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Aufräumen und ausmisten – die 7 besten Methoden

Wir Europäer*innen besitzen durchschnittlich etwa 10.000 Dinge. Das ist eine beachtliche Menge – kein Wunder, dass wir ab und zu Lust haben, einige davon loszuwerden. „Decluttering“ (von engl. „to clutter“ – vollstopfen) heißt der neue Trend zum „Weniger ist mehr“. Gerade im Frühjahr motivieren uns Minimalismus-Fans und Aufräum-Coaches mit zahlreichen Tipps zum richtigen Aufräumen und Ausmisten.

Allerdings ist nicht jede*r ein*e Minimalist*in und mit möglichst wenigen Dingen wirklich glücklich. Die gute Nachricht: Es gibt für jeden Typ eine Methode, um mehr Ordnung in das eigene Zuhause zu bringen. Wer möchte, kann seine Habe beim Ausmisten radikal reduzieren und einen neuen Lebensstil finden. Aber auch das gute alte Aufräumen lässt sich mit ein paar Tipps verbessern.

Für Faule: Neu rein, alt raus

Diese Methode ist sehr einfach und funktioniert eher langfristig. Dennoch ist das Prinzip durchaus wirkungsvoll. Die Anzahl der Dinge, die wir besitzen, steigert sich schließlich kontinuierlich, mit jedem Einkauf. Das wäre nicht möglich, wenn wir für jeden neuen Gegenstand, den wir kaufen, einen „alten“ aussortieren. Bei Kleidung fällt das sicher am leichtesten und es lässt sich gut unterstützen, in dem man sich selbst nur eine begrenzte Anzahl Kleiderbügel zur Verfügung stellt. Aber auch bei kleinem Küchenzubehör, Deko, Schuhen, Handwerkszeug und Zeitschriften sollte die Methode gar nicht schwer fallen. Es ist nur ein Handgriff, der auf Dauer hilft, die Flut, der Dinge einzudämmen.

Vorteile: Wenig zeitaufwändig, erfordert keine besondere Disziplin oder eine Änderung des Lebensstils.

Nachteile: Für einen größeren Effekt ungeeignet, die große Zahl der Dinge abzubauen und gründlich aufzuräumen, gelingt so nicht.

Für Rationale: Die Vier-Kisten-Methode

Auch dies ist eine bewährte und wenig spektakuläre Methode. Um Dinge zu sortieren, unterteilt man sie in vier Kategorien:

  • Behalten
  • Vielleicht behalten
  • Wegwerfen/Recyceln
  • Verschenken/Verkaufen

Die Vier-Kisten-Methode funktioniert ebenfalls bei Kleidung oder Büchern besonders gut, man kommt damit ein gutes Stück weiter als mit „Neu rein, alt raus“. Unklar bleibt jedoch, welche Kriterien man zur Sortierung am besten anwendet. Wichtig ist auch, dass man die „Vielleicht behalten“-Kiste nicht in einen Abstellraum bringt und dort vergisst, sondern nach einer konkreten Zeit auflöst und in die anderen Kisten sortiert. „Vielleicht behalten“ darf nur ein kurzer Zwischenschritt sein.

Vorteile: Einfache Methode, besonders für Kleidung.

Nachteile: Entscheidungen werden unter Umständen zu lange vertagt, eine Änderung des Lebensstils erfolgt nicht, in kurzer Zeit steht man wieder vor demselben Problem.

Für Gründliche: Die KonMari-Methode

Spätestens durch ihre eigene Netflix-Serie wurde Marie Kondo zu einem echten Aufräum-Star. Sie widmet bereits ihr ganzes Leben dem Aufräumen und stammt, wie viele andere Aufräum-Expert*innen, aus Japan. Die von ihr erfundene KonMari-Methode polarisiert, denn ihr Ansatz ist radikal: Alles, was einen nicht glücklich macht, sollte nicht in der Wohnung sein. Um herauszufinden, was bleiben darf, geht sie nicht nach Räumen, sondern thematisch vor. Wenn Kleidung aussortiert wird, zählt deshalb auch die in Garderobenschubladen oder im Keller dazu. Bei der KonMari-Methode wird immer erst alles aus Schränken und Schubladen entfernt und auf einen Haufen gelegt. Kleidungsstücke werden intensiv befühlt – wenn sie gehen müssen, bedankt sich Marie Kondo zuvor bei ihnen. Beim Einräumen gilt eine bestimmte Technik: Kleidungsstücke werden nicht übereinander, sondern hintereinander einsortiert, so dass sie besser sichtbar sind. Manche dieser Ideen können hilfreich sein, andere erscheinen aufwändig und übertrieben, wie etwa das tägliche vollständige Ausräumen der Handtasche.

Vorteile: Wer die Methode konsequent 1:1 umsetzt, ist dem Sieg gegen das Chaos sicherlich nah.

Nachteile: Nicht jedes Ding, das nützlich ist, macht einen auch glücklich. Wer könnte das schon von einem Schraubenzieher behaupten? Konsequent umgesetzt kann die Methode leicht ganz schön anstrengend werden.

Das Buch zur Methode: Kondo, Marie: „Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ , Rowohlt Taschenbuch Verlag, 9,99 Euro


Für Bewusste: Dan-Sha-Ri

Dan-Sha-Ri geht auf die japanische Aufräum-Expertin Hideko Yamashita zurück. Anders als Marie Kondo betont sie stark den Aspekt der Selbstliebe beim Ausmisten. Die Befreiung von Dingen soll auch „mehr Raum“ für ein positives Selbstwertgefühl bewirken. Im Namen Dan-Sha-Ri stecken die drei wesentlichen Schritte des Ausmistens

  • Dan: unwichtige Dinge nicht in des eigene Leben lassen
  • Sha: regelmäßig nicht benötigte Dinge entsorgen
  • Ri: durch das Verinnerlichen von Dan und Sha lernen, sich auf das Wichtige im Leben zu konzentrieren

Yamashita geht besonders auf die häufige Angewohnheit ein, Schränke, Schubladen und Regale zu 100% zu füllen. Dadurch, so die Expertin, bleiben die Dinge nicht beweglich, ihre Wertigkeit wird nicht mehr deutlich und der Mensch erstarrt in den Dingen. Sie empfiehlt eine „Auslastung“ der Möbel nach der 70-50-10-Regel. Nicht sichtbare Schränke (also solche mit verschlossenen Türen) sollten maximal zu 70 % eingeräumt sein, sichtbare (wie offene Schrankwände) zu 50 % und dekorative Sideboards zu 10 %.

Vorteile: Die Methode bleibt nicht an der Oberfläche, sie lädt dazu ein, unser Verhältnis zu den Dingen und zu uns selbst zu reflektieren. Wen das anspricht, der findet hier eine tolle Inspiration.

Nachteile: Eine handfeste Anleitung liefert Yamashita eher nicht. Wer ein praktischer, rationaler Typ ist, findet sich hier möglicherweise nicht wieder.

Das Buch zur Methode: Yamashita, Hideko: „Dan-Sha-Ri: Das Leben entrümpeln, die Seele befreien. Mit der japanischen Erfolgsmethode Überflüssiges loswerden, Ordnung schaffen, frei sein“, Integral Verlag, 12,99 Euro.

Für Spirituelle: Aufräumen mit Feng Shui

Aufräumen nach Feng-Shui-Regeln ist bereits ein Klassiker geworden. Schuld daran ist die britische Buchautorin Karen Kingston. Ihr Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ erschien schon vor über 20 Jahren und hat viele begeisterte Fans. Kingston legt beim Aufräumen ihr Augenmerk auf bestimmte Sachen:

  • Dinge, die man nicht liebt oder gebraucht
  • Dinge, die unordentlich oder schlecht organisiert sind
  • Zu viele Dinge auf engem Raum
  • Alles, was nicht zu Ende gebracht wurde

Mit diesen Dingen entsteht das, was sie „Gerümpel“ nennt. Gemäß den Prinzipien des Feng Shui ist Gerümpel problematisch, weil es den Energiefluss blockiert. Energie staut sich dort, wo Ungeliebtes, Vergessenes und Defektes liegt (bestes Beispiel: die Schublade mit Elektroschrott – alten Ladegeräten, Kabeln und Handys). Nach Kingston hat diese blockierte Energie einen Einfluss auf das ganze Leben. Weil wir uns mit Dingen der Vergangenheit förmlich „verstopfen“, kann nichts Neues in unser Leben kommen.

Vorteile: Die Definition von Gerümpel und seine Wirkung lenkt den Blick auf Dinge, die man leicht übersieht. Das bewusste Abschließen mit der Vergangenheit macht die Trennung von Dingen leichter.

Nachteile: Man sollte offen sein für eine fernöstliche Denkweise und an die Wirkung des Energieflusses glauben. Sonst leuchtet die Methode eher nicht ein.

Das Buch zur Methode: Kingston, Karen: „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: Richtig ausmisten – gerümpelfrei bleiben“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 9,99 Euro

Für Akkurate: Die 5-S-Methode

Und noch eine Methode aus Japan! Die 5-S-Methode kommt ursprünglich aus der Business-Ecke und wurde dort zur Verbesserung der Produktivität im Arbeitsalltag eingesetzt. Inzwischen hat sie auch Anhänger im privaten Bereich gefunden. Die 5 S stehen für:

  • Seiri – Separieren
  • Seiton – Sortieren
  • Seiso – Säubern
  • Seiketsu – Standards
  • Shitsuke – Selbstdisziplin

Hinter dem Separieren verbirgt sich das schlichte Ausmisten und Wegwerfen. Erst dann kann das Sortieren folgen, am besten nach einem neuen, festen System. Säubern spielt bei der 5-S Methode eine große Rolle, auch Schränke sollen im Innenraum blitzsauber sein. Der vierte Punkt ist besonders spannend. Hat man erst einmal alles wieder ordentlich eingeräumt und steht stolz vor dem Ergebnis, sollte man der Methode nach ein Foto davon machen und es am besten in die Schranktür oder Schublade kleben. So bleibt eine stetige Mahnung lebendig, wie die „Standards“ sein sollten. Alles soll seinen Platz haben und dieser wird mit dem Foto auch dokumentiert. Nun gilt es, mit Selbstdisziplin diese einmal festgehaltenen Standards zu leben und zu verfolgen.

Vorteile: Wer bereits eine genaue Vorstellung davon hat, was er beim Ausmisten tun will, bekommt hier einen Rahmen, nach dem er sich richten kann.

Nachteile: Die Methode ist sehr vage – wie die Umsetzung gelingen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Nichts für all diejenigen, die eine umfassende Hilfestellung brauchen.

Für Extreme: Death Cleaning

Diese Methode stammt aus ... na? Falsch. Aus Schweden. Auf schwedisch heißt sie „Döstädning“, das klingt schon gleich weniger brutal. Die Grafikerin Margareta Magnusson hat Death Cleaning erfunden. Ihr Credo: Alles soll so aufgeräumt sein, dass man morgen sterben könnte, ohne den Angehörigen viel Arbeit mit den eigenen Sachen zu machen. Ein Prinzip, das für Jung und Alt gleichermaßen gelten soll, da wir den Zeitpunkt unseres Todes nun einmal nicht kennen. Magnusson empfiehlt, die Dinge entsprechend übersichtlich zu ordnen. Sachen, die nur für einen selbst Bedeutung haben, etwa alte Briefe oder Fotos sollten mit „Einfach wegwerfen“ gekennzeichnet werden. Alles, was bei einer Wohnungsauflösung anstrengend oder aufwändig sein könnte (zum Beispiel große Mengen an Büchern, Schubladen mit ungeordneten Dingen) sollte man gleich zu Lebzeiten „auflösen“. So befreit man sich laut Magnusson selbst und geht mit leichterem Gepäck durch die Welt. Besonders interessant ist die Methode sicher beim „digitalen Nachlass“, also dann, wenn es um Passwörter und digitale Accounts geht. Auch hier wird beim „Death Cleaning“ zum Minimalismus geraten.

Vorteile: Das Prinzip ist klar und einleuchtend. Viel zu verstehen oder zu glauben gibt es nicht. Für ein „Downsizing“ sehr motivierend.

Nachteile: Die intensive Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit kann auch frustrierend sein. Eine echte Anleitung bleibt die Methode schuldig.

Das Buch zur Methode: Magnusson, Margareta: „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“, Verlag S. FISCHER, 18,- Euro

Für welche Methode man sich auch entscheidet, wichtig bleibt es immer, die Entsorgung der verschiedenen Dinge gut zu planen. Vieles, was noch wertvoll ist, ist in einem Umsonst-Kaufhaus oder bei einer Second-Hand-Adresse gut aufgehoben. Wertstoffhöfe wie hier in Frankfurt am Main nehmen Kofferraumladungen gern entgegen, angemeldeter Sperrmüll wird abgeholt. Also – legen Sie los mit dem Aufräumen, Ihr kommunaler Entsorger unterstützt Sie gern dabei!

„Die gute Nachricht: Es gibt für jeden Typ eine Methode, um mehr Ordnung in das eigene Zuhause zu bringen.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.
Damit die Energie wieder fließt: Weg mit zuviel Kram!