Tatsächlich gibt die Erde unaufhörlich Energie ab. Denn natürliche radioaktive Elemente zerfallen in Erdmantel und Erdkruste permanent und erzeugen damit Wärme. Man geht davon aus, dass es pro 100 Meter Tiefe 3 Grad wärmer wird (zumindest in Mitteleuropa), im Erdkern selbst herrschen geschätzte 7.000 Grad Celsius. Wie kraftvoll Erdwärme sein kann, vermittelt sich jedem, der sich einen Vulkanausbruch als Video ansieht oder ihn gar mit eigenen Augen wahrnehmen kann. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz spricht davon, dass allein unter der Fläche der Bundesrepublik in drei bis sieben Kilometern Tiefe genug Wärme steckt, um Deutschland für 10.000 Jahre zu versorgen. Das Fraunhofer Institut macht es in seiner "Roadmap für Geothermie in Deutschland" etwas konkreter. Demnach wird geschätzt, dass ein Viertel des deutschen Wärmebedarfs sowie weiterer Energiebedarf bei Neubauten mittelfristig durch Geothermie gedeckt werden könnte. Unabhängig und klimafreundlich heizen, das klingt phantastisch – aber wie kommt man überhaupt an diese Wärme dran?
Wie lässt sich Geothermie nutzen?
Fachleute unterscheiden zwei verschiedene Arten Geothermie: die oberflächennahe (bis zu 400 Meter) und die tiefe (400 bis 5.000 Meter). Für die oberflächennahe Erdwärme werden in der Regel Erdwärmesonden und Wärmepumpen genutzt. In der Sonde befindet sich ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel, das sich erwärmt und dann wieder nach oben gepumpt wird. Eine andere Möglichkeit sind Erdwärmerohre, die mit flüssigem CO2 gefüllt sind, das als Gas (weil erwärmt) wieder nach oben steigt. Die Erdwärme aus der Tiefe zu holen ist aufwändiger, weil tiefer in den Boden vorgedrungen werden muss: Hier wird durch Bohrungen das Gestein aufgebrochen und mit Druck Wasser eingeleitet, was sich dann erwärmt.
Vorteile der Geothermie
Die Pluspunkte von Erdwärme liegen auf der Hand – insbesondere in Zeiten der Energiekrise. Hier nur einige davon:
• Sie ist immer und nahezu überall verfügbar<br/>• Sie ist unabhängig von Wetter und Klima<br/>• Man kann sie nach Bedarf nutzen<br/>• Sie lässt sich ohne lange Transportwege verwenden (Fern- und Nahwärmenetze)<br/>• Sie hat einen geringen Flächenverbrauch und bietet keine optischen Nachteile<br/>• Es werden keine Emissionen freigesetzt<br/>• Eine lokale Erdabkühlung durch die Nutzung ist nur temporär<br/>• Es werden keine giftigen Chemikalien in den Boden eingeleitet
Und wie sieht es mit den Nachteilen aus?
Da es, verglichen etwa mit fossilen Energiequellen, noch weniger Erfahrung mit Geothermie gibt, wurden vereinzelt auch Nutzungen mit negativen Auswirkungen bekannt. So hatte sich durch die Bohrungen auch schon einmal der Boden angehoben, was Schäden an Gebäuden zur Folge hatte. In Nordfrankreich kam es nach Geothermie-Bohrungen im Jahr 2020 zur kleineren Erdbeben. Befürworter der Erdwärme verweisen hier jedoch auf die Wahl der richtigen Technologie und schlichte handwerkliche Fehler. Eine offene Frage ist der Einfluss auf Lebewesen im Boden, was allerdings nur obere Erdschichten bis 10 Meter betrifft. Hier sind noch genauere Untersuchungen nötig. Tatsächlich gilt Erdwärme Stand heute jedoch grundsätzlich als vergleichsweise schonende und nachhaltige Möglichkeit der Energieerzeugung, deren Ausbau wünschenswert ist.
Weiterführende Infos gibt's beim Bundesverband Geothermie und beim Umweltbundesamt.