Die Demokratische Republik Kongo ist reich an Bodenschätzen – aber dennoch eines der ärmsten Länder der Erde.

Ressourcen

Coltan: Hightech-Segen oder Ressourcenfluch?

Coltan ist ein unverzichtbarer Rohstoff in der Elektronik, Chemie und Automobilindustrie. Doch der Abbau im Hauptförderland, der Demokratischen Republik Kongo, ist seit Jahren ein ökologisches Desaster, das obendrein mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung verbunden ist. Denn der oft der illegale Abbau des Coltans finanziert wiederkehrende Konflikte zwischen örtlichen Rebellengruppen.

Die Bedeutung von Coltan

Coltan ist ein Mineralgemisch, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Tantal wird oft nur in Spuren verarbeitet, ist aber gerade deshalb so begehrt. Denn es ist in der Lage, seine Aufgaben ohne größeren Platzbedarf sehr gut zu erledigen. Elektrolytkondensatoren in der Mikroelektronik arbeiten heute mit Tantal – im Automobilbau und natürlich in der Unterhaltungselektronik und bei Smartphones. Weil es ungiftig ist und Säuren ihm nichts anhaben können, setzt man das Metall auch in der Chirurgie ein – etwa für Implantate und Knochennägel. Der Rohstoff wird darüber hinaus in der Flug- und Raumfahrt, der Kerntechnik sowie zur Waffenherstellung verwendet. Doch insbesondere die große Nachfrage nach Elektrogeräten ist dafür verantwortlich, dass die Preise für Tantal auf dem Weltmarkt in den vergangenen Jahren immer wieder in die Höhe schossen und dabei kurzzeitig sogar den Silberpreis übertrafen.

Der Coltanabbau

Coltan ist gegenüber anderen Tantalerzen besonders attraktiv, da es im Tagebau gefördert werden kann. Zudem ist sein Abbau technisch vergleichsweise unkompliziert. Die Gewinnung von Tantal aus dem Roherz Coltan ist mithilfe verschiedener Extraktionsverfahren möglich. In einem chemischen Prozess, der sogenannten Verhüttung, wird aus der Tantallösung das Metall gewonnen. Coltan findet sich vor allem in Australien, Brasilien, Kanada und Zentralafrika. Doch ein Land hat beim Abbau die Nase vorn: In der Demokratischen Republik Kongo werden 80 % der weltweiten Vorkommen vermutet, es ist das Hauptförderland. Und das bringt viele Probleme mit sich.


Konfliktmineral Coltan – Schäden an Mensch und Umwelt

Die Coltanvorkommen lagern zum Teil in Regenwaldregionen, die die Heimat bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind. Durch den Minenabbau werden ihre Lebensräume stark geschädigt, zum Beispiel die der ohnehin bedrohten Gorillas. Dabei ist nicht nur die Abholzung ein Problem – freiliegende Gesteinsschichten werden mit der Zeit ausgewaschen und sind nicht mehr als Boden nutzbar. Darüber hinaus entstehen hier giftige Schwefelsäuren, die für Tiere und Menschen gefährlich sind. So wird Coltanabbau zu einem großen ökologischen Problem. Hinzu kommen soziale und politische Aspekte.

International wird Coltan als sogenanntes Konfliktmineral eingestuft. Damit gemeint sind Bodenschätze und andere natürliche Ressourcen, die in Konflikt- oder Hochrisikogebieten angebaut oder gefördert werden. Die steigenden Preise für Coltan und Tantal entfachen den Kampf um die Abbaugebiete zwischen Rebellengruppen und feindlichen Nachbarländern immer wieder aufs Neue. Die Gruppen konkurrieren um die Bodenschätze und versuchen die politische Führung an sich zu reißen. Trotz rechtlicher Rahmenbedingungen, die vorgeben, dass Landbesitzer eine Lizenz zum Abbau von Mineralien benötigen, findet der Coltanabbau weitestgehend unkontrolliert statt. Die politische Instabilität und die Rechtsunsicherheit ermöglichen das Gedeihen von illegalen Minen. Kinderarbeit, Mord und Vergewaltigung sind die grausamen Folgen für die Arbeiter*innen. Die Einnahmen aus dem illegalen Geschäft finanzieren einen Bürgerkrieg, der seit 1996 bereits 5 Millionen Menschen das Leben gekostet hat.


Problemfall Coltan – wo liegt die Lösung?

  • Sensibilität der Unternehmen
    In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für Konfliktmineralien und Umweltzerstörung durch Rohstoffabbau gestiegen. Die Responsible Minerals Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, für „saubere“ Rohstoffe zu werben, sie zu zertifizieren und alle Interessengruppen für einen verantwortungsvollen Abbau zu gewinnen. In der Folge verpflichteten sich bereits einige Unternehmen, nur zertifiziertes Tantal zu nutzen.

  • Bewusstsein der Verbraucher*innen
    Durch eine möglichst lange Nutzung von Elektrogeräten lässt sich der Ressourcenbedarf erheblich verringern. Mithilfe von Reparaturen oder der Spende von Altgeräten (zum Beispiel über die Initiative reYOUrS) kann die Nutzungsdauer verlängert werden. Ist eine Wiederverwendung nicht möglich, sollten Verbraucher*innen darauf achten, ihren Elektroschrott dem Recycling zu zuführen. Denn Recyclingprozesse sind ein wichtiger Bestandteil einer ökologischen und effizienten Verwertungsstrategie.

  • Verbessertes Recycling
    Das Recycling von Tantal ist aufgrund seiner komplexen Eigenschaften sehr aufwendig. Aktuell liegt die weltweite Recyclingrate von Tantal bei nur etwa 50 %. Die Mikrokondensatoren stellen die gegenwärtigen Recyclingverfahren vor große Herausforderungen, denn um den wertvollen Rohstoff zu erhalten, ist erhebliche Feinmotorik erforderlich. Das Förderprojekt IRETA (Institute for Research, Education & Training in Addictions) forscht an einer Erkennungssoftware, die Kondensatoren auf den Platinen von Elektrogeräten identifizieren und vollautomatisch demontieren kann. Im Anschluss folgt die Aufbereitung des Kondensators zu einem Pulver. Durch dieses innovative Recyclingverfahren, aber auch durch Ökodesign könnte noch viel ungenutztes Potenzial erschlossen werden.

  • Nachhaltigere Geräte
    Unternehmen wie Fairphone und Shiftphone wollen ein Zeichen gegen die Verschwendung von Rohstoffen setzen. Sie arbeiten kontinuierlich daran, die Lebensdauer ihrer Geräte zu verlängern. Die Smartphones sind besonders reparaturfreundlich, Tutorials oder Pfandsysteme sollen Nutzer*innen motivieren, auf längere Nutzung oder Recycling zu achten.

 

Unser technologischer Fortschritt hat einen hohen Preis.
„Die Coltanvorkommen lagern zum Teil in Regenwaldregionen, die die Heimat bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind. Durch den Minenabbau werden ihre Lebensräume stark geschädigt.“
Die Autor*in
Lea-Fabienne Britten
Lea-Fabienne Britten
Hallo, mein Name ist Lea und ich studiere an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Soziologie und VWL.Ich arbeite bei der FES als Werkstudentin im Marketing. Das Thema Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen, weshalb ich mich freue nun auch als Autorin für den Recyclist zu schreiben.
Glühlampen und Radioröhren waren einst die ersten Einsatzbereiche von Tantal.
Kondensatoren in Handys und Computern arbeiten mit Tantal