Umweltschutz

Nachhaltige Haustierhaltung – geht das? Teil 1: Ernährung.

Zunächst einmal die schlechte Nachricht: Haustiere zu halten, ist nicht unbedingt nachhaltig. Das gilt insbesondere für die beiden beliebtesten – Katzen und Hunde. Und jetzt die gute: In unserer 2-teiligen Serie zeigen wir Ihnen, wie Sie mit wenigen Mitteln den CO2-Fußabdruck von Luna, Rocky & Co. verbessern können. Los geht’s mit der Ernährung.

Katzen sind Karnivoren, sie sind auf eine Nahrung angewiesen, die fast vollständig aus Fleisch oder Fisch besteht. Hunde sind omnivore Karnivoren, sie können auch andere Energiequellen gut verwerten. Insbesondere um die Hundeernährung tobt ein Meinungskrieg unter den Hundehalter*innen, in den wir uns hier nicht einmischen wollen. Welche Ernährung ein Tier bekommen soll, hängt sehr stark von seiner Gesundheit, seinem Alter, den Lebensgewohnheiten seiner Besitzer*innen und auch deren finanziellen Möglichkeiten ab. Wir möchten Ihnen hier nur einige Denkanstöße geben, die Ihnen dabei helfen, Futter unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu bewerten.

Verpackung und Lagerung

  • Die Herstellung von Trockenfutter hat einen hohen Energiebedarf, dies gilt übrigens auch für das sogenannte „kaltgepresste“ Trockenfutter. In Bezug auf die Verpackung und Lagerung ist es allerdings deutlich nachhaltiger als Nassfutter (Dosen) oder Rohfutter, das gefroren gelagert wird. Eine brasilianische Studie kommt zu dem Schluss, dass Trockenfutter gegenüber anderen Futtersorten am nachhaltigsten ist.
  • Wer Nassfutter verwendet, sollte auf möglichst große Dosen achten oder, noch besser, ein schnittfestes Futter wählen, das als „Hundewurst“ in einer Pelle verpackt ist. Jeden Tag eine oder zwei Dosen Abfall zu produzieren, ist nicht nachhaltig. Beim Katzenfutter sind Pouches (kleine Tüten) nachhaltiger als Aluschälchen.
  • Gefrorenes Futter (BARF) sollte möglichst frisch im stationären Handel gekauft und nicht im Online-Shop bestellt werden. Die aufwendige Verpackung für Frostfleisch und der Versand vergrößert den CO2-Fußabdruck deutlich. Auch die Lagerung von Frostfleisch zuhause belastet das Klima durch den hohen Energiebedarf.

Deklaration

Die meisten gängigen Tierfutter sind nicht „offen“ deklariert, das bedeutet, dass Sie nur grob oder gar nicht erkennen können, welche Tierart und welche pflanzlichen Inhaltsstoffe das Futter beinhaltet und in welchen Mengen es verwendet wurde. Je besser ein Futter deklariert ist, desto besser können Sie es in Bezug auf die Nachhaltigkeit bewerten.

Statt: „Fleisch & tierische Nebenerzeugnisse, darunter 4 % Huhn, Getreide und pflanzliche Nebenerzeugnisse, Gemüse, Öl, Kräuter, Mineralstoffe“

Besser: „Frisches Hühnerfleisch, Muskelfleisch 21 %, Herz 14 %, Hühnermägen 12 %, Leber 9 %, Hälse 5 % , Kartoffeln 10 %, Äpfel 9 %, Karotten 7,6 %, Fenchel 5 %, Zucchini 3 %, Tomaten 2 %, Mineralerde, Eierschalenpulver, Leinsamen, Seealgen, Hagebutten 2,0 %, Rapsöl 0,3 %, Rosmarin, Thymian, Petersilie 0,1 %“


Proteinquellen

Katzen und Hunde brauchen Protein. Wie viel, das hängt vom individuellen Tier ab. Nicht alle Proteinquellen sind gleich nachhaltig. So schneidet Rindfleisch in Sachen Klimabelastung viermal so schlecht ab wie Huhn oder Schweinefleisch. Allerdings sind auch diese beiden in Bezug auf das Tierwohl kritisch zu sehen. Hier lohnt es sich, Alternativen genauer anzusehen. Insbesondere das Hundefutter mit Insekten könnte eine gute Lösung sein. Hunde vertragen in der Regel auch problemlos einen Veggie-Day pro Woche, an dem es keinerlei tierische Proteine gibt. Einer Berechnung aus dem Jahr 2019 zufolge (zwischenzeitlich ist die Anzahl der Hunde gestiegen) würde allein ein einziger Veggie-Day bei allen deutschen Hunden 4.410 Tonnen Fleisch einsparen. Die rein vegetarische Ernährung wird heiß diskutiert (für Hunde, für Katzen ist eine solche Ernährungsform nicht möglich). Die Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK) kommt in einem Positionspapier aus dem Jahr 2020 zu dem Schluss, dass sich Hunde durchaus vegetarisch oder sogar vegan ernähren lassen. Wer für diese Ernährungsform offen ist, kann sich von dem inzwischen sehr breiten Produktangebot inspirieren und sich von Herstellerfirmen beraten lassen. In Katzenfutter ist häufig Fisch enthalten, der in der Regel nicht nachhaltig ist. Sowohl Lachs als auch Tunfisch sind unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit als Tierfutter tendenziell abzulehnen, zumal man deren Herkunft nicht kennt. Der WWF-Fischratgeber gibt Aufschluss über Fisch, der genutzt werden kann. Übrigens gibt ein hoher Proteingehalt im Futter keinen Aufschluss über seine Wertigkeit oder Verdaulichkeit. Auch ein Stück Schuhleder hat einen hohen Proteingehalt.

Nebenprodukte

Viele Tierbesitzer*innen lehnen Innereien ab. Sie gehen von sich selbst aus und möchten ihrem Tier deshalb am liebsten nur das vermeintlich Hochwertigste geben, und das ist in ihren Augen das Muskelfleisch. Doch für Katzen und Hunde sind Innereien nicht nur besonders schmackhaft und aromatisch, sie enthalten auch viele wichtige Vitamine. Wenn solche „Schlachtabfälle“, die für den menschlichen Verzehr kaum noch gefragt sind, als Tiernahrung genutzt werden, ist das durchaus nachhaltig. Und es ist auch eine Wertschätzung dem Futtertier gegenüber, wenn es vollständig genutzt wird. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass Klauen, Hufe und Federn zu einem Brei vermengt ein hochwertiges und gesundes Heimtierfutter abgeben, auch wenn solche „Zutaten“ bei manchen Herstellern gang und gäbe sind. Womit wir wieder beim Thema Deklaration wären. Fest steht: Tierische Nebenprodukte sind nicht per se schlecht, man muss nur jeweils wissen, was sich dahinter verbirgt. Pflanzliche Nebenprodukte sind in der Regel mit Vorsicht zu genießen, da sich dahinter oft minderwertige Abfallprodukte der Getreideverarbeitung verstecken.

Herkunft der Inhaltsstoffe

Herkömmliches Tierfutter stammt aus Massentierhaltung. Hier lohnt es sich, bei den Herstellern nachzulesen, aus welchen Quellen die Rohstoffe stammen. Am nachhaltigsten sind konkrete Angaben wie „Fleisch aus der Region“ oder „Weidevieh aus dem Allgäu“. Viele beliebte Trockenfuttersorten werben mit Rohstoffen aus Schweden, Alaska oder Kanada. Es ist nicht unbedingt einzusehen, warum eine Möhre um die halbe Welt reisen muss, und Fleischquellen gibt es auch hierzulande. Aus Nachhaltigkeitsgründen sind solche Futter eher kritisch zu sehen. Papaya, Chia-Samen, Quinoa oder Bananen – all diese weitgereisten Zutaten können problemlos durch regionale Zutaten ersetzt werden.

Snacks

Das Leckerli zwischendurch oder fürs Training muss nicht ernähren (das tut ja das Futter im Napf), sondern nur schmecken. Hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Während viele Katzen Käse lieben, knabbern manche Hunde gern Karotten oder Apfelstücke. Wer Freude daran hat, kann auch Hundekekse selber backen und dafür günstige und regionale Bio-Zutaten wählen. Fleisch muss dabei nicht verwendet werden.

Fazit:

Bei Tierfutter gilt das Gleiche wie bei Nahrungsmitteln für den menschlichen Verzehr: Regional, transparent erzeugt und hochwertig ist am besten. Wer sich Biofutter leisten kann, sollte hier zugreifen oder zumindest Hersteller mit Rohstoffen aus Deutschland wählen. Beim Hund ist Futter aus Insekten oder vegetarisches Futter zumindest tageweise eine nachhaltige Alternative. Wer für den Hund die Nahrung selbst zubereitet, kann Übriggebliebenes aus dem Haushalt nutzen (zum Beispiel Eier am Ende des Haltbarkeitsdatums, überzählige Kartoffeln, Fleischabschnitte oder Frischkäse) und spart viel Verpackung.

 

In unserer zweiten Folge erfahren Sie demnächst mehr über nachhaltiges Haustierspielzeug, über empfehlenswerte Ausstattung und Gadgets und die Umweltproblematik bei Hundekotbeuteln und Katzenstreu.

Es muss nicht immer Fleisch sein – manche Hunde nehmen Äpfel und Möhren gern als knackige Leckerei an.
„Allein ein einziger Veggie-Day bei allen deutschen Hunden könnte mindestens 4.410 Tonnen Fleisch einsparen.“
Die Autor*in
Heidi Schmitt
Heidi Schmitt
Egal, ob mit ihrem italienischen Hund Panini oder als leidenschaftliche Läuferin: Heidi ist fast immer zu Fuß unterwegs. Die wilde Vermüllung von Grünflächen in ihrer Wahlheimat Frankfurt macht ihr dabei sehr zu schaffen. Mit alltäglichen Clean-up-Aktionen und der Tastatur hält die Bloggerin und Autorin dagegen. Ihr besonderes Interesse gilt außerdem innovativen Recyclingmethoden und verstecktem Elektroschrott in Dingen des Alltags.
Die Dosenflut macht Nassfutter zu einer wenig nachhaltigen Futterart.