Die Auswahl ist groß, die Qualität oft gering – Spielzeug für Haustiere ist meist wenig nachhaltig.

Nachhaltigkeit

Nachhaltige Haustierhaltung – geht das? Teil 2: Spielzeug und Ausstattung

Im ersten Teil unserer kleinen Serie rund um nachhaltige Haustierhaltung ging es um das Thema Ernährung. Heute widmen wir uns den anderen Produkten, die wir für Hunde und Katzen anschaffen. Auch hier lässt sich viel CO2 einsparen. Wichtig dabei ist ein Bewusstsein für die vielen kleinen Konsumfallen, in die man als leidenschaftliche*r Tierhalter*in gern einmal tappen kann.

Für Haustiere einzukaufen macht Spaß. Das wissen auch die Hersteller, die immer wieder neue bunte und innovative Produkte in die Tierfachmärkte bringen. Allein der stationäre Einzelhandel konnte im Jahr 2022 in Deutschland 5,1 Milliarden Euro umsetzen. Hinzu kommt der Online-Handel mit 1,2 Milliarden. Futter, Leckerchen, Katzenstreu, Bettchen, Kratzbäume, Spielzeug, Leinen und Halsbänder – die meisten Menschen, die ihre Tiere lieben, bringen ihnen immer mal wieder etwas Neues mit. Doch vieles hält nicht, was es verspricht. Worauf kann man achten?

Lustig, kurzlebig, überflüssig: Spielzeug

Hunde- und Katzenspielzeug gehört zu den kurzlebigsten Produkten überhaupt. Das mitgebrachte Stofftier ist nicht selten in Minuten zerfetzt, die Quietsche aus dem Gummiball mit den Zähnen herausoperiert. Besitzer*innen verschmerzen den Verlust meist schnell, das Produkt hat ja nur ein paar Euro gekostet und bei nächster Gelegenheit wird ein neues gekauft. Wer nachhaltig denkt, sollte diese Gewohnheit hinterfragen. Viele Spielzeuge sind aus Kunststoff, ihre Kurzlebigkeit bedeutet eine Verschwendung von Ressourcen.

Hier gibt es fünf Lösungsansätze:

  1. Das bereits vorhandene Spielzeug wird für eine Weile versteckt, sodass es dem Tier neu und attraktiv erscheint, wenn es wieder hervorgeholt wird.
  2. Manche Hersteller bieten extrarobustes Spielzeug an, das als solches gekennzeichnet ist und im Idealfall eine längere Lebensdauer hat.
  3. Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Spielzeug aus nachhaltigen Materialien. Statt Kunststoff kommen Kautschuk, recycelte Kletterseile, Wollfilz oder Hanf zum Einsatz.
  4. Tieren ist es egal, wie das Stofftier aussieht – Sie können es einfach mit einem beliebigen Flicken versehen und mit farblich unpassendem Garn reparieren. Ein Stofftier kann auch mit einem Bein weiterleben und muss noch nicht in den Müll.
  5. Verwenden Sie auch Dinge, die bereits im Haushalt vorhanden sind – alte Stofftiere ohne verschluckbare Kleinteile oder ein ausgedienter Filzschlappen können prima apportiert werden. Katzen werden mit einem neuen Pappkarton glücklich. Aber Achtung – nicht alles, was nach einem guten, nachhaltigen Hundespielzeug aussieht, ist auch geeignet. Lassen Sie Ihren Hund nicht mit Tennisbällen oder Holzstöckchen spielen, beides gefährdet die Gesundheit Ihres Hundes.

Qualität ist der Schlüssel: Hundebetten und andere Ausstattung

Wer günstig kauft, kauft zweimal – dies gilt für viele Produkte auf dem Heimtiermarkt. Überprüfen Sie deshalb unbedingt: Ist das Hundebett wirklich waschbar oder droht seine Füllung zu verklumpen? Hält das schicke Kissen eine Katzenkralle aus? Welchen Eindruck machen die Karabiner der Leine? Kann der (junge) Hund die Leine möglicherweise durchbeißen oder ist sie doppelt genäht und robust? Hält der Kratzbaum die kräftige, lebhafte Katze wirklich dauerhaft aus? Gute Produkte halten viele Jahre, ihre Mehrkosten lohnen sich und die Umwelt dankt es Ihnen. Zudem sind sie eine gute Investition in die Sicherheit und die Gesundheit Ihres Tiers. Achten Sie auf schadstofffreie Materialien und bevorzugen Sie recycelte und natürliche Stoffe. Lassen Sie sich in einem guten Fachgeschäft beraten und kaufen Sie vor Ort, wo Sie die Produkte anfassen und prüfen können (wer schickt schon gern Hundebetten per Post zurück?) Und so seltsam es klingt – im Geschäft können Sie auch an den Produkten riechen. Verströmen sie schon nach menschlichem Ermessen einen unangenehmen, chemischen Geruch, sind sie sicher nichts für sensible Tiernasen und bestimmt nicht nachhaltig.


Smart ist nicht immer clever: Gadgets

Elektronische Geräte erobern den Heimtiermarkt. Überwachungskameras zeigen, was unsere plüschigen Mitbewohner in unserer Abwesenheit anstellen, Futterautomaten rücken zu programmierten Zeiten Leckerlis heraus, Halsbandkameras dokumentieren das geheime Leben der Katze und GPS-Tracker geben Sicherheit. Sogenanntes „Smartes Spielzeug“ lässt sich via App aus der Ferne steuern. Das meiste ist eine Spielerei, die als Geschenk oder aus Spaß angeschafft wird. Nach einer kurzen Experimentierphase landen die Geräte auf dem Elektroschrottberg. Überlegen Sie genau, ob Sie solche Gadgets wirklich brauchen, ob sie der Sicherheit Ihres Tieres dienen oder sie sogar gefährden. Bei elektronischem Spielzeug sollte das Tier nie ohne Aufsicht bleiben. Es könnte zerstört, die Batterien verschluckt werden. Am besten (und nachhaltigsten) ist, es bleibt in China, wo solche „innovativen“ Produkte hergestellt werden. Und denken Sie daran – auch kleiner Elektroschrott muss als solcher entsorgt werden.

Von Kacka und Pipi: Katzenstreu und Kotbeutel

Katzenstreu und Kotbeutel stehen auf der Einkaufsliste von Tierhalter*innen immer weit oben und müssen ständig nachgekauft werden. Gibt es hier wirklich nachhaltige Produkte? Dem Thema nachhaltige Hundekotbeutel haben wir schon einmal einen eigenen Artikel gewidmet, dort können Sie alles genau nachlesen. Tatsächlich gibt es dabei große Unterschiede in der Nachhaltigkeit. In jedem Fall gilt: Gefüllte Beutelchen sollten nie in der Natur landen, ganz gleich, ob sie „kompostierbar“ sind oder nicht.

Herkömmliche Katzenstreu ist nicht nachhaltig, im Gegenteil. Wir sprechen hier von über 630.000 Tonnen mineralischen Abfalls, der in Deutschland jährlich durch Katzenstreu entsteht. Er muss als Restmüll verbrannt werden. Traditionell enthält Katzenstreu häufig Bentonit, ein Mineral, das Flüssigkeiten und Gerüche bindet. Dabei handelt es sich um vulkanische Asche, die nicht erneuerbar ist und im Tagebau mit großen Eingriffen in die Natur abgebaut wird. Auf weiten Wegen, etwa aus Kanada oder Afrika, gelangen solche Produkte zu uns. So wird schnell klar, dass die Ökobilanz übel ausfällt. Besser als mineralische Streu sind Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen, die nachhaltig gewonnen werden. Sie bestehen aus Pflanzenfasern, die bei der Getreideverarbeitung oder der holzverarbeitenden Industrie anfallen. So lassen sich auch die Wege kurz halten. Untersuchungen gehen von einer um 82 % besseren CO2-Bilanz gegenüber mineralischer Katzenstreu aus. (Viele weitere Tipps zur nachhaltigen Katzenhaltung finden Sie übrigens bei Catsforfuture.)

Sie sehen, wer für mehr Nachhaltigkeit in der Haustierhaltung sorgen will, kann an vielen Schrauben drehen. Und das besonders Tolle daran: Nachhaltige Produkte sind auch immer besser für Ihr Tier. Es wird weniger mit Schadstoffen belastet, lebt sicherer und einfach gesünder.

Das beliebteste Katzenspielzeug kostet nichts und ist in fast jedem Haushalt vorhanden – ein leerer Karton.
„Verströmen die Produkte schon nach menschlichem Ermessen einen unangenehmen, chemischen Geruch, sind sie sicher nichts für sensible Tiernasen und bestimmt nicht nachhaltig.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.
Ein Lieblingsball muss sein. Manche Marken bieten extrarobuste Produktlinien an.