Tauschmarkt in Leipzig

Wiederverwertung

Zweites Leben für mehr Nachhaltigkeit – wo gibt es Verschenk- und Tauschmärkte?

Konsumgüter befinden sich oft in gutem Zustand, wenn sie im Abfall entsorgt werden, um Neuem zu weichen. Stattdessen könnten sie auch weitergegeben oder gegen etwas anderes getauscht werden. In Deutschland gibt es allein 120 digitale Tausch- und Verschenkmärkte und einige, die wie ein Ladengeschäft funktionieren. Wir haben sie unter die Lupe genommen.

Kreislaufwirtschaft ist eine tragende Säule der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie. Auch der European Green Deal verfolgt „Circular Economy“ als prioritäres Ziel. So sollen noch funktionierende Produkte so lang wie möglich verwendet und der sogenannte Lebenszyklus verlängert werden. Das spart Rohstoffreserven ein, unterstützt die Klimaziele und reduziert folglich CO2-Emissionen.

Dennoch werden antrainierte Konsummuster, die auf schnelllebigen Trends und immer neuen Produktzyklen basieren, vorerst nicht verschwinden. Umso wichtiger ist es, eigene Konsumgüter vor der Entsorgung zu begutachten und im Zweifel über Secondhand-Märkte zum Verkauf anzubieten.

Um zur Kreislaufwirtschaft beizutragen und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbessern, gibt es inzwischen zudem die Möglichkeit, Produkte ohne viel Aufwand zu verschenken oder zu tauschen. Doch wie funktioniert das? Wird es angenommen und wie hoch ist der Mehraufwand? Wir stellen einige Optionen vor.

Online-Verschenkmarkt an 120 Standorten in Deutschland

Verschenkmärkte reduzieren Abfall, erfüllen eine soziale Funktion und Bürger*innen können durch die Nutzung Geld sparen. Auch die Abfallwirtschaft hat Interesse an der Erschließung neuer Themen. Über 120 Abfallwirtschaftsbetriebe in Deutschland beteiligen sich daher bereits an einem digitalen Verschenkmarkt, der von abfallberatung.de ins Leben gerufen wurde. Der Verschenkmarkt ist regional, werbefrei, gemeinnützig, ressourcenschonend und funktioniert ganz einfach ohne Registrierung.

Verschenk- und Tauschmarkt Region Offenbach

Gründer der Idee der digitalen Verschenkmärkte ist Ole Maibaum. Die Plattform kann von Kommunen deutschlandweit für die eigenen Region angepasst werden. Der Verschenk- und Tauschmarkt Region Offenbach ist beispielsweise ein Zusammenschluss von gleich zehn Kommunen.

Bürger*innen, Gewerbebetriebe, Schulen und Privathaushalte aus der Region nutzen das Angebot, um kostenfrei an Unikate und Alltagsprodukte zu kommen. Es sind mittlerweile ca. 5.000 Besuche im Monat zu verzeichnen.

Dabei interessieren sich die meisten für Möbel wie Betten und Schränke, Fahrräder, Computer, Elektrogeräte, Schulbücher oder auch Gartengeräte. Für Menschen, die etwas tauschen oder verschenken möchten, funktioniert der Markt so ähnlich wie Ebay – also sehr intuitiv. Ob man tauschen, suchen oder verschenken möchte, entscheidet jede*r selbst.

Aus aktuellem Anlass sollen die Verschenkmärkte im Rahmen der Ukrainehilfe eingesetzt werden, da so schnell und unbürokratisch Angebot und Nachfrage für Geflüchtete zusammengebracht werden kann.

Analoger Tauschmarkt in Leipzig – das gute alte Ladengeschäft

Der Tauschmarkt in Leipzig ist ein Beispiel für einen analogen Markt in der Stadt. Hier können Bürger*innen ihre Gegenstände abgeben und sich vor Ort nach neuen Dingen umsehen. Der Tauschmarkt wird von der Stadtreinigung Leipzig geführt und befindet sich im Beratungsladen „täglich rausgeputzt – Unser Laden fürs Beraten“ (Jägerhof, Hainstraße 17 a, 04109 Leipzig). Wie der Name schon sagt, können Leipziger*innen im Laden zu Entsorgungsleistungen Beratung einholen oder auch Wertmarken für die Abgabe von Grünschnitt oder die Abholung von Sperrmüll erwerben. Der Tauschmarkt selbst wird von 1-2 Mitarbeiter*innen nebenbei mitbetreut, wenn Besucher*innen kommen.

Die Stadtreinigung berichtet, dass ihr Tauschmarkt vor allem von Leipziger*innen genutzt wird, hin und wieder kämen auch Tourist*innen vorbei. Natürlich hat ein analoges Geschäft andere Frequenzen als ein Online-Portal. So kämen aktuell etwa 9-10 Besucher*innen pro Tag in den Tauschmarkt.

Der Laden nimmt alle noch gut erhaltenen, gebrauchsfähigen Haushaltsgegenstände an – Geschirr, Spielzeug, Bücher, DVDs, CDs, Dekoartikel. Von der Annahme ausgeschlossen sind Elektrogeräte und Kleidung. Auch Möbel werden aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht angenommen – maximale Größe ist beispielsweise ein Beistelltisch.

Digital versus analog

Am beliebtesten sind Bücher, Geschirr und Dekoartikel, anders als im digitalen Markt. Denn auch die Leipziger Stadtreinigung hat ergänzend einen Verschenkmarkt ins Leben gerufen. Auf dem Portal können Leipziger*innen ausrangierte Gegenstände zum Verschenken oder Tausch anbieten. Das Prinzip ist überall das gleiche.

Im digitalen Markt werden zudem Möbel und Elektrogeräte, aber auch Autozubehör angeboten. Ein wichtiger Unterschied zwischen analog und digital ist laut Stadtreinigung, dass das Team vor Ort die Annahme von nicht mehr gebrauchsfähigen Produkten verweigern kann. Das ist online schwierig.

Ganz konkret: Kann ich auch einen Hoodie gegen eine HiFi-Anlage tauschen?

In den Tauschmarkt können Menschen beispielsweise getragene Kleidung bringen, wenn sie diese nicht mehr benötigten und sie zum Wegwerfen zu schade ist. Die Besucher*innen können sich bei der Gelegenheit im Markt umsehen, ob sie selbst noch etwas mitnehmen möchten. Das müssen sie aber nicht. Umgekehrt ist es auch möglich, dass jemand nur etwas mitnimmt, aber im Gegenzug nichts abgibt. Das Regal könnte also auch gegen ein paar Topflappen getauscht werden.

Nun drängt sich vielleicht die Frage auf, wie das als Geschäftsmodell funktionieren kann. Denn eine Socke entspricht weder dem Wert einer Anlage, noch findet überhaupt ein Geldtransfer statt.

Der Verschenk- und Tauschmarkt läuft im Rahmen der Gesamtfinanzierung der Stadtreinigung Leipzig. Diese setzt sich u. a. aus Gebühreneinnahmen, Einnahmen aus gewerblicher Betätigung sowie Kostenbeteiligungen der Stadt Leipzig zusammen. Ähnlich ist es in anderen Städten. Die Märkte sind also ein zusätzliches Serviceangebot für Bürger*innen.

Was gibt es noch?

Die Nachbarschaftsapp www.nebenan.de bietet in vielen Städten in Deutschland die Möglichkeit, direkt mit Nachbar*innen in Verbindung zu treten. Zum Beispiel in Dresden, Hannover, Stuttgart, Hamburg, München, Frankfurt und in vielen weiteren Städten. Privatpersonen können online nach einer bestimmten Postleitzahl suchen und erfahren, was in ihrer Nachbarschaft passiert. Neben einer Stärkung des Miteinanders über Veranstaltungen wie Spieleabende werden auch Gegenstände angezeigt, die zum Tauschen, Verschenken oder Kaufen angeboten werden.

Umsonstläden und Café-Flair beim Tauschen

Doch bei allen Chancen von neuen digitalen Angeboten findet gerade für ältere Generationen oder auch Familien das „echte Tauschen“ im eigenen Kiez statt.

Nicht verwunderlich also, dass es in vielen weiteren Städten analoge Möglichkeiten gibt, Gebrauchsgegenstände zu tauschen und zu verschenken. In Frankfurt am Main organisiert der Frankfurter Verband im Begegnungs- und Servicezentrum Heddernheim ein Schenk- und Tauschcafé (BGSZ_Heddernheim_03-04_web.pdf | frankfurter-verband.de). Unter dem Motto „Schenken statt Wegwerfen!“ findet jeden zweiten Donnerstag im Monat von 14 bis 16 Uhr das Schenk- und Tauschcafé statt. Gut erhaltene Kleidungsstücke oder Haushaltsgegenstände werden getauscht oder verschenkt, während nebenbei geplaudert und gestöbert wird.

Außerdem gibt es zum Beispiel einen Umsonstladen in Friedberg und in Hochheim. Hier können intakte und saubere Gegenstände wie zum Beispiel Besteck, Vasen und Lampen abgegeben werden. Träger sind jeweils Vereine oder die Kirche.

Fazit

Tausch- und Verschenkmärkte sind eine gute Möglichkeit, noch intakten Gebrauchsgegenständen ein zweites Leben zu ermöglichen. Es wird weniger Abfall produziert, Ressourcen werden geschont und es kann Geld gespart werden. Egal, ob im Internet oder vor Ort im Tauschladen, es gibt für jede*n die Möglichkeit zu tauschen und zu verschenken.

 

Quellen:

Tauschmarkt in Leipzig
„Über 120 Abfallwirtschaftsbetriebe in Deutschland beteiligen sich bereits an einem digitalen Verschenkmarkt.“
Die Autor*in
Laura Dinges
Laura Dinges
Laura studiert Germanistik an der Goethe Universität in Frankfurt und arbeitet nebenbei bei der FES. Dort war sie bereits an dem Projekt des Reparaturführers beteiligt und schreibt nun auch Artikel für den Recyclist.