte und zögern nicht lange, unsere „alten“ Sachen auszusortieren oder sie im Schrank verrotten zu lassen. Dabei steckt in allen so viel Potenzial, das noch genutzt werden kann. Wir zeigen Ihnen, wie aus Altem etwas nachhaltig Neues hergestellt wird.

Fast Fashion und kurze Lebenszyklen unserer Gebrauchsgegenstände sind mittlerweile Alltag. Omnipräsente Werbung und Influencer*innen steigern zudem unser stetes Verlangen nach Neuem. Allein in Deutschland werden jährlich pro Kopf 12-15 kg Kleidung gekauft, wobei 40 Prozent davon ungetragen bleiben. Eine ganze Menge Ressourcen, die für eine kurze Lebensdauer genutzt werden, verstauben in unseren Wohnungen.

Unser Wegwerfproblem bezieht sich nicht nur auf unsere Kleidung, sondern auch auf viele andere Produkte wie Lebensmittel, Möbel, Schmuck oder Elektrogeräte. Dabei können all diese wertvollen Ressourcen weiterverarbeitet werden. Wie Unternehmen dies umsetzen und wie auch Sie Altes zu Neuem machen können, zeigen wir Ihnen.

Der Kaffee-Sneaker

Ein Sneaker aus Kaffeesatz? Es ist schwierig, sich darunter etwas vorzustellen, doch das gibt es wirklich! Nach jedem Kaffee, den wir trinken, bleibt ein kleiner Rest der gemahlenen Bohnen übrig. Dieser Rest landet meist auf direktem Weg in der Mülltonne. Dabei ist Kaffeesatz ein Allzweckmittel, da er vielseitig einsetzbar ist. Ob als Dünger, Reinigungsmittel, Peeling fürs Haar oder die Haut – Kaffeesatz sollte in keinem Fall entsorgt werden!

In den Resten des gemahlenen Kaffees sieht auch das Unternehmen „Rens“ eine Chance. Es stellt mehrere Produkte her, die zum Teil aus Kaffeesatz bestehen. Damit hat sich Rens auf den Märkten der USA, Finnland, Großbritannien und Deutschland etabliert. Die Upcycling-Sneaker kommen bei uns gut an, das Unternehmen verkauft seine Produkte in mehr als 100 Ländern!

Wie funktioniert das Ganze? Grundsätzlich besteht der Sneaker nicht allein aus Kaffeesatz. Für einen stabilen Schuh greift Rens auch auf andere Materialien zurück, wie zum Beispiel recycelte PET-Wasserflaschen, Einkaufstüten oder Verpackungsmaterial. Für die Produktion des Obermaterials eines Schuhs werden in etwa 21 Tassen Kaffee benötigt. Diesen bekommt das Unternehmen von lokalen Cafés und von großen Supermarktketten. Der Kaffeesatz wird im ersten Schritt karbonisiert und mit dem recycelten PET von insgesamt sechs gebrauchten Flaschen mit einem Hochdruckprozess und unter geringer Hitze vermischt. Aus dem daraus entstehenden Garn wird dann das Obermaterial des Schuhs gemacht.

Der neue Stoff: Ananas-Vlies

Baumwolle, Kaschmir, Leinen, Viskose und Leder sind beliebte Stoffe, die in der Modebranche verwendet werden. Sie alle haben viele Nachteile für Mensch und Umwelt. Vor allem anhand des Materials Leder können umweltschädliche Folgen gut sichtbar gemacht werden:

  • Viele Tiere – hauptsächlich Rinder – werden getötet.
  • Es werden wichtige Ressourcen wie Lebensmittel und Medikamente in der Zucht verschwendet.
  • Die Herstellung von Leder treibt den Klimawandel nur voran, anstatt diesen zu stoppen.
  • Rinder sind für die höchste Methanausscheidung unter den Tieren verantwortlich.
  • Und auch für uns Menschen gibt es Nachteile: Bei der Produktion des Leders werden giftige Chemikalien verwendet, die schädlich für uns und vor allem die Arbeiter*innen in den Gerbereien sind.

Eine große Gefahr für uns alle – nichtsdestotrotz werden diese Materialien oft für die Produktion von Handtaschen, Schuhen oder Klamotten eingesetzt.

Der Handel mit Leder, die damit einhergehenden hohen Produktionszahlen und die negativen Auswirkungen auf unsere Umwelt, die Tiere und uns Menschen, öffneten einer spanischen Designerin die Augen, weshalb sie jahrelang nach einer Alternative suchte. Mit 60 Jahren gründete Carmen Hijosa ihre eigene Firma Ananas Anam, denn sie hat ein umwelt- und tierfreundlicheres Material gefunden … Ananasblätter!

Jährlich werden allein nach Deutschland über 130.000 Tonnen Ananas transportiert. Die Folge: Auf den Plantagen im Ausland bleiben eine große Menge an Ananasblättern über – das sind ca. 13 Millionen Tonnen pro Jahr. Um diese wertvolle Ressource nicht zu verschwenden, hat Carmen Hijosa damit begonnen, die Ananasblätter zu einem Vliesstoff umzufunktionieren. Letztendlich werden 480 Ananasblätter für etwa einen Quadratmeter „Piñatex“ benötigt. Dieser alternative Stoff wird durch Fasern der Ananasblätter hergestellt. Heute verwenden bis zu 3.000 Firmen der Modebranche den Stoff Piñatex, darunter auch Nike.

Nachhaltiger Schmuck

Es ist und bleibt eines der größten Probleme im Kampf gegen den Klimawandel: die Entsorgung der Plastikabfälle im Meer. Und es wird nicht besser. Mittlerweile werden bis zu 150 Millionen Tonnen Abfälle in unseren Ozeanen entsorgt. Doch nicht nur allein die großen Mengen an Plastik beschädigen die Meere, sondern auch die vielen Fischernetze, die immer häufiger gefunden werden. Schon allein der Great Pacific Garbage Patch besteht zu 46 % aus sogenannten Geisternetzen, die verloren gegangen sind oder sogar mit Absicht im Meer versenkt wurden. Im Jahr landen insgesamt eine Million Tonnen Fischernetze im Wasser und brauchen 600 bis 800 Jahre, um sich zu zersetzen. Um Umwelt, Tiere und uns Menschen vor den Folgen zu schützen, wurde das Unternehmen Bracenet gegründet.


Und so funktioniert das Ganze: Für die Bergung und die Herstellung der Produkte arbeitet Bracenet mit zwei weiteren Unternehmen eng zusammen. Mithilfe von „Healthy Seas“ werden die Meere von den vielen Geisternetzen befreit. Sie organisieren die Bergungsmissionen mit insgesamt 200 ehrenamtlichen und geschulten Taucher*innen von Ghost Diving. Für die Reinigung der Netze ist „Nofir“ zuständig, die die Netze umweltschonend und nur mit Wasser reinigen. In der Hamburger Werkstatt verarbeitet das Team rund um Bracenet die Netze dann zu neuen Produkten.

Bracenet bietet Interessierten eine große Auswahl, bei der für jede und für jeden etwas dabei ist, denn sie stellen nicht nur Armbänder her, sondern auch Schlüsselanhänger, Ohrringe, Hundeleinen, Anhänger, Fußketten, Tasche, Brillen- und Maskenketten, Bekleidung sowie Ringe und Lanyards. Dabei achten sie auf plastikfreie Verpackungen und einen klimaneutralen Versand via DHL GoGreen. Sollte ein Produkt kaputt gehen, bieten sie auch Reparaturen an.

DIY – was können Sie selbst tun?

Wir haben Ihnen in weiteren Artikeln Tipps zusammengestellt, wie Sie Upcycling-Kräuterbeete, Freundschaftsbändchen oder Insektenhotels basteln können. In der Rubrik Reuse & Upcycling finden Sie weitere Ideen.

„Für die Produktion des Obermaterials eines Schuhs werden in etwa 21 Tassen Kaffee benötigt. Diesen bekommt das Unternehmen von lokalen Cafés und von großen Supermarktketten. “
Die Autor*in
Jil Zitnik
Jil Zitnik
Schon als Kind war Jils große Leidenschaft die Literatur. Aus diesem Grund entschied sie sich nach ihrem Abitur Germanistik an der Goethe Universität in Frankfurt zu studieren. Neben ihrem Studium ist sie als Werkstudentin bei der FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH im Bereich Marketing tätig und schreibt für RECYCLIST. In ihrer Freizeit sitzt Jil häufig vor ihrem Laptop und verfasst Texte oder sie spaziert mit ihrem Hund durch Frankfurt und versucht währenddessen die Stadt weiterhin sauber zu halten.
Geisternetze werden von Taucher*innen gesammelt und dann weiterverarbeitet