Unternehmen

Moderne Gesundheitsvorsorge in Unternehmen

Viele Berufe erfordern körperliche Anstrengung, zum Beispiel in der Pflege, auf Baustellen oder auch in der Entsorgung. All diese Arbeiten sind essenziell und bilden die Basis, um unser gesellschaftliches Leben am Laufen zu halten. Deshalb ist es wichtig, in diesen Berufen den Arbeitsschutz zu gewährleisten. Wir stellen verschiedene Möglichkeiten zur Gesundheitsprävention vor.

Nicht immer geht es bei Nachhaltigkeit nur um die Klimabilanz – im Sinne der ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) sind Fürsorge und Vorsorge ebenfalls Aspekte der Nachhaltigkeit. Jede*r Arbeitgeber*in hat heute die Pflicht, auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter*innen zu achten. Das gilt vor allem bei körperlich stark fordernden Tätigkeiten. Langfristig gesund arbeiten zu können, ist auch aus anderen Gründen wichtig: Eine höhere Lebenserwartung, eine rückläufige Geburtenrate und der damit verbundene demografische Wandel bedeuten oft einen späteren Renteneinstieg. Gesundheitsfürsorge heißt auch, dem gefürchteten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Viele Neuerungen, aber auch konventionelle Maßnahmen können Mitarbeiter*innen unterstützen, bei der Arbeit gesund zu bleiben.

Technische Innovationen zur Gesundheitsprävention

Im Laufe der letzten Jahre wurden einige spannende Innovationen diskutiert, die den Arbeitsalltag erleichtern sollen. Sogenannte „Wearables“ sind tragbare Geräte, deren Sensoren auf den Träger oder die Trägerin reagieren. Zu dieser Kategorie gehören auch Smartwatches, die für viele bereits zum Alltag gehören. Sei es zum Schrittezählen, für das Training oder um Nachrichten noch schneller lesen zu können. Langes Sitzen, ein erhöhter Puls, etliche Kilometer Fußwege – solche Belastungen werden durch die Watches erkennbar. Auch Datenbrillen werden vielfach erprobt, sie haben das Potenzial, Arbeitsabläufe schneller und bequemer zu machen. Somit können Mitarbeiter*innen während des Arbeitens Dokumente über die Brille ansehen, ohne sich immer wieder externen Bildschirmen zuzuwenden – ein Gewinn für die Ergonomie. Datenbrillen spielen auch in der Erforschung von Arbeitsabläufen eine Rolle, wenn es etwa darum geht, sie im Sinne der Gesundheit zu optimieren. Sogenannte Exoskelette, zum Beispiel Arm- oder Beinschienen, zählen ebenfalls zu den Wearables. Sie können der Analyse dienen, indem sie Muskel-Skelett-Belastungen bei bestimmten Arbeitsschritten messen. Zugleich sind auch sie eine Möglichkeit, den Arbeitsalltag zu erleichtern. Geräte, die wie ein Rucksack getragen werden, sollen bei anstrengender Arbeit, wie Heben oder Tragen, zur Entlastung beitragen.

Die Tücken der Technik

Allerdings haben solche Geräte auch eine Kehrseite. So ist bei allen eine Schulung für die korrekte Nutzung unumgänglich. Unternehmen müssen entscheiden, ob sie dies gewährleisten können. Bei korrekter Anwendung können Exoskelette für bestimmte Arbeitsabläufe ein gutes Hilfsmittel zur Entlastung des menschlichen Körpers sein. Doch nicht immer erfüllen sich die Erwartungen an die Technik. Werden Wearables zudem nicht korrekt angewendet, können sie auch das Gegenteil bewirken und der Gesundheit schaden. Hinzu kommt das Thema Datenschutz als Herausforderung. Durch die digitale Transparenz besteht die Gefahr des Missbrauchs – Mitarbeiter*innen können leichter überwacht werden. So stehen viele Betriebsräte den Innovationen zurückhaltend gegenüber.

Best Practice: ein vielfältiges Angebot bereitstellen

Viele Mitarbeiter*innen der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) haben einen körperlich herausfordernden Alltag. Tonnenleerung, Straßenreinigung, Verkehrssicherung oder die Arbeit in verschiedenen Anlagen erfordern Kraft und Kondition. Für FES Grund genug, Exoskelette in einem Pilotprojekt zu testen. Bewährt haben sich die technischen Hilfen jedoch nicht – die Anlernphase ist lang und mögliche Fehler bei der Anwendung, die langfristig gesundheitsschädlich sein können, konnten nicht ausgeschlossen werden. Das Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, technische Innovationen zur Prävention gründlich zu prüfen, bevor sie zum Einsatz kommen. Das nächste Pilotprojekt kann vielleicht durchaus positiv abgeschlossen werden. Vorerst setzt das Unternehmen weiter auf die ganze Bandbreite der konventionellen Maßnahmen. Am Standort Weidenbornstraße befindet sich ein betriebseigenes Gesundheitszentrum mit einem Physiotherapeuten. Er nimmt sich der individuellen Probleme der Mitarbeiter*innen an und hilft mit einem Trainingsplan dabei, Beschwerden zu lindern. Es gibt darüber hinaus Raucherentwöhnungskurse, das Angebot für Job-Räder und vieles mehr. Bei firmeninternen Gesundheitstagen wird gemeinsam mit dem Betriebsarzt eine Haltungsanalyse durchgeführt. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie gibt es dieses Angebot auch in digitaler Form. Wichtig ebenfalls: Betriebssportgruppen, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und gleichzeitig die Bewegung fördern. FES bietet hier Fußball-, Bowling- und Yoga-Gruppen an. So lässt sich bereits mit bewährten Präventionsmaßnahmen eine Menge für die Gesundheit der Mitarbeiter*innen tun.

„Gesundheitsvorsorge wird zunehmend digital. Doch nicht immer erfüllen sich die Erwartungen an die Technik.“
Die Autor*in
Laura Dinges
Laura Dinges
Laura studiert Germanistik an der Goethe Universität in Frankfurt und arbeitet nebenbei bei der FES. Dort war sie bereits an dem Projekt des Reparaturführers beteiligt und schreibt nun auch Artikel für den Recyclist.