Secondhand

Secondhand-Shopping – Deutschlands fünf nachhaltigste Kaufhäuser

Shopping macht den meisten von uns Spaß. Jedoch benötigen wir neue Kleidung und Produkte oftmals gar nicht. Sind Altkleider und wiederverwertete Produkte die Alternative? Secondhand-Shopping ermöglicht nachhaltiges Einkaufen im Kiez statt Umweltverschmutzung und Wegwerfgesellschaft durch große Konzerne. Dabei wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch Geld gespart. Wir stellen fünf nachhaltige Kaufhäuser in der Bundesrepublik vor.

Nicht nur die Modeindustrie verstößt bei der Herstellung von Kleidung häufig gegen Menschenrechte und Umweltstandards. Vielerorts werden Mitarbeiter*innen diskriminiert und teilweise sogar misshandelt. Von Arbeitsschutz, sicheren Betriebsstätten und Mindestlohn sind die Zulieferer großer Konzerne oft weit entfernt. Auch acht Jahre nach dem Unglück in der Textilfabrik „Rana Plaza“ in Bangladesch, bei dem über 1.000 Textilarbeiter*innen starben, hat sich daran wenig geändert.

Die Verantwortung für nachhaltige Produktionsstandards innerhalb der Lieferkette von Unternehmen ist noch immer eine Frage der Freiwilligkeit, wenngleich sich durch das Lieferkettengesetz oder die CSR-Richtlinie etwas tut.

Doch die Rufe nach nachhaltigen Unternehmen werden von Seiten der Verbraucher*innen lauter. Nicht nur, aber gerade in der Modebranche vollzieht sich ein Wandel. Kampagnen wie die „Fashion Revolution Week“ haben ein Bewusstsein geschaffen, dem sich die Textilwirtschaft kaum noch entziehen kann. Hersteller*innen schließen sich vermehrt zu Initiativen wie dem „Grünen Knopf“ zusammen oder produzieren nach Kriterien zertifiziert von der „Fair Wear Foundation“. In anderen Branchen lässt sich Ähnliches beobachten.

Umweltverschmutzung durch Wegwerfgesellschaft

Auch die Umwelt wird durch unsere Wegwerfgesellschaft stark belastet. Natürliche Ressourcen wie Wasser werden stark verschmutzt. Am Beispiel Mode bedeutet das: Die höchste Umweltbelastung findet vor allem in der Entwicklungsphase der Kleidung statt. Gerade Baumwolle ist ein sehr ressourcenintensives Material. Für die Herstellung eines T-Shirts beispielsweise sind ca. 2.500 Liter Wasser nötig. Um dies in Relation zu setzen: Ein Vollbad entspricht ca. 180 Litern Wasserverbrauch.

Hinzu kommen die ca. 1,2 Milliarden Tonnen CO₂, die die Textilindustrie entlang der gesamten Lieferkette jährlich verursacht. Das sind laut Süddeutscher Zeitung fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.

Nachhaltiges Einkaufen geht anders

Diese Zahlen lesen sich auch in anderen Produktbereichen ähnlich schockierend. Laut dem Haushaltsgerätehersteller BSH werden 30 Prozent großer Hausgeräte vor Ende ihrer Lebensdauer (nach rund 13 Jahren) ausgetauscht. Eine Option ist es, die Ressourcen wieder zurück in den Stoffkreislauf zu führen. Oder man schenkt ihnen ein zweites Leben.

Das Kaufen von Secondhand-Ware steht für nachhaltiges Einkaufen schlechthin. Denn egal ob Umweltverschmutzung oder die Ausbeutung von Menschen in Produktionsländern: Nur wenn ein Produkt gar nicht erst neu produziert werden muss, entstehen weder schädliche Emissionen noch Menschenrechtsverletzungen.

Deutschlandweit gibt es verschiedene Secondhand-Warenhäuser, die ihren Namensvettern mit Neuware in nichts nachstehen.

Hier findet man gebrauchte Kleidung, Haushaltsgeräte oder auch Möbel, die sich in einem guten Zustand befinden – eben noch nicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind. Teilweise wird die Ware auch wiederaufbereitet oder repariert, damit ihr ein zweites Leben geschenkt werden kann. Mit einem Einkauf im Secondhandladen setzen Sie nicht nur ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft, sondern auch für die Umwelt und Ihre Mitmenschen. Außerdem sparen Sie Geld, weil die Ware günstiger verkauft wird.

Unser Tipp: fünf nachhaltige Secondhand-Kaufhäuser

Die fünf exemplarisch vorgestellten Secondhand-Kaufhäuser befinden sich in Frankfurt, Hamburg, Berlin, München und Köln/Bonn. Es gibt noch viele mehr.

 

  1. Neufundland in Frankfurt

Neufundland ist ein Secondhand-Kaufhaus in Frankfurt am Main. Dort wird gebrauchter Ware in gutem Zustand ein zweites Leben geschenkt. Von Möbeln über Haushaltsgeräte bis hin zu Kleidung ist alles dabei. Wer seine alten Möbel gerne abgeben würde oder einer Haushaltsauflösung entgegenblickt, meldet sich beim Kaufhaus-Team, das den Transport organisiert. Neben dem Nachhaltigkeits- und Ressourcenschutzgedanken steht Neufundland auch für soziales Engagement: Langzeitarbeitslosen bietet das Sozialunternehmen einen neuen Einstieg ins Berufsleben. Neufundland ist ein Betrieb der GWR - gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling mbH in städtischer Trägerschaft. Weitere Infos finden Sie hier: https://www.neufundland-frankfurt.de/

 

  1. Stilbruch in Hamburg

Das Secondhand-Warenhaus Stilbruch gibt es gleich dreimal in Hamburg. Sowohl in Altona als auch in Wandsbek und in Harburg finden Sie gebrauchte Konsumartikel, denen ein zweites Leben geschenkt werden soll. Zu kaufen gibt es Kleidung, Fahrräder, Bücher, Technik und vieles mehr. Stilbruch ist ein Tochterunternehmen der Hamburger Stadtreinigung; die Ware wird vor dem Sperrmüll gerettet oder von anderen Bürger*innen gespendet. Weitere Infos finden Sie hier: https://www.stilbruch.de/

 

  1. NochMall in Berlin

NochMall ist ein Secondhand-Kaufhaus in Berlin-Reinickendorf. Es werden Kleidung, Haushaltsgeräte, Elektrogeräte und vieles mehr angeboten. NochMall setzt sich neben dem Verkauf von Altgegenständen für Abfallvermeidung ein. Das Team organisiert Repaircafés und Upcyclingworkshops, die Bürgerinnen und Bürger für das Thema begeistern. Das Konzept bietet zudem Flächen für „Pop-up-Stores“, in denen nachhaltige Produkte von regionalen Unternehmen angeboten werden. Weitere Infos finden Sie hier: https://www.nochmall.de/konzept

 

  1. Diakonia Kaufhaus in München

In München bietet das Diakonia Kaufhaus ein vielseitiges Angebot an Secondhand-Ware auf stolzen 1.200 Quadratmetern. Zum Beispiel gibt es Kleidung, Betten, Sofas, Haushaltsgeräte, Elektrogeräte und eine Menge weiterer Ware, die sich in einem guten Zustand befindet und weiterverkauft wird. Ziemlich innovativ finden wir die Mischung aus Kaufhaus vor Ort und Onlineshop. Das Diakonia verkauft seine Ware nämlich auch auf anderen Portalen.

Außerdem werden durch den Verkauf der Ware Arbeitsplätze für Menschen in schwierigen Lebenssituationen geschaffen. Denn die „diakonia Dienstleistungsbetriebe GmbH“ sind ein Sozialunternehmen der Diakonie München und Oberbayern und des Evangelisch-Lutherischen Dekanats München, das ebenso wie Neufundland in Frankfurt Qualifizierungsprogramme anbietet. Weitere Infos finden Sie hier: https://diakonia-kaufhaus.de/

 

  1. Das soziale Kaufhaus in Köln/Bonn

Die „sozialen Kaufhäuser“ bei Köln und Bonn verkaufen gut erhaltene Möbel, Haushaltswaren, Kleidung und vieles mehr. Damit werden bedürftige oder geringverdienende Personen wie Student*innen, Rentner*innen und andere unterstützt, die damit zudem etwas Gutes für die Umwelt tun. Durch Entrümpelungen und Spenden erhält das Secondhand-Kaufhaus die Ware und kann sie dann wiederverwenden. Was vor 15 Jahren als „Entrümpel-Unternehmen“ begann, ist nun neben einem Umzugsunternehmen eben auch das besagte Sozialkaufhaus mit breiter Produktpalette auf 1.500 Quadratmetern mit mehr als 400 Gebrauchtmöbeln im Angebot. Weitere Infos finden Sie hier: https://das-soziale-kaufhaus.de/

 

Diese fünf Warenhäuser sind beispielhaft gewählt worden. Es gibt noch viele weitere Secondhand-Kaufhäuser in Deutschland, die täglich großartige Dienste für die Umwelt und für unsere soziales Gemeinwesen leisten.

Schauen Sie auch in Ihrer Stadt mal nach und geben Sie gebrauchter Ware eine Chance, anstatt viel Geld für etwas Neues auszugeben. Die Umwelt und Ihr Geldbeutel werden es Ihnen danken.

 

„Die Textilindustrie allein verursacht jährlich ca. 1,2 Milliarden Tonnen CO₂ entlang der gesamten Lieferkette. Das sind fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. “
Süddeutsche Zeitung
Die Autor*in
Laura Dinges
Laura Dinges
Laura studiert Germanistik an der Goethe Universität in Frankfurt und arbeitet nebenbei bei der FES. Dort war sie bereits an dem Projekt des Reparaturführers beteiligt und schreibt nun auch Artikel für den Recyclist.